24 Um mit letzterem anzufangen, bin ich nicht der Anſicht, daß bei der Eröffnung der Klinik wenig zu tun ſein wird; ganz im Gegenteil glaube ich, daß aus den — ich möchte ſagen: in zahnärztlicher Hinſicht ungeordneten — Verhältniſſen heraus ſich gleich eine große Menge von Kindern zur Behand⸗ lung ſtellen wird, und daß es auch notwendig ſein wird, daß die Herren ſich in der Klinik mit ihrem Unterperſonal — Wärtern, Technikern, und was da alles gebraucht wird — etwas einarbeiten, bis ſie ſich an dasjenige Tempo der Arbeit gewöhnt haben, welches notwendig ſein wird, um ſpäter den weiteren Dienſt ſtörungslos zu verſehen. Endlich möchte ich den Herrn Bürgermeiſter darauf aufmerkſam machen, daß man einen Zahn⸗ arzt in leitender Stellung doch nicht mit einem Oberapotheker vergleichen kann, nicht etwa weil die Kenntniſſe nicht adäquat wären — das liegt mir fern —, wohl aber, weil der Zahnarztberuf doch ganz andere Anforderungen an die Arbeits⸗ kraft ſtellt und von den Nerven ſehr viel ver⸗ langt; zweitens wird auch Arbeit, Beaufſichtigung der Aſſiſtenten und des ganzen Betriebes ſehr groß ſein. Auch die Verantwortung, die der Dirigierende allein trägt, der nur die Unterſtützung durch zwei Aſſiſtenten hat, iſt reichlich bemeſſen. Wenn Herr Bürgermeiſter Matting meint, daß der dirigierende Arzt in Ulm 5000 ℳ. bekäme, ſo möchte ich bemerken, daß nach meiner Meinung 5000 ℳ in Ulm reichlich 6000 ℳ in Charlottenburg ſind, vielleicht noch etwas mehr; denn ſo viel wird wohl die Differenz der Lebenskoſten, der Koſten für die Wohnung uſw. ausmachen. Der Herr Bürgermeiſter war ſo liebenswürdig, gleich im Anfange ſeiner Rede darauf hinzuweiſen, daß alle dieſe Fragen kaum ein Objekt des Streites und des ernſtlichen Entzweiens zwiſchen Magiſtrat und Stadtverordneten bilden könnten, und daher, glaube ich, wird der Magiſtrat unſeren reſpektive den Wünſchen des Ausſchuſſes in dieſen beiden Punkten entgegenkommen, wenn anderſeits die Verſammlung ſich damit beſcheidet, in bezug auf die Aſſiſtenzärzte dem Magiſtrat entgegenzukommen und das Gehalt bei 2700 ℳ zu belaſſen. Ich glaube, daß da der Vergleich mit dem Aſſiſtenten beim Krankenhauſe doch ohne weiteres zutrifft, und daß die Tätigkeit nicht anders iſt und deswegen nicht ſo viel höher bezahlt zu werden braucht als die der Aſſiſtenten am Krankenhauſe, wobei ich vorausſetze, daß, wenn eine Erhöhung des Gehaltes der Aſſi⸗ ſtenten am Krankenhaus eintreten wird, auch die Zahnärzte eine Erhöhung des Gehaltes bekommen werden. Ich glaube, das iſt ein Weg, auf dem wir uns ſchnell und, ich glaube, auch zu beiderſeitiger Befriedigung vereinigen können, und das möchte ich empfehlen. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, wir betreten mit der Vorlage einen neuen Weg, der ja, wie die Verhandlungen in der Stadt Berlin gezeigt haben, nicht von allen, die auf dem⸗ ſelben ſozialen Standpunkt ſtehen wie wir, gebilligt wird. Wir pflegen, wenn wir einen neuen Weg betreten haben, uns immer ſo zu halten, daß wir auf kleiner Grundlage anfangen, Erfahrungen ſammeln und auf Grund der Erfahrungen die Sache dann ausbauen. Ich glaube, meine Herren, das iſt das richtige Prinzip, und dieſem Prinzip folgend, hat der Magiſtrat Ihnen auch dasjenige vorgeſchlagen, was er zunächſt für notwendig erachtet, und womit er auszukommen glaubt. Das bezieht ſich zunächſt auf die Frage, ob man zwei oder einen Aſſiſtenzarzt einſtellen ſoll. Wir glauben, mit einem Aſſiſtenzarzt auszukommen, meine Herren. Laſſen Sie uns doch erſt arbeiten! Sehen wir an der Hand von Erfahrungen, die wir von Tag zu Tag ſammeln werden, daß wir ſo nicht auskommen, nun, dann iſt es leicht, die Mittel für einen zweiten Aſſiſtenzarzt zu bewilligen und ihn einzuſtellen. Ferner iſt eine Differenz in der Auffaſſung vorhanden zwiſchen Ihnen und uns bezüglich der Gehaltsfrage des Leiters. Ich freue mich, von dem Herrn Stadtverordneten Dr Frentzel gehört zu haben, daß die Stadtverordnetenverſammlung bereit iſt, darauf zu verzichten, daß das Gehalt für die Aſſiſtenzärzte höher normiert wird, als wir es feſtgeſetzt haben. Ich nehme an, daß dieſer Punkt damit erledigt iſt, daß Sie alſo der Gehaltsfeſt⸗ ſetzung für den Aſſiſtenzarzt, die der Magiſtrat vorgeſchlagen hat, zuſtimmen werden. Was nun das Gehalt für den Leiter betrifft, ſo ſind wir auf Grund der uns bekannten Verhält⸗ niſſe unter den Zahnärzten der Anſicht, daß wir für 4500 ℳ einen Zahnarzt bekommen werden, der die Qualifikationen hat, die Sie mit uns wünſchen. Wir wollen ſelbſt einen tüchtigen Mann erhalten; laſſen Sie uns doch auf der vom Magiſtrat vorgeſchlagenen Grundlage den Verſuch machen! Ich meine, wir können uns vielleicht darauf einigen, daß Sie den Antrag, den Sie hier im Ausſchuß geſtellt haben, dahin erläutern, daß Sie den Magiſtrat eine Summe bis zu 6000 ℳ zur Ver⸗ fügung ſtellen wollen, ſodaß er in der Lage iſt, bis zu dieſer Summe das Gehalt zu normieren. Falls der Magiſtrat dann für das von ihm jetzt in Ausſicht genommene Gehalt einen tüchtigen Mann nicht erhalten kann, ſo iſt er in der Lage, ohne daß eine neue Vorlage an die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung nötig iſt, ſogleich eine Erhöhung des Gehalts vornehmen können. Aber verlangen Sie nicht von uns, daß wir dieſe erhöhte Zahl ſogleich einſetzen, — ich glaube, das iſt wirklich nicht notwen⸗ dig —; einigen wir uns auf dem Wege, den ich mir erlaubte vorzuſchlagen, indem Sie dem Antrage des Ausſchuſſes die Deutung geben, daß Sie dem Ma⸗ giſtrat Mittel bis zu der Höhe von 6000 ℳ zur Ver⸗ fügung ſtellen! Stadtv. Vogel 1: Meine Herren, um auf den Herrn Kollegen Dr Stadthagen zurückzukommen, ſo kann man ihm wohl die Berechtigung nicht ab⸗ ſprechen, wenn er ſagt, daß auch für die Kinder der höheren Schulen die zahnärztliche Pflege not⸗ wendig ſein wird. Aber er wollte ſie, wenn ich recht verſtanden habe, in den höheren Schulen ſpeziell für die Kinder der Unbemittelten, und er wollte es den Eltern anheimſtellen, ob Sie ihre Kinder von dem Schulzahnarzt behandeln laſſen wollen oder nicht. Die Kinder der Bemittelten ſind in ihrer Zahnpflege ſehr oft ebenſo ſchlecht verſorgt wie die Kinder Unbemittelter; ja, das gilt nicht bloß betreffs der Zahnpflege, ſondern über⸗ haupt der Geſundheitspflege. Das iſt in dem Aus⸗ ſchuß wie auch in der Geſundheitsdeputation ſchon eingehend erörtert worden. Es iſt eben notwendig, daß bei allen Kindern die Zähne kontrolliert und eventuell behandelt werden. Es gibt auch ſehr viele wohlhabende Leute, die kein Verſtändnis