keit, die ſich in Berlin in beſonderem Maße bemerk⸗ bar macht, ohne daß man beſondere Unterſuchungen anzuſtellen braucht, ganz ſicher in entſprechendem Maße auch in Charlottenburg zu bemerken iſt. Nun haben die an der Arbeitsloſigkeit und an den Arbeits⸗ verhältniſſen ganz beſonders intereſſierten Organi⸗ ſationen der Arbeiter eine Aufnahme über die Arbeitsloſigkeit in Berlin veranſtaltet; es ſind das die geweriſchaftlichen Organiſationen, die zum größten Teil, Arbeitsloſenunterſtützungen zahlen und die daher inder Lage ſind, die Zahl ihrer Arbeits⸗ loſen mit Leichtigkeit eeſtſtellen zu können. Da hat ſich denn ganz ausnahmslos ergeben, daß in allen Organiſationen die Zahl der Arbeitsloſen, ver⸗ glichen mit der Zahl der Arbeitsloſen zur gleichen Zeit des Voriahres, gan; außerordentlich geſtiegen iſt: bei den Buchdruckern von 500 auf 600, bei den Sattlern von 158 im vorigen Jahre auf 225 in dieſem Jahre. Bei jeder einzelnen Organiſation hat ſich die Zahl der Arbeitsloſen erheblich, zuweilen um das Doppelte und Dreifache, vermehrt. Die Stein⸗ drucker und Lithographen z. B., die Mitte Dezember 1906 nur 83 Arbeitsloſe zählten, zählten Mitte Dezember 1907 247 Arbeitsloſe. Auch die Zahlen der Arbeitsloſen⸗Unterſtützungen, welche von dieſen Gewerkſchaften an ihre arbeitsloſen Arbeiter gezahlt werden, ſind naturgemäß ganz außerordentlich an⸗ geſchwollen. Um Ihnen bloß einige Zahlen zu geben, ſo haben die Buchdrucker im IV. Quartal des Fahres 1906 nur 50 000 ℳ auszahlen müſſen, im IV. Quartal des Jahres 1907 dagegen 86 000 ℳ; bei den Holzarbeitern ſind die Unterſtützungen von 44 000 ℳ im IV. Quartal 1906 auf 107 000 ℳ im IV. Quartal 1907 geſtiegen. Die Metallarbeiter zahl⸗ ten Mitte Dezember 1906 60000ℳ, dagegen diesmal 107 000 ℳ, die Zimmerer im IV. Quartal 1906 4800 ℳ, im IV. Quartal 1907 21 000 und einige Mark. Das ſind, wie geſagt, nur die Zahlen einzelner Organiſationen, die ich hier zur Verleſung gebracht habe; bei jeder andern iſt das Anwachſen in gleichem Maße zu bemerken. Dabei darf man nicht ver⸗ geſſen, daß es ſich hier lediglich um die Ziffer der Arbeitsloſen handelt, welche den betreffenden Organiſationen angeſchloſſen ſind, keinesfalls alſo um die Geſamtziffer der arbeitsloſen Arbeiter in Berlin. Denn dieſe betrübende Tatſache kann ja gar nicht verſchwiegen werden: eine außerordentlich große Zahl von Arbeitern iſt eben den Organiſa⸗ tionen nicht angeſchloſſen, entgeht daher auch der Erfaſſung bei deratigen Aufnahmen. Es wurden etwa 16 000 männliche und 300 weibliche Mit⸗ glieder bei dieſen Organiſationen Mitte Dezember 1907 an Arbeitsloſen gezählt. Fügt man diejenigen Arbeitſuchenden hinzu, die beim Zentralarbeits⸗ nachweis ſich meldeten, ohne in dieſen Organiſa⸗ tionen zu ſein, ſo kommt man auf eine Zahl von über 22 000 Arbeitsloſen für Mitte Dezember in Berlin, wonach ſich die Schätzung rechtfertigt, da ja auch hier nur ein Bruchteil erfaßt wird, daß wir im Dezember des vorigen Jahres ungefähr 30 000 Arbeitsloſe in Berlin hatten. Und wir können keineswegs ſagen, daß eine ſolche außerordentliche Arbeieloſiglen in Berlin uns nicht zu kümmern brauchte, weil Berlin ja nicht Charlottenburg ſei; denn wenn ſich die Arbeitsloſigkeit in Charlotten⸗ burg auch nicht in demſelben Maße bemerkbar macht, weil ja Charlottenburg nicht gerade derjenige Ber⸗ liner Vorort iſt, der die allerſtärkſte Arbeiterbe⸗ völkerung hat, ſo macht ſich doch bei der Arbeiter⸗ 7 —— bevölkerung Charlottenburgs dieſe Arbeitsloſigteit in demſelben entſprechenden Maße geltend, und muß ſie ſich geltend machen. Wir können aber auch zum Beweiſe dafür, daß wir ganz ſpeziell hier am Orte, ganz ſpeziell in Charlottenburg, eine erhebliche Arbeitsloſigteit haben, auf beſtimmte Anzeichen hin⸗ weiſen. Die monatlichen Überſichten, die das Statiſtiſche Amt uns zukommen läßt, ergeben ja auch eine Darſtellung des Arbeitsmarktes, und es wird da in der Monateüberſicht, die in unſerem Statiſtiſchen Amte aufgeſtellt worden iſt, für den Monat Oktober — den letzten uns zugegangenen Monat — auf den außerordentlichen Rückgang der Mitglieder derjenigen Krankenkaſſen verwieſen, die der Aufſicht des Magiſtrats unterſtellt ſind; die⸗ ſelben ſind Anfang des November um 1895 unter den Beſtand von Anfang Oktober gefallen. Es werden dann ebenfalls in Vergleich geſetzt die offenen Stellen, die beim Arbeitsnachweis gemeldet waren, mit der Anzahl von Bewerbungen, die beim Arbeits⸗ nachweis eingingen, und dann heißt es ausdrück⸗ lich: „Die Lage des Arbeitsmarktes ſtellte ſich im Oktober gegenüber dem vom September außer⸗ ordentlich viel ungünſtiger.“ Meine Herren, Sie haben ja auf Ihren Plätzen die Überſicht des Statiſti⸗ ſchen Amtes für den November gefunden, und auch in dieſer Überſicht heißt es: „Die Lage des Arbeits⸗ marktes ſtellte ſich ungünſtigerals im Vormonat und in dem Parallelmonat des Voriahres“. Es iſt alſo der Rückgang der Konjunktur der Arbeit ein dauernder und anhaltender geweſen. Ich kann auch verweiſen auf die Zahlen der Mitglieder der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe in Charlottenburg, die uns zur Verfügung ſtehen. Ich habe hier die Zahlen der Mitglieder für ſämtliche einzelnen Monate der Jahre 1904 bis 1907, und da iſt es außerordentlich charakteriſtiſch, daß vom Monat Auguſt ab die Zahl der Mitglieder der Krankenkaſſe während aller Fahre in einzelnen Monaten dauernd und zwar nicht unerheblich gewachſen iſt. Im Auguſt 1904 hatten wir 25 126 Mitglieder. Dieſe Zahl ſtieg andauernd bis zum Dezember auf 26 517, alſo im ganzen um 1400 oder um 5½ %. Faſt genau die gleiche Bewegung ſehen wir im Jahre 1905: ein Anwachſen der Mitglieder vom Auguſt von 28 680 bis zum Dezember auf 30 421, und zwar ein Anwachſen, das ganz regelmäßig in den einzelnen Monaten erfolgte, im ganzen ein Anwachſen um 6%. Genau die gleiche Erſcheinung haben wir im Jahre 1906, wo das Anwachſen in dieſen Monaten 5,1% betrug. Demgegenuber beobachten wir im Jahre 1907 ſeit dem Monat Auguſt ein dauerndes und ſtändiges Zurückgehen von 33 349 Mitgliedern im Auguſt auf 33 096 im September und bis zu 31 788 im Dezember, das heißt ein Zurückgehen um 4,7 %. Alſo ſtatt des ſonſt in den anderen Jahren gewohnten Anwachſens um 5 bis 6 % eine direkte Einbuße —nicht etwa ein Minderwachstum, ſondern eine direkte Einbuße — der Mitglieder um 4,7 %! Ich glaube, aus allen dieſen Daten geht das Eine klar und deutlich hervor, daß tatſächlich die Arbeitsloſigkeit in der gegenwärtigen Zeit der Kriſe außerordentlich iſt. Es wäre ja auch recht wunder⸗ bar, wenn zwar, wie der Herr Oberbürgermeiſter in ſeiner einleitenden Rede ſagte, ein allgemeiner Druck auf den Geldverhältniſſen noch beſteht, wenn aber trotz dieſes Druckes auf den Geldverhältniſſen die Lage des Arbeitsmarktes uns das gewohnte Bild zeigen würde, wenn ſie nicht dieſen allgemeinen