— 84 arlottenburg allein nicht in der Lage ſein irgend welche Arbeitsloſenverſicherung ein⸗ die von wirklich dauerndem Effekte wie Ch würde, treten zu laſſen, ſein würde. (Stadtv. Zietſch: Auf dem Standpunkte ſtehen wir!) geſprochen worden, ob vielleicht hier ein Zuſammenſchluß des wirtſchaftlichen Groß⸗ Berlins etwas helfen könnte. Ein Beſchluß iſt in dieſer Beziehung nicht gefaßt worden; man iſt ſchließlich darauf hinausgekommen, dem Magiſtrat, damit überhaupt in dieſer Beziehung ein gewiſſes Material vorliegt, das zu empfehlen, was Sie unter ſ09 11 als Beſchluß des Ausſchuſſes niedergelegt ehen. Ich möchte außerdem — das überſchreitet allerdings meine Aufgabe als Referent — die Mit⸗ teilung machen, daß der Magiſtrat inzwiſchen in Würdigung dieſer Anregungen, die er uns von be⸗ kommen hat, ſich an einige der hervorragendſten Firmen gewandt hat und dort angefragt hat, ob eventuell weitere Entlaſſungen infolge Arbeits⸗ mangels bevorſtehen. Ich habe die vom Herrn Bürgermeiſter mir zugänglich gemachten Briefe einer kurzen Durchſicht unterzogen und kann nur konſtatieren, daß glücklicherweiſe die große Majorität dieſer Firmen ſich dahin ausſpricht, daß voraus⸗ ſichtlich weitere Entlaſſungen größeren Stils nicht weiter zu erwarten ſeien. (Stadtv. Zietſch: Aber die ſchon vorgekommen ſind!) Es iſt aber davon Stadtv. Dr Borchardt: Meine Herren, ich muß leider dem Herrn Referenten in manchen Beziehungen widerſprechen. Nach der Berichter⸗ ſtattung kann es ja ſo ausſehen, als ob im Ausſchuß volle Einigkeit herrſchte, und als ob auch meine Freunde, ſoweit ſie im Ausſchuß vertreten waren, vollkommen den Erwägungen zuſtimmten, die als Extrakt der Ausſchußberatungen Ihnen hier in den Anträgen des Ausſchluſſes vorliegen. Meine Herren, wenn Sie daran denken, daß ich am 8. Ja⸗ nuar, als hier dieſelbe Frage verhandelt wurde, meine Ausführungen damit ſchloß, darauf hin⸗ zuweiſen, daß auf dem Gebiete der Arbeitsloſen⸗ fürſorge der Magiſtrat bisher leider verſagt hat, ſo werden Sie es daraus ſchon begreiflich finden, daß meine Freunde und ich nicht zuſtimmen konnten, auch im Ausſchluß nicht zugeſtimmt haben einem derartigen Vertrauensvotum für den Magiſtrat, wie es der Antrag 1 des Ausſchuſſes enthält. In unmittelbarſtem Widerſpruch zu meinen Aus⸗ führungen vom 8. Januar heißt es in dieſem An⸗ trage, daß die Verſammlung ja „das Vertrauen zum Magiſtrat hat, er werde, wie im Jahre 1901/02, die nötigen Maßregeln treffen, um einer etwa weiter zunehmenden Arbeitsloſigkeit gerüſtet gegen⸗ überzuſtehen“. Nachdem meine Freunde dur mich am 8. Januar hatten verkünden laſſen, daß nach unſerer Anſicht der Magiſtrat auf dieſem Ge⸗ biete bisher leider vollſtändig verſagt hat, wäre es merkwürdig geweſen, wenn wir im Ausſchuß einer ſolchen unbeſchränkten Vertrauenskundgebung für den Magiſtrat zugeſtimmt hätten. Aber auch darüber, daß die Lage des Arbeits⸗ marktes wohl ernſt, dagegen nicht kritiſch ſei, herrſchte im Ausſchuß nicht diejenige Einigkeit und Eeinſtimmigkeit, wie man nach dem Referate des Herrn Kollegen Frentzel vermuten könnte. Ein⸗ ſtimmigkeit war nur darüber, ernſt ſei. Ob man ſie nun kritiſch oder nicht kritiſch ch] Ausſchuß hab daß die Lage überaus nennen will, iſt ſchließlich mehr eine Sache der Empfindung. Wir jedenfalls ſind der Meinung, daß dies, möge die Zahl der Arbeitsloſen relativ, verglichen mit anderen Jahren, mit Jahren erheb⸗ licher Kriſe, ſelbſt nicht ſo groß ſein wie damals, was übrigens noch keineswegs etwa bewieſen iſt —, wir ſind der Meinung, daß ſelbſt bei einer geringen Zahl der Arbeitsloſen für dieſe Arbeitsloſen ſelbſt die Lage immer ſehr kritiſch iſt, und auf uns haben auch die Hinweiſe, daß von den 47, die mit der Be⸗ grüdung der Arbeitsloſigkeit um Armenunter⸗ ſtützung einkamen, nur eine geringe Zahl die Arbeit auf dem Steinplatze angenommen habe und in dieſer Arbeit verblieben iſt, nicht einen nachhaltigen Eindruck machen können. Der Herr Referent ſagt ſelbſt: es wird auf dem Steinplatz ein Tagelohn von 2,60 ℳ gezahlt. Nun, zu einem Tagelohn von 2,60 ℳ geht eben niemand, de r immer noch hofft, eine beſſere Arbeit zu finden, auf den Steinplatz, umſoweniger als der Herr Referent ſagte: nach 14 Tagen, wenn die Leute eingearbeitet ſind, können ſie auf 4 ℳ kommen. Das heißt alſo: die nicht ein⸗ gearbeiteten Leute können ich höchſtens dort ver⸗ derben für ihren eigentlichen Beruf, aber niemals dieſen Lohn erreichen. Ich würde weit eher aus dem Umſtande, daß die Leute in ihrer großen Mehrzahl darauf verzichtet haben, auf den Stein⸗ platz zu gehen, ſchließen, daß es ſich bei dieſen Leuten um gelernte, qualifizierte Arbeiter gehandelt hat, daß alſo gerade das ein ſchwereres Symptom für die vorhandene Arbeitsloſigkeit iſt, daß die Arbeitsloſigkeit eben nicht nur die Bau⸗ und Erd⸗ arbeiter trifft, ſondern daß ſie ſich gerade auf die Kreiſe der qualifizierten Arbeiter erſtreckt. Nach alledem werden Sie es begreiflich finden, daß wir nicht in der Lage ſind, unſ ern Antrag, der Magiſtrat wird erſucht, ſchleunigſt Maß⸗ nahmen zur Linderung der Arbeitsloſigkeit und ihrer Folgen in Charlottenburg zu er⸗ greifen, zurückzuziehen. Wir meinen vielmehr, auch trotz der Ausſchußberatung und nach der Ausſchußbe⸗ ratung, daß dieſer Antrag angebracht iſt, ſind alſo nicht in der Lage, für den erſten Abſatz des Aus⸗ ſchußantrages zu ſtimmen. Nun, meine Herren, Herr Referent anführte, die Frage der Arbeitsloſenverſ und der Herr Referent ſagte, es herrſchte Ein⸗ ſtimmigkeit darüber. Er nannte, wenn ich nicht irre, ſpeziell meine Freunde als einverſtanden mit der Anſicht, daß Charlottenburg allein, unabhängig von Berlin oder Groß⸗Berlin, auf dem Gebiete der Arbeitsloſenverſicherung nicht vorgehen könne. Es tut mir leid, daß dem Herrn Referenten hier ein Irrtum unterlaufen iſt. Meine Freunde im en allerdings, wie auch ich am §. Januar Schwierigkeit hingewieſen, die für ht, weil es doch nur ein Aus⸗ Wirtſchaftsgebietes ſei, etwas etwas in dem Sinne Nach⸗ ß es über einen größeren iſſe Schwierig⸗ wurde, wie Ihnen der im Ausſchuß auch über icherung geſprochen, hier, auf die Charlottenburg beſte ſchnitt eines großen Nachdrückliches zu tun, drückliches zu tun, da Kreis ſich erſtreckt, und auch ein gew keit verkennen wir gar nicht, unabhängig von Berlin etwas zu tun. Aber wie Sie ſich erinnern werden, habe ich am §. Januar eben ſo nachdrücklich darauf hingewieſen, daß gerade aus ſeiner eigenartigen und günſtigen Lage Charlottenburg eine beſondere Pflicht erwächſt, hier vorzugehen auch ohne Berlin und durch das Beiſpiel, das es gebe, Berlin mit