— 25 — 71 Franken, in Norwegen nur 54 Franken, in Däne⸗ poſtamt zu ſenden. mark nur 95 Franken, dagegen in Deutſchland 118 Franken. — Die Zahlen ſind in Franken aus⸗ gerechnet, weil ich ſie dem Journal télégraphique entnommen habe, das die Frankenwährung als Maßſtab genommen hat. — Sie ſehen, meine Herren, daß in anderen Ländern die Fernge⸗ ſpräche ganz bedeutend zahlreicher ſind und er⸗ heblich weniger Koſten verurſachen als bei uns. Bei der ungeheuren Ausdehnung, die Charlotten⸗ burg, Berlin mit ſeinen Vororten genommen hat, werden Sie mir einräumen, daß das Telephon heute eins der notwendigſten Mittel für unſere Verkehrsverhältniſſe iſt, und da wir doch unter dem Zeichen des Verkehrs leben oder leben ſollten, ſo iſt es eigentlich kaum zu verſtehen, weshalb ge⸗ rade Vorlagen kommen, die den Verkehr nicht erleichtern, ſondern erſchweren, erſchweren, nach⸗ dem erſt vor kurzem ebenfalls im Ortsverkehr eine Verteuerung des Portos eingetreten iſt, wodurch nicht nur die Einzelperſonen, ſondern namentlich die Wohltätigkeitsanſtalten, die Vereine ganz außer⸗ ordentlich in Mitleidenſchaft gezogen worden ſind. Beiſpielsweiſe beträgt bei einem Verein, den ich leite, das durch die Umgeſtaltung hervorgerufene Mehrporto im Jahre zwiſchen 600 und 800 ℳ. Meine Herren, ich glaube, daß der Magiſtrat die Pflicht hat, ſich ebenfalls dieſer Angelegenheit anzunehmen und mit Vorſtellungen bei der be⸗ treffenden Stelle, als die ich das Reichspoſtamt erachte, für die aber auch eine andere z. B. das Reichsamt des! Innern gewählt werden kann, vorzugehen. Sie werden mir vielleicht entgegnen, daß die Vorlage von der Idee ausgegangen iſt: es wird mit dem Telephon, mit der Menge der Geſpräche Mißbrauch getrieben. Nun, der Berliner — der Berlin⸗Charlottenburger will ich ſagen — hat allerdings in ſeiner witzigen Weiſe dieſe Art der Verbindung als Quaſſelſtrippe bezeichnet, und es mag etwas daran wahr ſein, daß tatſächlich ein Mißbrauch damit ſtattfindet. Aber wenn dieſer Mißbrauch, die Uberbürdung einzelner Fern⸗ ſprechteilnehmer behoben werden ſoll, dann kann man ja zu einem ganz anderen Mittel ſchreiten; dann müßte vor allen Dingen die Baſis, das, was für das einzelne Ferngeſpräch verlangt wird, ſo geſtaltet werden, daß von einer Mehrausgabe, wenigſtens einer bedeutenden Mehrausgabe nicht die Rede ſein könnte. Als ſolche würde für Groß⸗ berlin 90 ℳ Grundgebühr und außerdem für das Geſpräch 3 Pf. zu erachten ſein. Dann würde eine kleine Erhöhung der jetzigen Gebühr ein⸗ treten, die aber zu ertragen wäre. Ich bitte Sie, meine Herren, meinem An⸗ trage zuzuſtimmen, der dahin geht, den Magiſtrat zu veranlaſſen, bei dem Reichspoſtamt gegen die von demſelben beabſichtigte, in der bezüglichen Denkſchrift ausführlich begründete Verteuerung der Fernſprechgebühren vorſtellig zu werden. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Der Magiſtrat hat zu der Frage bisher noch keine Stellung ge⸗ nommen; ich kann alſo, wenn ich etwas zu den Be⸗ merkungen des Herrn Antragſtellers ausführe, nur für meine eigene Perſon ſprechen. Ich erkläre zu⸗ nächſt, daß ich gar kein Bedenken habe inbezug auf die geſetzlichen Vorſchriften, eine ſolche Petition, wie ſie der Herr Antragſteller angeregt hat, von Stadt wegen auszuarbeiten und an das Reichs⸗ Uns, die Stadtverwaltung ſelbſt, geht dieſe Angelegenheit ganz unmittelbar an. Es würde bei uns nicht nur eine ſehr erhebliche Verteuerung der Mittel, die wir für Fernſprech⸗ gebühren aufzuwenden haben, eintreten, ſondern auch meines Erachtens eine ganz bedeutende Erſchwerung unſerer Verwaltung. Wir würden ſehr viel langſamer arbeiten, als wir es heute können, und würden wahrſcheinlich auch mehr Perſonal nötig haben, um das zu erreichen, was der General⸗ poſtmeiſter mit ſeiner Verfügung will. Aber auch mittelbar — das hat der Herr Referent ganz richtig ausgeführt — ſind wir erheblich an dieſer Sache inter⸗ tereſſiert, denn unſer Gewerbeſtand, unſer Kauf⸗ mannsſtand, unſere Induſtrie wird durch dieſe Maß⸗ nahme, die der Herr Generalpoſtmeiſter zu treffen beabſichtigt, außerordentlich ſchwer getroffen. Ich muß ſagen, daß ich es auf das lebhafteſte bedaure, daß gerade von dieſer Stelle, die dazu geſetzt iſt, den Verkehr zu heben und ihn überall fördern zu helfen, eine durchaus verkehrsfeindliche Inſtitution in Ab⸗ änderung der bisherigen Beſtimmungen in Ausſicht genommen iſt. (Sehr richtig!) Ich bedaure das ganz ungemein. Die großen Städte würden, wenn die Vorlage Geſetz würde, für ihre geiſtige Regſamkeit beſtraft werden. Es würde eine Rückſchraubung des heute aufblühenden Zuſtandes in Handel und Gewerbe eintreten. Es iſt ſehr zu wünſchen, daß der Herr Generalpoſtmeiſter von ſeiner Abſicht zurückkommt und dieſe Verfügung, die er in Ausſicht geſtellt hat, nicht erläßt. Es liegt mir hier vor eine diesbezügliche Eingabe des Zentral⸗ ausſchuſſes Berliner kaufmänniſcher, gewerblicher und induſtrieller Vereine, der 84 Vereine und Ver⸗ bände beigetreten ſind, eine Eingabe an das Reichs⸗ poſtamt gegen die geplante Verteuerung des Fern⸗ ſprechers, die in ganz ausgezeichnet klarer und ſcharfer Weiſe zeigt, wie unausführbar dieſe ganze Abſicht iſt und wie ungemein das Gewerbe und die Induſtrie geſchädigt werden würden. Ich für mein Teil bin ſehr gern bereit, den An⸗ regungen der Herren Antragſteller Folge zu geben und im Magiſtrat zu befürworten, daß eine der⸗ artige Petition ausgearbeitet und eingereicht wird, ich habe die Überzeugung, daß der Magiſtrat dem beitreten wird. Stadtv. Dunck: Meine Herren, dem Antrage Liſſauer und Genoſſen, der bei dem Herrn Ober⸗ bürgermeiſter Sympathie gefunden hat, ſtimmen meine Freunde gern zu. Die Statiſtik, die uns der Herr Vorredner unterbreitet hat, war ja ſehr inter⸗ eſſant; ich meine aber, wenn wir die Vorſtellungen an das Reichspoſtamt als Stadtgemeinde richten wollen, ſo müſſen wir mit einer Statiſtik lommen, deren Grundlage auch in Charlottenburg gewonnen iſt. Die ganz großen Betriebe, die ihr Telephon von morgens früh bis abends ſpät bemitzen, ſind in Charlottenburg bekanntlich in der Minderheit. Dieſe Betriebe werden allerdings durch die geplante Um⸗ geſtaltung ganz beſonders betroffen, ihre Gebühren würden ſich auf das drei⸗ bis vierfache erhöhen. Soviel ich aus dieſen Kreiſen gehört habe, iſt man einer mäßigen Erhöhung der Gebühren aus Ge⸗ rechtigkeitsgründen nicht abgeneigt; wenn man ſtatt 180 ℳ bis 250 ℳ im Maximum gehen wollte, ſo würde man dem wohl im allgemeinen zuſtimmen. Eine weitere Kategorie bilden die mittleren Geſchäftsleute und die Privatleute, die bei einem Pauſchalpreiſe von 180 ℳ im Jahre ihr Telephon