Meine Herren, Sie werden vielleicht ſagen: der zweite Teil des Antrages iſt ein Sprung ins Dunkle, das iſt ein Antrag, der ſich ſehr ſchön anhört, für den aber doch keine Grundlagen da ſind. Meine Herren, ein Novum iſt es, das gebe ich ſofort zu, und ich würde unrecht tun, wenn ich den Antrag heute vorlegen würde und ſagen: ich weiß ſelber keine Wege, es gibt auch keine. Nein, meine Herren, es gibt Wege, es gibt viele Wege. Bei der vorgerück⸗ ten Zeit will ich ganz kurz hinweiſen, daß z. B. ein Weg Schulen beſuchen, anheimgeſtellt wird, ihrerſeits ſich eine Legitimation bei dem Magiſtrat zu beſorgen, daß entſprechend ihrer Steuerleiſtung die Behand⸗ lung etwa in der Zahnklinik zu dem und dem Satze erfolgen kann — oder bei einem Privatarzt; denn ich würde auch gar nichts dagegen haben, daß die Kinder bei Privatzahnärzten behandelt würden; irgend eine Befürchtung, daß die Zahnärzte durch ſolche Maßnahmen in ihren Einnahmen geſchmälert werden, teile ich nicht. Meine Herren, nehmen wir einen Aſſiſtenten, der 3000 ℳ Gehalt hat, der ein Kind auf eine höhere Schule ſchickt; er iſt nicht in der Lage, die höheren Koſten auszugeben, die eine ärztliche, und auch nicht die, die eine zahnärztliche Behandlung unter Umſtänden erfordert. Wir müſſen dieſen Klaſſen auch entgegenkommen. Meine Herren, es gibt auch noch mehr Wege; ich will auch heute nicht dieſen Weg als den allein richtigen hin⸗ ſtellen; ich habe nur erwähnen wollen, daß es immerhin beſchreitbare Wege gibt. Wir wollen nur dem Magiſtrat zur Erwägung geben, gerade auf dieſem Gebiete zu verſuchen, dem ſozialen Be⸗ dürfnis Entſprechendes zu ſinden. Nun kann ich auch die Bedenken meiner Freunde nicht verhehlen, die wir gegen die Erhyö⸗ hung der Magiſtratsvorlage gehabt haben. Ich habe im Ausſchuß mich bemüht, dem⸗ gegenüber die Vorlage des Magiſtrats durchzu⸗ bringen; es iſt mir aber nicht gelungen; ich habe nur wenig Unterſtützung gefunden. Meine Herren, wir ſind vollkommen gleicher Anſicht wie der Magiſtrat, daß man auf dieſem Gebiete doch erſt einmal klein anfangen ſoll, und daß es richtiger geweſen wäre, bei den Sätzen zu bleiben, die der Magiſtrat vor⸗ geſchlagen hat, wegen des Vergleichs mit dem Krankenhauſe, wegen des Vergleichs mit anderen Beamten. Bezüglich der Aſſiſtenten iſt es ja voll⸗ ſtändig gleichgültig, ob Sie im erſten Jahre 2700 ℳ und im zweiten 3000 ℳ. geben oder in beiden Jahren 3000 ℳß; die Kräfte, die wir bekommen, werden natürlich in beiden Fällen die gleichen ſein; es ſind das naturgemäß nur Durchgangsſtellen. Ebenſo glaube ich, daß ein weſentlicher Unterſchied in der Erwerbung der leitenden Kraft nicht hervor⸗ gerufen wird durch die Erhöhung von 4500 auf 6000 ℳ, da die wirklich berühmten Zahnärzte, die Einnahmen von vielleicht 20 000 ℳ im Jahre haben, in dem einen und in dem anderen Falle die Stellen nicht annehmen werden. Trotz aller Bedenken werden wir der Vorlage, wie ſie aus dem Ausſchuß herausgekommen iſt, zuſtimmen. Wir würden allerdings, wenn von anderer Seite ein Antrag auf teilweiſe Wiederher⸗ ſtellung der Magiſtratsvorlage geſtellt würde, alſo auf Herabſetzung der Zahl der Aſſiſtenten, des Ge⸗ haltes uſw., einem ſolchen Antrag zuſtimmen. Stadtſchulrat Dr Neufert: Zu dem Antrage des Herrn Vorredners möchte ich mir einige Worte 23 —— erlauben. Es iſt im Magiſtrat auch die Rede davon geweſen, ob nicht die Freiſchüler der höheren Lehr⸗ anſtalten mit in die koſtenloſe Behandlung in der Schulzahnklinik eingeſchloſſen werden ſollten. Wir haben aber ſchließlich davon abgeſehen, einen dies⸗ bezüglichen Satz mit in die Vorlage aufzunehmen, weil wir esfür zweckmäßig hielten, zunächſt langſam zu marſchieren; und da es ſich um eine verhältnis⸗ mäßig neue Einrichtung handelt, über die auch in anderen Städten noch wenig Erfahrungen vor⸗ der wäre, daß den Eltern der Kinder, die höhere liegen, ſo wird es um ſo nötiger ſein. Es wird ſich auch empfehlen, daß wir unſern erſten Verſuch nicht allzu ſehr belaſten. Es iſt eine weſentlich ſchwierigere Arbeit für den Leiter der Schulzahn⸗ klinik, wenn er gleich im erſten Jahre ſeiner Tätig⸗ keit auf die Schüler der Gemeindeſchulen ſowohl als auf die der höheren Schulen Rückſicht nehmen ſoll. Es wird wahrſcheinlich noch einige Zeit ver⸗ gehen, bis die geeigneten Perſönlichkeiten gefunden ſind, und dann müſſen ſie ſich erſt einarbeiten. Das iſt auch ein Grund geweſen — ich ſchließe mich da dem, was der Herr Bürgermeiſter geſagt hat, voll⸗ ſtändig an —, weshalb wir auch im erſten Jahre zunächſt mit nur einem Aſſiſtenzarzte rechneten. Nach meiner perſönlichen Anſicht wird es nur konſequent ſein, wenn wir erwägen, ob die Wohltat der zahnärztlichen Behandlung nicht auch den⸗ jenigen Schülern der höheren Lehranſtalten zuteil werden ſoll, die bisher unter den gleichen Verhält⸗ niſſen gelebt haben wie unſere jetzigen Gemeinde⸗ ſchüler, die aus der Gemeindeſchule nur deshalb herausgekommen ſind, weil ſie Hervorragendes leiſteten, deren Eltern nicht große Geldopfer für ſie zu bringen vermögen. Sie ſollen doch nicht dadurch einen Nachteil erleiden, daß ſie beſonders Tüchtiges geleiſtet haben und fleißig und brav geweſen ſind. Ich glaube wohl, daß im Magiſtrat bezüglich der Freiſchüler keine Bedenken erhoben werden dürften. Gegen den zweiten Teil des Antrages Stadt⸗ hagen aber liegen mancherlei Bedenken vor. Es wird beiſpielsweiſe auch geprüft werden müſſen, ob wir den berechtigten Intereſſen der hieſigen Zahnärzte nicht zu nahe kommen. Dieſe Frage zu beantworten, wird jedenfalls ſchwer ſein. Wir haben es ſehr angenehm empfunden, und es ver⸗ dient anerkannt zu werden, daß die hieſigen Zahn⸗ ärzte während der mehr als zwei Jahre dauernden Vorverhandlungen dem Magiſtrate gegenüber nie⸗ mals ihre Privatintereſſen in den Vordergrund geſtellt haben — vielleicht mit einer einzigen Aus⸗ nahme. Zunächſt iſt der Magiſtrat noch nicht in der Lage, darüber irgendeine Auskunft bezüglich ſeiner Stellungnahme zu geben. Stadtv. Dr Frentzel: Meine Herren, die An⸗ regung des Kollegen Stadthagen muß wohl in ihrem Prinzip als etwas Dankenswertes bezeichnet werden, obgleich ich im Augenblick doch noch nicht recht weiß, wie die Ausführung dieſes Planes, wenigſtens in der vollkommenen Ausdehnung, wie er es hier ſtiziert hat, vor ſich gehen ſoll. Ich habe mich aber hauptſächlich zum Wort gemeldet, um doch den Magiſtrat zu bitten, der Forderung des Ausſchuſſes etwas freundlicher gegenüberzutreten, wenigſtens in zwei Punkten. Dieſe beiden Punkte beziehen ſich erſtens auf das Gehalt des Dirigenten und zweitens auf die Zahl der Aſſiſtenzärzte.