und bei der Zweihundertjahrfeier: ſie zeugten „von einem großen Kunſtverſtändnis und von einem Gefühl für Kunſt und für die Entwickelung unſerer Stadt. Deshalb war ich im höchſten Grade verwundert, meine Herren, daß wir länger als drei Jahre warten mußten, bis dieſe an ſich einfache Vorlage an uns herangekommen iſt. Ich habe mir die Frage vor⸗ gelegt: worauf iſt das zurückzuführen? Hat der Herr Oberbürgermeiſter vielleicht im Schoße des Magiſtrats Feinde gefunden? Die Akten ergeben darüber nichts. Im Gegenteil, man findet kein Wort des Widerſpruchs von irgend einer Seite des Magiſtrats. Es iſt alſo wohl nur auf die Über⸗ häufung mit Geſchäften zurückzuführen, vielleicht auch auf die Geſundheit des Herrn Oberbürger⸗ meiſters, die ſich ja, Gott ſei Dank, ietzt im beſten Zuſtande befindet. Jetzt erſcheint die Vorlage als ein Extrakt unſerer eigenen Vorlage und derjenigen Ermittlungen, die der Magiſtrat auf Grund unſeres damaligen Anſuchens angeſtellt hat. Erſt im Jahre 1906 hat der Magiſtrat eine Umfrage bei den be⸗ deutendſten Städten, die ſich mit Kunſt beſchäftigen, gehalten. Dieſe Umfrage hat ergeben, daß der Grundgedanke unſeres damaligen Antrages ein ganz richtiger geweſen iſt. Ich möchte ganz kur? erwähnen, daß die Stadt Berlin ſchon im Jahre 1893 einen ein für alle Mal feſtſtehenden Fonds von 100 000 Mark für das Jahr bewilligt hat ausſchließlich zu Kunſtzwecken mit der Maßgabe, daß über die Verwendung dieſer Summe mit voller Souveränität die Kunſtdepu⸗ tation allein zu beſtimmen habe, und daß nur dann die Deputation von der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung oder von einer anderen Deputation abhängig zu machen ſei, wenn mit dieſer Deputation kollidierende Intereſſen vorliegen oder wenn es ſich um beſondere Zwecke handelt, die keine reinen Kunſtzwecke ſind, z. B. um die Frage, ob ein be⸗ ſtimmtes Denkmal, ſagen wir für Bismarch oder irgend eine andere Größe, aufgeſtellt werden ſoll. In dieſem Falle würde natürlich die Stadtver⸗ ordnetenverſammlung mitzureden haben, während da, wo es ſich um reine Kunſtzwecke handelt, aus⸗ ſchließlich die Kunſtdeputation zu beſchließen hat. An Der Grundgedanke, der uns auch damals be⸗ chäftigt hatte, war der, daß es ein mißliches Ding iſt, über Fragen der reinen Kunſt, die ein ſehr ge prüftes Auge, eine ſehr geprüfte Seele und ein beſonderes Verſtändnis vorausſetzen, per majora abzuſtimmen, daß oft der Zufall entſcheiden wird und nicht die Auffaſſung hervorragender Künſtler und Männer, die ſich für die Kunſt im allgemeinen und im beſonderen intereſſieren. Ferner iſt die Stadt Frankfurt a. M. an⸗ gefragt worden, von der ja bekannt iſt, daß ſie auf dem Gebiete der Kunſt viel geleiſtet hat. Da haben die Ermittlungen ergeben, daß dort drei Inſtitute beſtehen: erſtens eine Kommiſſion für Kunſt⸗ und Altertums⸗Gegenſtände, welche im weſentlichen ſich damit beſchäftigt, derartige Gegenſtände zu verwalten, zu beaufſichtigen, zu regiſtrieren. Dieſes Inſtitut wird von zwei⸗ Magiſtratsmitgliedern und 7 Stadtverordneten oder Bürgern geleitet. Ferner gibt es in Frankfurt einen Städtiſchen Kunſtfonds, Abteilung für Plaſtik. Das iſt im weſentlichen eine Stiftung, an der auch die Stadt Frankfurt a. M. beteiligt iſt. Endlich gibt es in Frankfurt eine Ge⸗ mäldedeputation. Meine Herren, Sie werden vielleicht heute in der Zeitung geleſen haben, daß 67 — die Stadt Frankfurt ſoeben ihrer Gemäldedepu⸗ tation eine halbe Million Mark einmalig zur Ver⸗ fügung geſtellt hat, um die Stadt mit Kunſtwerken auszuſchmücken. Eine halbe Million nur der einen Deputation! Dieſe Deputation beſteht aus zwei Magiſtratsmitgliedern und 4 von der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung gewählten Mitgliedern. Ihr Zweck iſt der Ankauf von Gemälden, Erteilung von Aufträgen zur Ausführung von Malereien an ſtädtiſchen Gebäuden unter beſonderer Berück⸗ ſichtigung Frankfurter Künſtler. Dann iſt München angefragt worden, eine Kunſtſtadt katexochen. Hier befindet ſich ein Ge⸗ meindefonds zur Anſchaffung von Werken der bildenden Kunſt. Dieſem Gemeindefonds iſt von Stadt wegen ein für alle Mal für jedes Jahr ein Betrag von 25 000 ℳ zur Verfügung geſtellt. Ihm gehören an 3 Mitglieder des Magiſtrats, 3 Mitglieder der Stadtverordnetenverſammlung und der ganze Verwaltungsrat der Prinzregent⸗ Luitpold⸗Stiftung. Zweck dieſer Stiftung iſt die Ausſchmückung öffentlicher Anlagen, Plätze, Straßen, ſtädtiſcher Gebäude, Amtsräume mit Werken der bildenden Kunſt, alſo der Malerei und ſonſtigen bildenden Künſte. Endlich iſt Dresden angefragt worden, das einen Kunſtausſchuß beſitzt. Die Höhe der Mittel für dieſen Ausſchuß ſtehen nicht feſt; dagegen ergeben die Atten, daß Magiſtrat und Stadtverordnete eine Anzahl von Mitgliedern in dieſen Ausſchuß hinein deputieren und daß außerdem noch eine Reihe von Künſtlern mit beratender Stimme zugezogen werden. Der Zweck dieſer Stiftung iſt die Verfügung über die im Haushalt zum Ankauf für das Stadt⸗ muſeum anzuſchaffenden Gemälde uſw. ohne An⸗ hörung der ſtädtiſchen Körperſchaften. Hier iſt alſo kein feſtſtehender Satz für das Jahr zur Verfügung geſtellt; es iſt aber auch die Souveränität der Depu⸗ tation, des Kunſtausſchuſſes, wie er hier genannt wird, anerkannt. Außerdem ergab die Umfrage, daß in einer großen Reihe von Städten des preußiſchen Staates ſolche Kommiſſionen, die den Namen Muſeums⸗ kommiſſionen oder ähnlich führen, beſtehen, von denen aber nicht feſtſteht, welche Zuwendungen die Stadt dafür macht, bezw. ob überhaupt in jedem Jahre derartige Zuwendungen gemacht werden. Man könnte fragen: was hat der Magiſtrat aus dieſer reichen Umfrage — ich habe das Ergebnis natürlich nur kurz reproduziert — gemacht? Wäre er nicht imſtande geweſen, in den Rahmen der Vorlage noch mehr hineinzutun, als die Vorlage, deren Prüfung wir uns zu unterziehen haben, ergibt? Die Vorlage enthält weniger als unſer Antrag, wie Sie gehört haben. Es iſt damals be⸗ antragt worden, nicht bloß eine Kunſtdeputation einzuſetzen mit der vorgeſchlagenen Maßgabe, ſondern auch einen ein für allemal in jedem Jahre feſtſtehenden Satz von mindeſtens ſo und ſoviel tauſend Mark zur Verfügung zu ſtellen. Dennoch können wir auch hier ſagen: das Beſſere iſt der Feind des Guten. Was die Stadt bringt, entſpricht zwar nicht ganz unſeren damaligen Anregungen, iſt aber jedenfalls gut, und es unterliegt gar keinem 3weifel, daß wir damit auch weiterkommen werden, wenn die Kunſtdeputation ſo verfährt, wie wir es dana gewünſcht haben und heute wünſchen werden.