Publikationen des Vereins für Sozialpolitit be⸗ antwortet finden wird, ſpeziell in dem Aufſatz, der ſich mit dieſer Frage ex professo beſchäftigt: „Der Straßenhandel in Berlin“. Dort iſt alles ein⸗ gehend dargelegt, und es ergibt ſich wohl auch ohne weiteres, daß namentlich die Großhändler mit Obſt und Gemüſe in der Lage ſind, künſtlich die Preiſe hochzuhalten, wenn ſie die Gewißheit haben, daß ihnen die ſogenannte Ramſchware immer von den Straßenhändlern abgenommen wird. Nicht alſo die Ramſchware, die die Straßenhändler ver⸗ treiben, wird verteuert, ſondern, dafür, daß der Straßenhandel ſeine Ware billiger vertreiben kann, wird für die große Maſſe der Bevölkerung die normale Qualität der Ware verteuert. Das iſt die Feſtſtellung, die ſich auch in den Publikationen des Vereins für Sozialpolitik findet. Herr Bürger⸗ meiſter Matting hat mich ſelbſtverſtändlich hierin richtig verſtanden: von Herrn Liſſauer bin ich da⸗ gegen mißverſtanden worden — in einer Art, die ich kaum erwartet hätte. Im übrigen habe ich mich abſichtlich jedes Eingehens auf Einzelheiten enthalten, weil mir in dieſem Augenblick die Materie noch nicht hinreichend geklärt erſcheint. Meine Bitte und Anregung ging deshalb gerade dahin, daß der Magiſtrat als eine objektive Behörde, un⸗ beeinflußt von den Anſichten der einzelnen In⸗ tereſſentenkreiſe, das Material weiter ſammeln und ſichten möge. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Stadtv. Liſſauer (perſönliche Bemerkung): Ich möchte nur feſtſtellen, daß ich tatſächlich Herrn Kollegen Flatau falſch verſtanden habe, verſtanden habe, daß die Kleingewerbetreibenden dazu beige⸗ tragen haben, einen beſtimmten Artikel zu ver⸗ teuern. Berichterſtatter Stadtv. Klick (Schlußwort): Wenn ich Herrn Kollegen Dr Flatau richtig ver⸗ ſtanden habe, ſo bemängelte er vorhin, daß die Petenten nicht auf das Verbot des Ausklingelns der Ware hingewieſen hätten. Ich muß konſta⸗ tieren, daß die Petenten gerade auf die Polizei⸗ verordnung vom 1. Februar 1903 hinweiſen, nach der das Ausklingeln der Ware verboten iſt. Daß das Verbot tagtäglich übertreten wird, wiſſen wir ja aus eigener Erfahrung. (Die Verſammlung geht nach dem Antrage des Ausſchuſſes über die Petition I zur Tages⸗ ordnung über.) Borſteher Kaufmann: II. Petition des Vereins der ſelb⸗ ſt ändigen Holz⸗ und Kohlenhänd⸗ ler, hier, betr. Kokspreiſe. Berichterſtatter Stadt. Dr Penzig: Meine Herren, die ſelbſtändigen Holz⸗ und Kohlenhändler in Charlottenburg, die in einem Verein organiſiert ſind, bitten die Verſammlung, gütigſt dafür ein⸗ treten zu wollen, daß, wie in früheren Jahren, auch im Geſchäftsjahre 1908 von der ſtädtiſchen Gasanſtalt ein Quantum von 100000 hl Koks zum Preiſe von 20 Pf. unter dem Tagespreiſe von ihnen erhalten werden könnte. Der Aus⸗ ſchuß iſt in eine materielle Beratung über dieſe ganze Angelegenheit gar nicht eingetreten, weil 81 vom Magiſtratstiſch aus ſofort erklärt wurde, der Verein habe die Zeit verpaßt, für das laufende Etatsjahr ſei überhaupt gar kein Koks mehr ver⸗ käuflich. Aus dieſem Grunde empfiehlt Ihnen der Ausſchuß den Übergang zur Tagesordnung. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung geht nach dem Antrage des Ausſchuſſes über die Petition II1 zur Tagesordnung über.) Vorſteher Kaufmann: III. Petition des Tiſchlermeiſt ers R öpke und Gen., hier, betr. Be⸗ nutzung des Grundſtücks Leibniz⸗ ſt r a ß e 67. Berichterſtatter Stadtv. Sellin: Meine Herren, die Petition, um die es ſich hier handelt, iſt von 28 Perſonen unterſchrieben; ſie betrifft das Grundſtück Leibnizſtr. 67, das der Stadt gehört. Der Gerüſtverleiher Maß hat das Grundſtück vom Magiſtrat gepachtet, um dort Gerüſte zu lagern; er hat es dann, da er es nicht brauchte, an einen Unterpächter weiterverpachtet, und dieſer hat wieder an mehrere Leute abverpachtet. Es haben ſich dort Zuſtände herausgeſtellt, daß die Polizei genötigt war, einzuſchreiten. Die Grundeigentumsdepu⸗ tation hat ſich auch damit beſchäftigt und hat be⸗ ſchloſſen, dem Herrn Maß aufzugeben, nicht mehr an weitere Unterpächter zu verpachten. Vom Magiſtrat wurde in dem Petitionsausſchuß erklärt, daß er dort in loyaler Weiſe vorzugehen auch ferner⸗ hin gewillt iſt. Infolgedeſſen empfiehlt der Pe⸗ titionsausſchuß mit Rückſicht darauf, daß ohne neuen Vertragsabſchluß eine Wiederholung der früheren Zuſtände zu befürchten iſt, Übergang zur Tagesordnung. Ich bitte Sie, meine Herren, dieſen Antrag anzunehmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung geht nach dem Antrage des Ausſchuſſes über die Petition III zur Tagesordnung über.) Vorſteher Kanfmann: IV. Petition des Invaliden Nielitz, hier, betr. Unterſtützung. Berichterſtatter Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren, es handelt ſich hier um einen Bürger der Stadt, der ſeit dem Jahre 1893 bereits Unter⸗ ſtützungen von der Stadt bezogen hat; in vielen Fällen iſt auch ſeine Frau durch die Armenver⸗ verwaltung unterſtützt worden. Dieſer Mann hat nun vor 2½ Jahren das Glück gehabt, eine größere Erbſchaft zu machen, nämlich eine Erbſchaft von 1000 ℳ. Der Magiſtrat hat, wie es richtig war, von vornherein die Hand auf dieſe Erbſchaft gelegt und iſt nun vielleicht zu liebenswürdig verfahren, indem er dem Manne die Hälfte dieſer Erbſchaft doch wieder abgetreten hat. Die Koſten, die dem Magiſtrat durch die Unterſtützungen bereits er⸗ wachſen waren, beliefen ſich auf eine weit höhere Summe, als die Erbſchaft betrug. Die Hälfte dieſer Erbſchaft wurde dem Manne in kleinen Raten ausgezahlt; ſie iſt nun verbraucht worden, und der Mann wünſcht wieder, Armenunter⸗ ſtützung zu haben; es ſind ihm auch hin und wieder kleinere Beträge ausgehändigt worden; er ſchreibt nun aber dauernd, ſei es um Armenunterſtützung, ſei es um Feſtſetzung einer Invalidenrente uſw.