—. 27 — ſchreitung der Poſition für dieſe beſtimmte Brücke. Ich kann nicht zugeben, daß eine gan; fremde An⸗ gelegenheit damit verquickt wird. Stadtv. Gebert: Dann möchte ich bitten, daß dieſe Angelegenheit wenn möglich in der nächſten Sitzung mit auf die Tagesordnung geſtellt wird. Ich möchte das als Anregung ausgeſprochen haben. 1 f88 Vorſteher Kaufmann: Ich kann Herrn Kol⸗ legen Gebert nur anheimſtellen, eine Anfrage in dieſer Beziehung an den Magiſtrat zu richten. Wenn Sie dieſe mir noch in der heutigen Sitzung übergeben, ſo würde ich ſie noch mitteilen. Stadtv. Gebert: Dann werde ich eine An⸗ frage an den Magiſtrat in dieſer Beziehung richten. Im allgemeinen ſind wir der Überzeugung, daß ſo ſchnell wie möglich die Reparaturen der Brücken vollzogen werden und daß die in Frage kommen⸗ den Summen bewilligt werden, müſſen. Stadtbaurat Bredtſchneider: Meine Herren, dem Herrn Stadtverordneten Gebert möchte ich mitteilen, daß wir ja dabei ſind, ſämtliche Holz⸗ brücken zu beſeitigen. Die Mittel zur Beſeitigung ſämtlicher Holzbrücken und zur Herſtellung neuer Brücken ſind in den Etat eingeſtellt. Zurzeit ſind wir dabei, die Röntgenbrücke neu zu bauen, und hoffen noch in dieſem Jahre mit dem Neubau der Dovebrücke zu beginnen; daran ſoll ſich an⸗ ſchließen die Marchbrücke und zuletzt die Caprivi⸗ brücke. Dann werden wir die vorhandenen Holz⸗ brücken, ſoweit ſie in unſerer Verwaltung ſich befinden, beſeitigt haben. Was die Reparaturen der beiden Brücken, Dove⸗ und Marchbrücke, anbetrifft, ſo nehme ich gern davon Kenntnis, daß Herr Gebert — vielleicht noch mancher andere — den Eindruck gewonnen hat, als wenn das zu langſam gehe. Ich werde mich ſpeziell darum kümmern und werde für den Fall, daß das zutreffend ſein ſollte, für eine Beſchleu⸗ nigung der Reparaturen ſorgen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: Zur Verſtärkung der Etatsnummer Ord. vIII1—5—1 für 1907 (Unterhaltung der Brücken) werden 3500 ℳ aus dem Dis⸗ poſitionsfonds bewilligt.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 7 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Bewilligung eines Beitrags zur Gründung eines Alters⸗ und Erholungsheims der BViktoriaſchweſtern. — Druckſache 72. Stadtv. Dr Frentzel: Meine Herren, meine Freunde werden der Vorlage des Magiſtrats zu⸗ ſtimmen. Sie legen aber Wert darauf, feſtzuſtellen, daß ſie ſich nicht allein damit begnügen, dieſer Vor⸗ lage zuzuſtimmen, ſondern daß ſie es auch mit einer gewiſſen Wärme tun. Die Gründe, die ſie leiten, ſind erſtens diejenigen, welche in der Magiſtrats⸗ vorlage bereits gekennzeichnet ſind; ſie entſpringen ſpeziell unſern Charlottenburger Verhältniſſen und laufen darauf hinaus, daß die ſtädtiſche Verwal⸗ tung, insbeſondere die Verwaltung der Kranken⸗ häuſer vollen Grund hat, dem Viktoriahauſe eine gewiſſe Dankbarkeit zu bewahren. Wir erkennen an, daß das Inſtitut der Viktoriaſchweſtern in unſerem alten Krankenhauſe als auch in dem neuen uns gute Dienſte geleiſtet hat, und wenn wir heute eigene Schweſtern haben, ſo iſt uns dieſe Inſtitution zum Teil auch nur dadurch ermöglicht worden, daß die Viktoriaſchweſtern gute Vorarbeit geleiſtet haben. Inſofern ſtimmen wir mit dem Magiſtrat vollkommen überein. Meine Freunde legen aber der Vorlage noch eine gewiſſe prinzipielle Bedeutung bei und haben mich gebeten, dieſem prinzipiellen Punkte Aus⸗ druck zu geben. Sie möchten bei dieſer Gelegenheit und durch dieſe Bewilligung bekunden, daß ſie dem Grundgedanken, der zur Gründung des Vittoriahauſes geführt hat, ſehr ſympathiſch gegen⸗ überſtehen, und ſie ſprechen die Hoffnung aus, es möge ſich das Viktoriahaus auch weiterhin der Blüte und des Gedeihens erfreuen. Meine Herren, ich darf Sie daran erinnern, daß in dieſem Saale, aber auch in vielen andern Sälen, in denen Stadt⸗ verordnete ihre Sitzungen abhalten, oft Klage darüber geführt worden iſt und noch geführt wird, daß unſere Volksſchulen von der Kirche und den Organen der kirchlichen Gemeinſchaften abhängig ſind. Ich darf Sie daran erinnern, daß vor einigen Jahrzehnten es in dieſer Beziehung mit unſerer Krankenpflege nicht anders ausſah. Damals iſt von den Vertretern des Arzteſtandes, von den Leitern der großen Krankenhäuſer und allen den⸗ jenigen, die ſich für Krankenpflege intereſſieren, oft genug Klage geführt worden, daß die Kranken⸗ pflege, ſoweit ſie überhaupt von der Schweſter⸗ ſchaft ausgeübt wurde, angeſchloſſen und untertan war, ich möchte beinahe ſagen, lediglich der Kirche und den Vertretern der kirchlichen Gemeinſchaften. Meine Herren, in dieſer Beziehung iſt Wandel geſchaffen worden, und zwar im weſentlichen durch das Eintreten des Viktoriahauſes, deſſen Grundprinzip war: es ſei die Krankenpflege nicht anzugliedern irgend einem religiöſen Bekenntnis, der Kirche und ihren Organen, ſondern ſie ſei lediglich auf freier Humanität aufzubauen und der ärztlichen Wiſſenſchaft und dem Helferberuf des Arztes ſelbſt anzugliedern. Dieſem Prinzip haben die Viktoriaſchweſtern in erſter Linie zum Siege verholfen, und wenn heute neben dem Viktoria⸗ haus eine ganze Reihe anderer Inſtitutionen entſtanden ſind und blühen und gedeihen, die alle auf dieſer freien Auffaſſung baſiert ſind, ſo iſt das im weſentlichen der vorbildlichen Wirkung des Viktoriahauſes zuzuſchreiben. Dieſes Wirken konnte ſich in der kurzen Zeit ſo typiſch nur geſtalten, weil über dem Viktoriahauſe keine geringere Perſön⸗ lichkeit waltete als die der verſtorbenen Kaiſerin Fr edrich, die nicht nur den Namen für dieſes Inſtitut hergab, ſondern, wie ich aus eigener Er⸗ fahrung weiß, in der ganzen Zeit ihres Lebens, ſeitdem ſie Preußin geworden war, täglich und fortgeſetzt auch in den kleinſten Arbeiten dieſem Inſtitut ihre Fürſorge angedeihen ließ. Sie hatte großen Gedanken von ihrem Mutterlande her⸗ die gbeigebracht, ſie verpflanzte ſie hierher und be⸗ gnügte ſich nicht damit, Helfer für ihr Werk zu finden, ſondern förderte es auch, wie bereits aus⸗ geführt, in ſteter Arbeit, ſelbſt in der Zeit, die ihre ſchwerſte Leidenszeit war, in der Zeit, als ſie die Kaiſerkrone trug. 12