Regierung. — 34 — vor, beſondere Schulkommiſſionen ein⸗ zuſetzen. Schulkommiſſionen haben wir bisher in Charlottenburg nicht gehabt. Der Magiſtrat meint, ſie ſeien auch in Zukunft nicht nötig, und ich kann mich dieſer Meinung nur anſchließen. Die beiden Hauptgründe werden in der Magiſtrats⸗ vorlage zutreffend hervorgehoben: einmal würde die Reibungsfläche, die ſich auch nach der Neu⸗ ordnung der Verhältniſſe gewiß leider hin und wieder noch bieten wird, vergrößert, wenn wir noch Schulkommiſſionen einſetzen ich meine die Reibungsfläche zwiſchen den ſtädtiſchen Behörden und den ſtaatlichen Aufſichtsbehörden —, und zum zweiten ſind wir in unſerer Verwaltung ſchon reichlich mit Sitzungen bedacht; vor allem haben auch unſere Magiſtratsmitglieder ſo reichlich Sitzungen wahrzunehmen, daß es auch aus dieſem Grunde ſich nicht empfiehlt, noch neue Organiſa⸗ tionen zu ſchaffen, die nicht zwingend notwendig ſind. Der Magiſtrat ſchlägt alſo vor, von der Bildung von Schulkommiſſionen abzuſehen, und ich kann Ihnen auch dieſen Antrag zur Annahme empfehlen. Der Magiſtrat hat noch keinen Beſchluß gefaßt, ob er auch in Zutunft, wie es bisher der Fall ge⸗ weſen iſt, die höheren und mittleren Mädchen⸗ ſchulen und das geſamte Privatſchulweſen der Schuldeputation unterſtellen wird. Ich glaube aber, daß wir einem Entſchluſſe des Magiſtrats auf dieſem Gebiete recht bald entgegenſehen dürfen; es empfiehlt ſich das aus ſachlichen Gründen. Wenn ich mich zuſammenfaſſe, meine Herren, ſo komme ich zu dem Vorſchlage, Ihnen die un⸗ veränderte Annahme der Magiſtratsvorlage zu empfehlen. Ich möchte zum Schluß nur noch einen Punkt berühren. Dem Magiſtrat iſt es vorbehalten, für die neu zu bildende Schuldeputation eine Geſchäfts⸗ ordnung feſtzuſetzen. Dieſe Geſchäftsordnung unter⸗ liegt ebenfalls der Genehmigung der Königlichen Es wird den älteren Mitgliedern dieſer Verſammlung noch in lebhafter Erinnerung ſein, daß dieſer Punkt die Stadtverordnetenverſammlung in früheren Jahren auf das eingehendſte in langen Verhandlungen beſchäftigt hat, und ich darf daran erinnern, daß es ſchließlich gelungen iſt, den Entwurf zu einer Geſchäftsordnung zuſtande zu bringen, dem die ſtädtiſchen Behörden zuſtimmten. Dieſer Entwurf iſt ſeiner Zeit an die Regierung in Pots⸗ dam eingereicht worden. Wir ſind bis heute auf dieſen Entwurf ohne jede Antwort geblieben. Es kamen die Vorbereitungen zum Volksſchul⸗ unterhaltungsgeſetz, das ja die ganze Materie regeln ſollte, dazwiſchen, und ſo ruht dieſer Entwurf heute noch in den Akten der Königlichen Regierung. Der Entwurf ſtellt nach meiner Meinung das Mindeſtmaß deſſen dar, was wir im ſtädtiſchen Intereſſe von der Geſchäftsordnung der Schul⸗ deputation fordern mußten. Ich meine, er bedeutet alſo auch heute noch das Mindeſtmaß deſſen, was wir zu fordern haben. (Sehr richtig!) Ich gebe mich ſogar der Hoffnung hin, daß es möglich ſein wird, in dem einen oder anderen Punkte vielleicht weitergehende Befugniſſe zu er⸗ halten. Dieſe Hoffnung iſt nicht aufgebaut auf allgemeinen Gefühlserwägungen, ſondern ſie gründet ſich auf einen Satz aus der dritten Ausführungs⸗ anweiſung für das Volksſchulunterhaltungsgeſetz, einen Satz, von dem ich annehme, daß der Geiſt des Möglichteit Unterzeichners dieſer Ausführungsbeſtimmung da etwas ſubjektiv zu Worte gekommen iſt. Unter⸗ zeichnet iſt dieſe Ausführungsbeſtimmung von dem neuen Kultusminiſter Dr Holle, und der Satz heißt: Die Übertragung weiterer Befugniſſe als der vorſtehend aufgezählten iſt der Schulauf⸗ ſichtsbehörde nach Maßgabe des Erlaſſes vom 9. Februar 1898 uberlaſſen. Es iſt mein dringender Wunſch, daß dies in weitgehender Weiſe erfolgt, um die Schuldeputationen möglichſt ſelbſtändig zu ſtellen. (Hört, hört!) Nun, meine Herren, in dieſem dringenden Wunſche, glaube ich, begegnet ſich die Stadtverordneten⸗ verſammlung mit dem Herrn Miniſter, und wir können nur wünſchen, daß dieſe ſchönen Worte für die Charlottenburger Schuldeputation ſich in die Tat umſetzen werden. (Bravo!) Dr Neufert: Meine Herren, ich habe nur eine Anfrage des Herrn Referenten zu beantworten bezüglich des Ortsrabbiners. Wir haben uns an den Vorſtand der Jüdiſchen Gemeinde in Berlin wegen dieſer Angelegenheit gewandt; eine Antwort liegt noch nicht vor. Dem Ver⸗ nehmen nach iſt man in dem Vorſtand der Jüdiſchen Gemeinde der Anſicht, daß auch für Charlottenburg der dem Dienſtalter nach vorgehende Rabbiner der großen Jüdiſchen Gemeinde Berlins in Betracht fommt. Da nun aber nicht bloß Charlottenburg, ſondern eine große Anzahl von Vororten zu dieſer großen Gemeinde gehören und nach dem Geſetz der dem Dienſtalter nach vorgehende Ortsrabbiner das Recht hat, in allen den Schuldeputationen der Vororte zu ſitzen — es handelt ſich um mehr als ein Dutzend —, ſo würde der Betreffende hier nicht viel Gebrauch von dieſem Rechte machen können. Der Vorſtand der Jüdiſchen Gemeinde ſoll ſich deshalb an den Herrn Kultusminiſter mit der Bitte um Ab⸗ hilfe gewandt haben. Stadtſchulrat Stadtv. Dr Borchardt: Meine Herren, meine Freunde vertreten ja hauptſächlich diejenigen Kreiſe der Bevölkerung, deren Kinder die Volksſchule zu beſuchen angewieſen ſind, und es iſt begreiflich und erklärlich, daß meine Freunde an der Ausgeſtaltung und Verwaltung der Volksſchule ein ganz beſonderes Intereſſe haben. Anderſeits iſt es Ihnen ia aber auch allen bekannt, daß gerade meine Freunde von der Schuldeputation ängſtlich zurückgehalten werden, und man könnte vielleicht daraus den Schluß ziehen, daß meine Freunde in dieſer Verſammlung an dieſer Vorlage kein beſonderes Intereſſe haben könnten, da ſie ſelbſt in dieſe Schuldeputation nicht eintreten können. Dieſer Schluß wäre durchaus irrig; wir haben im Gegenteil auch an der Schul⸗ deputation und ihren Verhandlungen das allerregſte Intereſſe, wenn wir auch — wie wir meinen, zu Unrecht und ſogar ungeſetzlich — von der Schul⸗ deputation zurückgehalten werden. Was die Vorlage betrifft, ſo werden wir ihr zuſtimmen; ich brauche da den Worten des Herrn Referenten nichts hinzuzufügen. Zum Schluß ſagte der Herr Referent, der Kultusminiſter Dr Holle habe den Wunſch aus⸗ geſprochen, daß die Schuldeputationen möglichſt ſelbſtändig geſtellt werden ſollen, und er gab der Hoffnung Ausdruck, daß auch die Charlottenburger