Abſtand genommen worden, da man der Anſicht war, daß es im Intereſſe der Sache beſſer wäre, dem Magiſtrat nicht vorzugreiien. Ich möchte Sie bitten, meine Herren, den Antrag des Ausſchuſſes anzunehmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Aus⸗ ſchuſſes, wie folgt: Die Verſammlung erachtet den Antrag der Stadtv. Bollmann und Gen. für erledigt und erſucht den Magiſtrat, eine entſprechende Er⸗ höhung des Beitrages für die Unfallſtationen in Erwägung zu ziehen.) Vorſteher Kaufmann: Es ſind zwei Anträge eingegangen, die ich zur Kenntnis der Verſammlung bringe. Zunächſt: Unterzeichnete beantragen: Stadtverordne⸗ tenverſammlung wolle beſchließen: Der Magi⸗ ſtrat wird erſucht, die Einführung einer Poli⸗ klinik im neuen Krankenhauſe ſobald als möglich zu veranlaſſen. Unterſchrieben vom Kollegen Vogel 1 und einer genügenden Anzahl von Kollegen. Ich werde den Antrag auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung ſetzen. Der zweite Antrag lautet: Die Unterzeichneten beantragen, den Magiſtrat zu erſuchen: Vorſtellungen bei dem Reichs⸗ poſtamte zu machen gegen die von demſelben beabſichtigte, in der bezüglichen Denkſchrift (veröffentlicht im Reichsanzeiger vom 27. De⸗ zember 1907) ausführlich begründete Ver⸗ teuerung der Fernſprechgebühren. Unterſchrieben vom Herrn Kollegen Liſſauer und einer genügenden Anzahl von Kollegen. Auch dieſen Antrag bringe ich auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung. Wir gehen weiter zu Punkt 10der Tagesordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Errichtung von Milchhänschen. Druckſache 312 (von 1907). Berichterſtatter Stadtv. Dr Röthig: Meine Herren, auf Grund eingehender Beratung em⸗ pfiehlt Ihnen der Ausſchuß: 1. die Magiſtratsvorlage mit der Maßgabe an⸗ zunehmen, daß an Stelle des Karl-Auguſt⸗ Platzes der Stuttgarter Platz zur Aufſtellung eines Milchhäuschens beſtimmt werden ſoll, 2. den Magiſtrat zu erſuchen, a) einen Automatenapparat „Labſal“ zur probeweiſen Aufſtellung kommen zu laſſen, b) bei der Abmachung mit dem Verein für Kaffeeſtuben und Erfriſchungskarren der Stadt eine Kontrolle über die Beſchaffen⸗ heit der Getränke und des Betriebes vor⸗ zubehalten. Hiermit hat ſich der Ausſchuß im weſentlichen auf den Boden der Magiſtratsvorlage vom 19. Juni 1907 geſtellt. Den Bedenken, die ſeinerzeit hier in der Verſammlung und auch im Ausſchuß dahin geäußert ſind, daß wir bei einem Abſchluſſe mit dem Verein für Kaffeeſtuben und Erfriſchungs⸗ karren ſehr bald in die Lage kommen könnten, eine Subvention zahlen zu müſſen, hat ſich der Ausſchuß nicht angeſchloſſen. Ebenſo wenig war er der Meinung, daß in den zu errichtenden Milchhäuschen 18 lediglich Milch zum Ausſchank kommen dürfe. Er glaubte vielmehr, mit Hinſicht auf die berechtigten Wünſche eines Teiles der Bevölkerung, daß es dem Verein freiſtehen müſſe, eventuell neben guter und einwandfreier Milch, die in erſter Linie verſchänkt werden ſolle, auch Kaffee oder Tee zu verkaufen. Dagegen hat es der Ausſchuß für wünſchenswert erachtet, daß die Stadt eine Kontrolle der Getränke und des Betriebes ſelbſt vornimmt, und daß infolgedeſſen beim Abſchluß des Vertrages der Stadt das Recht einer ſolchen Kontrolle ge⸗ ſichert wird. Dem Ausſchuß lag ferner die Beſchreibung eines Milchautomaten namens „Labſal“ vor, die auch Ihnen hier zur Verfügung ſteht. Dieſer Automatenapparat iſt, wie ich inzwiſchen erfahren habe, in einer ganzen Reihe von Städten probe⸗ weiſe zur Aufſtellung gelangt, und nach den Be⸗ obachtungen in Lübeck ſcheint er ſich zu bewähren. Da aber bisher weitere praktiſche Erfahrungen nicht vorliegen, ein theoretiſches Studium aber immerhin Verſuche mit ihm lohnend erſcheinen laſſen, ſo war der Ausſchuß der Anſicht, den Magi⸗ ſtrat erſuchen zu ſollen, ſolche Verſuche anzuſtellen, allerdings unter der ſtrikten Vorausſetzung und Bedingung, daß durch dieſe Verſuche der Stadt keine nennenswerten Koſten erwachſen. Er war aber auf keinen Fall der Anſicht, daß durch ſolche Verſuche die Errichtung der Milchhäuschen ver⸗ zögert werden ſolle. Er war aber auch nicht etwa der Anſicht, wie es geſtern in der Zeitung zu leſen war, daß dieſer Automatenapparat nun in den Milchhäuschen zur Aufſtellung kommen ſolle, ſondern er glaubte, daß, wenn ſich der Apparat überhaupt bewähre, er vielleicht neben den zu errichtenden Milchhäuschen an anderen Stellen der Stadt, z. B. auf Schulhöfen, Verwendung finden könne. Ich bin mit meinem Referat zu Ende und empfehle Ihnen die Ausſchußanträge zur Annahme. Stadtv. Harniſch: Ich möchte nur zu der techniſchen Frage eine Bemerkung machen. Wir haben hier eine ſehr gute Zeichnung dieſer Häuschen vor uns. Ich habe von meinem Standpunkt als Architekt daran nichts auszuſetzen; aber. ich möchte bitten, daß der Magiſtrat vielleicht in Erwägung zieht, ſtatt dieſe eine Zeichnung dreimal zu ver⸗ wirklichen, mindeſtens zwei, am liebſten drei ver⸗ ſchiedene Entwürfe anzufertigen und auch aus⸗ zuführen, nicht nur aus dem Grunde, daß wir dadurch die Allgemeinheit mehr erfreuen würden, ſondern auch, weil wir unſer Stadtbild dadurch viel netter ausgeſtalten können, und ſchließlich auch im Hinblick auf die „Kunſtdeputation“. Wir hätten dann auch nicht mit dem nicht gerade an⸗ genehmen Zuſtande zu rechnen, wie z. B. in Berlin, wo Zeitungshäuschen dutzendweiſe in faſt gleicher Ausführung ſtehen; wir könnten es beſſer machen als Berlin. Wie ja auch bei den Untergrundbahnhöfen überall verſchiedene Löſungen gewählt ſind. Ich würde es für einen Vorteil halten, wenn wir eine Verſchiedenheit in der Ausgeſtaltung der Häuschen erreichen. Stadtbanrat Seeling: Meine Herren, dieſe Anregungen würden ja an ſich nur zu begrüßen ſein; bloß würden dann, wenn wir jedes einzelne Häuschen individuell behandeln, naturgemäß auch die Koſten ſich etwas ſteigern, und wir werden mit