—% 414 —— Auf dem Gebiete, das ich heute nur ſehr kurz behandelt habe, (Heiterkeit.) — gewiß, meine Herren, ich habe mir, glaube ich, die möglichſte Beſchränkung auferlegt — (Erneute Heiterkeit) auf dieſem Gebiete hat der Magiſtrat bisher leider loſigkeit? — ſondern auch um die Frage, in welchem verſagt. Ich möchte Sie bitten, Ihre Tätigkeit in dieſem Hauſe damit zu beginnen, Ihren Willen auszuſprechen, daß auf dieſem Gebiete der Magiſtrat energiſch vorwärts gedrängt werden ſoll. Ich bitte Sie, nehmen Sie unſeren Antrag an. (Bravo! bei den Sozialdemokraten.) Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, als der Herr Stadtv. Hirſch am 18. Dezember v. I. die Anfrage an den Magiſtrat richtete, was er hin⸗ ſichtlich der Arbeitsloſigkeit zu tun gedenke, hatte ich Gelegenheit, Ihnen bereits mitzuteilen, daß der Magiſtrat dieſe Anfrage weder am 18. Dezember noch auch heute würde beantworten können, und ich werde auf dieſem Standpunkt beharren müſſen, ob⸗ gleich die Situation ſich dadurch nicht unweſentlich verändert hat, daß aus dieſer Frage inzwiſchen ein Antrag geworden iſt, der für den Fall, daß Sie ihn annehmen ſollten, den Magiſtrat doch ſchon recht erheblich vinkulieren würde, und dem heute gerüſtet und gewappnet entgegenzutreten infolgedeſſen eigentlich Pflicht des Magiſtrats wäre. Meine Herren, ich glaube trotzdem, daß ich mir verſagen ſoll, dem Herrn Stadtv. Dr Borchardt in der Weiſe mit Material zu entgegnen, wie ich es gern möchte. Ich habe genügend Material zur Verfügung, das § ich hier vortragen könnte; ich nehme aber deshalb Abſtand, von dieſem Material Gebrauch zu machen, weil erſtens, wie ich ſchon ſagte, dieſes Material zunächſt erſt am 10. Januar dem Ausſchuß und demnächſt dem Magiſtrat unterbreitet werden muß, und weil zwar das Material heute nach meiner Auf⸗ faſſung unumſtößlich iſt, weil aber immerhin die Kritik an dieſem Material eine verſchiedene ſein kann, und weil ich zunächſt dem eingeſetzten Magi⸗ ſtratsausſchuß die Kritik an dieſem Material nicht vor⸗ enthalten möchte. Im übrigen kommt noch ein weiterer Umſtand hinzu, nämlich die Erwägung, daß es unmöglich iſt, eine derartige Frage hier im Plenum ausführlich zu behandeln. (Sehr richtig! bei den Liberalen.) Ich bin überzeugt, daß ſchon das Material, das Herr Dr Borchardt, wie er behauptet, in der möglichſten Kürze vorgetragen hat, nicht hat in vollem Maße gewürdigt und verſtanden werden können: es iſt gar nicht möglich, es zu kontrollieren, und es iſt doch unter allen Umſtänden eine Kontrolie dieſes Materials notwendig; denn Herr Dr Borchardt wird ſelbſt nicht für alle Zahlen, die er vorgetragen hat, eintreten können. Sie werden auch in nancher Hinſicht noch der Ergänzung durch Ver⸗ gleichszahlen bedürfen. Immerhin werde ich ſelbſt dem Herrn Stadtv. Dr Borchardt nachher doch noch mit einigen Zahlen entgegentreten müſſen. Ich will hier gleich zur Erwägung geben, daß es ſich wahrſcheinlich empfiehlt, den Antrag des Herrn Dr Borchardt nicht heute hier im Plenum zu be⸗ handeln, (Sehr richtig!) ſondern, wenn Sie dem Magiſtrat nicht zutrauen wollen — was ich eigentlich nach dem Vertrauens⸗ votum, das Herr Stadtv. Dr Borchardt ausge⸗ ſprochen hat, annehmen ſollte —, daß er die Sache auf dieſem Gebiete. ſelbſtändig weiter behandeln wird, dann wenigſtens dieſe Angelegenhet nicht heute zur Entſcheidung zu bringen, ſondern ſie im Ausſchuß gründlich zu prüfen. (Sehr richtig!) Das wird um ſo mehr nötig ſein, als es ſich ja nicht nur um die Frage handelt: beſteht eine Arbeits⸗ Maße ſie beſteht, ferner um die Frage, in welchem Umfange die Kommune verpflichtet iſt, dieſer Ar⸗ beitsloſigkeit entgegenzutreten, und drittens, mit welchen Mitteln ſie ihr entgegengetreten ſoll. Der Herr Stadtv. Dr Borchardt hat ja alle dieſe drei Geſichtspunkte erörtert, und ich meine, ſie ſind durch⸗ aus einer umfangreichen Erörterung bedürftig: da Herr Dr Borchardt ja nur die Hälfte ſeines Materials vorgetragen hat und es ſchade ſein würde, wenn die andere Hälfte ſeines Materials nicht auch die nötige Würdigung erführe, glaube ich, daß Herr )r Bor⸗ chardt in die Lage verſetzt werden ſollte, ſein ganzes Material in einem Ausſchuß vorzutragen, und dann würde erſt meiner Anſicht nach die Verſammlung an Hand der Prüfung der Ausſchußarbeit in der Lage ſein, zu der Frage Stellung zu nehmen. Mit einigen Worten will ich nun auf die drei Gruppen der Frage eingehen, die Herr Stadtv. Dr Borchardt angeregt hat. Erſtens: beſteht eine Arbeitsloſigkeit? Gewiß beſteht ſie; darüber iſt noch kein 3weifel geweſen. Das heißt, es beſteht ein Nachlaſſen der Arbeitsgelegenheit im Verhältnis zu den günſtigen Konſunkturen im Verlauf des Jahres 1907 bzw. 1906. Daß aber ein Notſtand in dieſer Beziehung vorhanden iſt, daß außerge⸗ wöhnlich ungünſtige Verhältniſſe in dieſer Hinſicht vorliegen, darin möchte ich dem Herrn Stadtv. Dr Borchardt heute widerſprechen, genau ſo, wie ich ich es am 18. Dezember getan habe. Das Material, das in der Zwiſchenzeit aufgelaufen iſt, iſt, vorbe⸗ haltlich der Kritik im einzelnen, nicht geeignet, die Frage im Sinne des Herrn Dr Borchardt zu beant⸗ worten. Meine Herren, Herr Dr Borchardt hat Bezug genommen zunächſt auf das Reichsarbeitsblatt, das vom Kaiſerlichen Statiſtiſchen Amt herausgegeben wird. Ich will aus dem Abſchnitt „Bewegung des Beſchäftigungsgrades“ in der Dezemberausgabe vom 21. Dezember v. I. nur folgenden Satz vorleſen: Das Geſamtbild des Arbeitsmarktes kann, ſoweit die Nachweiſungen der Krankenkaſſen dafür Unterlagen bieten, noch als verhältnis⸗ mäßig günſtig bezeichnet werden, wenn auch in der normalen Weiterentwicklung in einigen der Hauptgewerbezweige eine gewiſſe Störung und ein Nachlaſſen in der Beſchäftigung ein⸗ getreten zu ſein ſcheint. An anderer Stelle heißt es unter der Über⸗ ſchrift: „Der Arbeitsmarkt im November 1907“: In den Berichten der Arbeitsnachweiſe iſt ein gewiſſes Nachlaſſen des Beſchäftigungs⸗ grades nicht zu verkennen. Nun, meine Herren, das klingt doch weſentlich anders als das, was Herr Stadtv. Dr Borchardt aus dieſem Material hergeleitet hat. Im übrigen er⸗ gibt ſich das Gleiche auch aus der Nummer vom 15. Dezember des „Arbeitsmarktes“, der ja von unſerem Stadtrat Herrn Profeſſor Dr Jaſtrow herausgegeben wird, einer anerkannten Autorität Darin iſt ausdrücklich folgender Satz enthalten: