Stadtv. Hirſch: Meine Herren, ich möchte Herrn Bürgermeiſter Matting bitten, ſich den Wort⸗ laut des Antrags anzuſehen. Er wird dann finden, daß in dem Antrage ausdrücklich nur geſagt iſt: „Die Verſammlung wolle beſchließen: Die Ver⸗ ſammlung erſucht den Magiſtrat „zum mindeſten aber eine der veränderten Be⸗ völterungszahl entſprechende Neueinteilung der Wahlbezirke in den einzelnen Wählerabteilungen vorzunehmen“. Ich habe mich damit begnügt, weil in § 14 die Einteilung der Wahlbezirke dem Magiſtrat überlaſſen iſt, an den Magiſtrat lediglich das Erſuchen zu richten. Ich weiſe aber weiter darauf hin, daß in § 14 die Einteilung außer dieſer Befugnis des Magiſtrats auch noch eine gewiſſe Ver⸗ pflichtung für den Magiſtrat ausgeſprochen iſt, und die beſteht darin, daß er nach Maßgabe der Z3ahl der ſtimmfähigen Bürger die Bezirke einteilt. Nun wird ja darüber gar kein Zweifel herrſchen, daß augenblicklich von einer Bezirks⸗ einteilung nach Maßgabe der Zahl der ſtimm⸗ fähigen Bürger, wenigſtens in gerechter Weiſe, nicht mehr geredet werden kann. Der Herr Bürger⸗ meiſter ſagte, es werde immer eine gewiſſe Inkon⸗ gruenz vorhanden ſein. Das gebe ich ohne weiteres zu. Man wird nicht ganz mechaniſch ſagen können: hier müſſen 6743½ Einwohner ſein und da eben⸗ ſoviel. Das geht natürlich nicht zu machen. Aber einigermaßen Gerechtigkeit läßt ſich bei gutem Willen ſehr wohl herbeiführen. Sache des Aus⸗ ſchuſſes ſoll es,eben ſein, ſich darüber ſchlüſſig zu werden, ob er mit einem ſolchen Erſuchen an den Magiſtrat einverſtanden iſt, oder ob er es bei der jetzigen Ungerechtigkeit bewenden laſſen will. Über die Frage, ob es ſich empfiehlt,“ durch Ortsſtatut ein für allemal die Zahl der Stadtver⸗ ordneten zu beſtimmen, kann ja gleichfalls im Aus⸗ ſchuß geſprochen werden. Wenn Herr Kollege Holz darauf hinweiſt, daß das Ziel dahin gehe, die Zahl der Mitglieder der Stadtverordnetenverſammlung überhaupt zu ermäßigen, ſo befindet er ſich damit lediglich in Übereinſtimmung mit der Tendenz, die im preußiſchen Landtage im Jahre 1876 hervor⸗ getreten iſt. Dort herrſchte überall das Beſtreben, die Zahl der Stadtverordneten möglichſt einzu⸗ ſchränken und die Zahl geſetzlich und durch Orts⸗ ſtatut ein für allemal feſtzulegen. Ich perſönlich muß erklären, daß ich dieſer Tendenz nicht zu⸗ ſtimmen kann. Auch das iſt eine Frage, die im Ausſchuß der näheren Prüfung bedarf. Nun ſagt Herr Kollege Holz, ich hätte dem Antrag keinen guten Dienſt dadurch erwieſen, daß ich die Frage der Bezirkseinteilung mit der Forderung auf Vermehrung der Stadtverordneten verquickt hätte. Ja, meine Herren, wenn ich nur dadurch meiner Sache diene, daß ich das, was ich im Prinzip fordere, außer Acht laſſe, dann verzichte ich lieber überhaupt darauf, eine Forderung zu ſtellen. Die Vermehrung der Zahl der Stadtverordneten ſcheint mir in erſter Linie deswegen notwendig, weil ich im Gegenſatz zu Herrn Kollegen Holz auf dem Standpunkt ſtehe, daß das Geſetz ſo auszulegen iſt, daß bereits für angefangene 50 000 Einwohner weitere 6 Stadtverordnete hinzukommen. In dieſer Anſicht werde ich durch die Ausführungen des Herrn Kollegen Holz beſtärkt. Es hat ſich bis jetzt immer herausgeſtellt, Herr Kollege Holz, daß, wenn wir beide über irgend eine Frage anderer Meinung waren, ich im Rechte war. (Heiterkeit.) Ich glaube, das trifft auch diesmal zu. 73 — Herr Kollege Holz ſagt dann ferner, der Zeit⸗ punkt für meinen Antrag wäre nicht günſtig ge⸗ wählt, der Ausſchuß würde unter Umſtänden pro nihilo arbeiten, da die Einteilung erſt vor der nächſten Ergänzungswahl getroffen werden muß. Nein, meine Herren, die Arbeit des Ausſchuſſes iſt nicht pro nihilo. Wir geben jetzt dem Magiſtrat unſeren Willen kund, und der Magiſtrat hat dann Gelegenheit, wenn er dem Willen der Verſammlung folgen will, im nächſten Jahre vor der Ergänzungs⸗ wahl die Neueinteilung zu treffen. Ich hatte ja auch die Abſicht — ich geſtehe das ganz offen —, den Antrag bereits im Oktober vorigen Jahres einzubringen. Aber ich war überzeugt, hätte ich den Antrag damals eingebracht, dann wäre mir entgegengehalten worden: das iſt ein Antrag, der nur aus wahlagitatoriſchen Gründen geſtellt worden iſt. Um dieſen Vorwurf, der durchaus unberechtigt iſt, (weil wir es garnicht nötig haben, agitatoriſche An⸗ träge zu ſtellen, von vornherein zu entkräften, habe ich geſagt: du warteſt bis zu einer ruhigeren Zeit. Daß nun auch jetzt wieder gegen den Zeit⸗ punkt des Antrags Einwände geltend gemacht werden, das iſt mir unbegreiflich. Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, ich habe durch meine Ausführungen nur ſagen wollen, daß es wegen des zweiten Antrags Hirſch eigent⸗ lich nicht nötig geweſen wäre, den Aufwand eines Ausſchuſſes zu machen, denn über dieſe Frage würde ſich ſchon hier im Plenum eine Übereinſtimmung herbeiführen laſſen, wie ja Herr Stadtverordneter Holz ſeinerſeits die Zuſtimmung zu dieſem Teile des Antrags auch bereits ausgeſprochen hat. Wenn aber nun die Sache doch an einen Ausſchuß geht, ſo wollte ich darauf hinweiſen, daß ſich der Aus⸗ ſchuß nur ganz allgemein mit dieſer Frage wird beſchäftigen können. Im übrigen habe ich den Ausführungen des Herrn Stadtverordneten Hirſch nur noch das eine hinzuzufügen. Ich habe ſagen wollen: es läßt ſich natürlich nicht vor jeder Ergänzungswahl dieſes Rechen⸗ exempel aufſtellen, ob das Zahlenverhältnis überall ganz genau ſtimmt. Wenn wir vor jeder Er⸗ gänzungswahl die Wahlbezirke ändern wollten, dann würde in das Wahlleben ſolche Unruhe hineingebracht werden, daß es ſicherlich empfehlens⸗ werter iſt, mal ein paar Jahre hindurch mit einer gewiſſen Inkongruenz vorlieb zu nehmen (ſehr richtig!) und nur von großen Geſichtspunkten aus gelegent⸗ lich mal wieder in die Neueinteilung der Wahl⸗ bezirke einzutreten. Dabei wird daran feſtgehalten werden müſſen, daß eine Anderung hinſichtlich der Anzahl der Wahlbezirke nicht willkürlich erfolgen tann, ſondern in der Regel abhängig iſt von der Anzahl der vorhandenen Mandate. Stadtv. Holz: Meine Herren, ich glaube, mich ſehr konziliant ausgedrückt zu haben, wenn ich vorhin hervorgehoben habe, daß die Faſſung des Antrags des Herrn Kollegen Hirſch und Gen. keine beſonders glückliche iſt. Das Wort agitatoriſch habe ich nicht angewendet, das hat Herr Kollege Hirſch ſelbſt gebraucht. Da es nun aber einmal ge⸗ braucht iſt, meine Herren, möchte ich doch darauf hinweiſen, daß dieſe Art und Weiſe des Antrags nach außen hin den Eindruck machen könnte, als ob eine gewiſſe Agitation beabſichtigt wird. Denn ich habe ſchon, wie ich glaube mit Recht, hervorge⸗ hoben, daß der erſte Teil des Antrags doch wenigſtens