Die Beſtimmungen über die Einſetzung einer Deputation für Kunſtzwecke, wie ſie in der Vorlage enthalten ſind, beſagen: Es ſollen 5 Magiſtrats⸗ mitglieder, 5 Stadtverordnete und 5 Kunſtſach⸗ verſtändige oder Künſtler als Bürgerdeputierte gewählt werden: die letzteren werden auf Vorſchlag der erſten 10 Mitglieder von der Stadtverordneten⸗ verſammlung gewählt. Wir hatten damals an⸗ geregt, daß die Bürgerdeputierten von denjenigen Herren gewählt werden ſollten, die aus den Reihen der Stadtverordnetenverſammlung in den Aus⸗ ſchuß hineingeſchickt ſein würden. Der Magiſtrat begründet aber ſeinen Vorſchlag ganz richtig, daß es nach Lage der Geſetzgebung ſchwierig ſein würde, dies durchzuführen, daß vielmehr der Umweg ein⸗ zuſchlagen wäre, der uns jedenfalls auch ſympathiſch iſt, daß die 10 Herren die zu wählenden Bürger⸗ deputierten vorſchlagen und donn die Stadtver⸗ ordnetenverſammlung die Wahl vornimmt, ent⸗ weder die betreffenden Herren wählt oder auch andere wählt, was jedoch kaum der Fall ſein wird. Im übrigen iſt vorgeſchrieben, daß die Mitglied⸗ ſchaft ungefähr dem entſpricht, was die Mitglied⸗ ſchaft bei der Stadtverordnetenverſammlung ſelbſt bedeutet: 6 Jahre mit entſprechender Ausloſung. Was die Zuſtändigkeit angeht, ſo finden wir in der Vorlage unter a und b folgende Vorſchriften: a) die Sorge für die Ausſtattung der ſtädtiſchen Gebäude und Amtsräume, der ſtädtiſchen Straßen und Plätze durch Anſchaffung von Werken der Bildhauerkunſt oder Malerei oder des Kunſtgewerbes, und b) die Pflege dieſer Künſte und des Kunſtge⸗ werbes außerhalb des Rahmens der Kunſt⸗ gewerbeſchulen. Meine Herren, Sie ſehen aus dieſen beiden Punkten ſchon, daß darin ſehr viel enthalten iſt. Für manche meiner Freunde, für mich ſelbſt auch, iſt es vielleicht noch zu wenig, der Rahmen iſt viel⸗ leicht noch zu eng geſpannt, aber es läßt ſich hören, was der Magiſtrat zur Begründung ſagt. Es ſoll ja erſt mal der Anfang gemacht werden, und wir haben es ja immer in der Hand, den Rahmen weiter auszudehnen auf Grund der Erfahrungen, die wir ſammeln werden. Ich würde bitten, meine Herren, ſich dem Vorſchlage des Magiſtrats an⸗ zuſchließen und in dieſer Beziehung Abänderungs⸗ vorſchläge nicht zu machen. Es heißt dann unter 2 der Beſtimmungen: Für dieſe Zwecke wird ihr die Verfügung über diejenigen Mittel übertragen, welche im Etat oder durch beſondere Bewilligung für die Zwecke zu 1 bereitgeſtellt ſind. Das iſt eine Frage, die im Schoße meiner Freunde zu großen Bedenken Veranlaſſung gegeben hat. Es wurde geſagt, es wäre doch denkbar, daß einmal die Stadtverordnetenverſammlung, ſei es aus Gründen der ſchlechten Finanzlage, ſei es aus anderen Gründen, überhaupt der Kunſtdeputation nichts zu Verfügung ſtellen würde. Dann würden wir eine Kunſtdeputation haben, die aber nicht in der Lage wäre, etwas zu tun, weil die Mittel fehlen. Ich glaube aber, meine Herren, wir können zu dem Magiſtrat namentlich mit Rückſicht auf die Art und Weiſe, wie unſer Antrag begrüßt worden iſt und wie die Vorlage ſich ausdrückt, das Vertrauen haben, daß er ſelbſt immer anregend wirken wird, wie ja auch die Deputation ſelbſt, in die hoffentlich eine Reihe von hervorragenden Künſtlern hineingewählt werden, ſchon ein aktives 68 — Element ſein wird, um jedes Jahr in der Lage zu ſein, ſei es auch nur durch Zuwendungen aus der Bürgerſchaft, über geeignete Mittel zu verfügen. Ich würde Sie bitten, Ihre Bedenken möglichſt zurückzuſtellen und es auch hier bei den Vorſchlägen des Magiſtrats bewenden zu laſſen. 4 Es heißt ſchließlich unter 3: Ihr liegt ob die Abgabe von Gutachten in allen Kunſtangelegenheiten, die ſeitens des Magiſtrats oder der anderen Deputationen von ihr erfordert werden, oder die ſie aus eigenem Antriebe zu erſtatten wünſcht. Meine Herren, dieſer Vorſchlag iſt zweifellos ein ſehr günſtiger; er iſt ja ganz allgemein gehalten, man weiß noch gar nicht, was man daraus machen ſoll. Sie werden aber heute im Laufe der Tages⸗ ordnung eine Vorlage finden, wo es ſich um die Bewilligung von 50000 ℳ für die Bismarckſtraße handelt — es ſollen Prämien ausgeſchrieben werden —, die direkt in den Rahmen dieſer Beſtimmung hineinpaßt. Es würde in ſolchen Fällen die Kunſt⸗ deputation zu hören ſein, und ſie würde zu ent⸗ ſcheiden haben, ob und wie die Verwendung dieſer 50000 ℳ zu erfolgen habe. Meine Herren, wenn wir alles das zuſammen⸗ faſſen, was wir an Kritik zu dieſer Vorlage zu ſagen haben, ſo werden wir, wie ich bereits angedeutet habe, mit Recht ſagen können, daß die Sache gut iſt und auch damit der Zweck erreicht werden kann, die Verſchönerung unſerer Stadt herbeizuführen, unſerer Stadt den Namen zu geben, den ſie wirklich verdient, daß ſie insbeſondere dazu beitragen wird, erzieheriſch zu wirken auf alle reichen Elemente unſerer Stadt, um das zu tun, was bisher nicht getan worden iſt, um aus freien Stücken Zuwen⸗ dungen zu machen, damit wir nicht noch einmal das beſchämende Schauſpiel erleben, das uns vor 5 Jahren geärgert hat, ich meine den beabſichtigten Jubiläumsbrunnen. Der heilige Maecenas möge mich entſchuldigen, daß ich Sie daran erinnere; es iſt ein Standal, daß damals, glaube ich, im ganzen 30 000 ℳ zuſammengekommen ſind und die Sache ſchließlich ſtecken geblieben iſt. Wenn wir eine Kunſt⸗ deputation haben, ſo wird ſie fördernd wirken, ſie wird nicht bloß ſo auf das Publikum wirken, daß es für die Kunſt angeregt wird, ſondern auch auf die reichen Leute, daß ſie ſich für das Erhabene der Kunſt intereſſieren. Die Hauptſache iſt, daß die Kunſtdeputation erſt da iſt; wenn ſie erſt im Sattel ſitzt, dann wird ſie auch reiten können. Wenn ſie da iſt, wird ſie imſtande ſein, mit Vorſchlägen an uns heranzutreten, die alles das, was wir damals ge⸗ wünſcht haben und was wir heute wünſchen, ins Werk ſetzen werden. Meine Herren, die Kunſt, ſagt Fiesko, iſt die rechte Hand der Natur; dieſe hat nur Geſchöpfe, jene hat Menſchen gemacht. Ich glaube, durch Annahme dieſer Vorlage werden wir ſo erzieheriſch wirken, ſo vorbildlich, wir werden ſo viel Schönheit und Harmonie in das Volk hinein⸗ tragen, daß wir voll und ganz dafür belohnt ſein werden, daß wir die Anregung gegeben und die Vorlage angenommen haben. Ich bitte Sie um die Annahme der Vorlage. (Bravo!) Oberbürgermeiſter Schuſtehrns: Meine Her⸗ ren, der Herr Referent hat ein ſo ausführliches und klares Referat erſtattet, daß ich dem nichts mehr hinzuzufügen habe. Ich möchte hier nur um die Erlaubnis bitten, noch auf zwei Fragen, die der