93 will, daß ſie dann dieſen Antrag ſo verſtehen, wie er gemeint iſt, nicht aber ſo, wie es auch Herr Kollege Spiegel noch angedeutet hat, daß in ihn hineingenommen werden ſoll, was gar nicht mit darin ſteht: „in Verbindung mit anderen Städten“, ſondern es ſoll ſich für uns hier lediglich um Char⸗ lottenburg handeln. (Stadtv. Dr Spiegel: Dann ſtimme ich dagegen!) Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, da Herr Stadtverordneter Dr. Spiegel ſich bereit erklärt hat, an Stelle des Wortes „ob“ die Worte zu ſetzen: „in welcher Weiſe“ — (Zuruf bei den Liberalen: Er hat ſich wieder be⸗ ſonnen!) — ſo, das freut mich. (Heiterkeit.) Da aber Herr Stadtverordneter Dr. Borchardt ungeheuer viel Gewicht auf dieſe Worte legt, möchte ich mir erlauben, darauf hinzuweiſen, daß dadurch außerordentlich wenig gewonnen wird. Denn ſelbſt wenn Sie in dieſem Sinne beſchließen und ſich Ihrerſeits ſchon darauf feſtlegen wollten, daß ſtädtiſche Mittel für Zwecke der Arbeitsloſenver⸗ ſicherung verwendet werden ſollen, ſo würde der Magiſtrat, wenn er überhaupt der Hergabe ſtädtiſcher Mittel zuſtimmen ſollte, unter allen Umſtänden ſich auf den Standpunkt ſtellen, daß die Stadt allein eine ſolche Verpflichtung nicht übernehmen könne, ſondern die Arbeitgeber ſich daran beteiligen müſſen, und wenn der Magiſtrat dann wirklich ſagt: unter der Vorausſetzung, daß die Arbeitgeber ſich daran beteiligen, ſind wir bereit, ſtädtiſche Mittel aufzuwenden, — ſo wäre auch damit noch gar nichts erreicht, da wir keineswegs die Arbeitgeber zu Beiträgen zwingen können. Ich meine alſo, die Diskuſſion über die Erſetzung des Wortes „ob“ durch „in welcher Weiſe“ iſt nur ein Streit um Kaiſers Bart, den Sie beſſer auf ſich beruhen laſſen. (Stadtv. Zietſch: Das war ein feiner Schachzug!) Stadtv. Dr. Spiegel: Ich habe zu erklären, daß nach der Auslegung, die jetzt Herr Kollege Borchardt ſeinem zweiten Amendement gegeben hat, ich nicht mehr in der Lage bin, es zu befürworten. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Dr. Frentzel (Schluß⸗ wort): Meine Herren, auf das eigentliche Schlußwort verzichte ich. Ich möchte nur Herrn Kollegen Borchardt gegenüber betonen, daß er, glaube ich, doch nicht ganz Recht hat, wenn er meint, ich habe die Ver⸗ handlungen des Ausſchuſſes nicht ganz richtig wiedergegeben. Er glaubt, ich hätte namentlich die Stellung der Vertreter der ſozialdemokratiſchen Partei nicht genügend ſcharf präziſiert. Es waltet da aber jedenfalls ein zweiſeitiges Mißverſtändnis ob. Ich meinte nämlich, bei demjenigen Punkte des Ausſchußantrages hätten auch die Sozialdemokraten ihre Zuſtimmung gegeben, der ſich auf die Ein⸗ richtung einer ſtädtiſchen Arbeitsloſenverſicherung bezieht; ich habe allerdings angenommen, daß Sie dem zuſtimmen. Im übrigen möchte ich gegenüber Herrn Kol⸗ legen Borchardt darauf hinweiſen, daß er heute gegen Abſatz 11 ſehr polemiſierte, dieſen ſelben Abſatz in dem Ausſchuß aber in ſehr wenig ab⸗ weichender Weiſe amendiert wiſſen wollte. Er hatte ihn nämlich dahin amendiert, das Wort „wohlwollend“ einzufügen. Weshalb ich das nicht erwähnte, hatte nur den Grund, daß ich annahm, daß dieſer Antrag von Herrn Stadtverordneten Borchardt mit aller der Gründlichkeit hier be⸗ 2 werden würde, die wir an ihm gewohnt ind. (Heiterkeit.) Stadtv. Dr. Borchardt (zur Geſchäftsordnung): Meine Herren, nachdem Herr Kollege Spiegel ſoeben erklärt hat, daß er nach meiner Auslegung des zweiten Amendements nicht für dieſes Amen⸗ dement ſtimmen kann, iſt ganz klar, daß nur meine Freunde dafür ſtimmen werden. Ich kann deshalb den Antrag auf namentliche Abſtimmung hierüber zurückziehen. (Bravo!) Perſönlich möchte ich noch bemerken, daß — (Glocke des Vorſtehers.) Vorſteher ⸗Stellvertr. Dr. Hubatſch (unter⸗ brechend): Zur perſönlichen Bemerkung hat zunächſt Herr Kollege Stadthagen das Wort; dann be⸗ kommen Sie das Wort zur perſönlichen Bemerkung. Stadtv. Dr. Stadthagen (perſönliche Bemer⸗ kung): Ich muß die Inſinuation zurückweiſen, daß Herr Kollege Borchardt mir imputiert, ich hätte geſagt, daß bei den Gewerkſchaften eine ſchlechte Geſchäftsführung herrſche; ich habe kein Wort davon geſagt. Herr Kollege Borchardt hat mich ferner miß⸗ verſtanden inſofern, als er annahm, daß ich für den zweiten Teil des Ausſchußantrages ſtimmen werde. Ich habe dagegen geſprochen und geſagt: ich werde dagegen ſtimmen und hoffe, daß auch andere dagegen ſtimmen werden, bei aller Anerkennung des Rechtes auf Ar⸗ beit,, qber uicht auf beſtim mt e Arb eit. Wenn Herr Kollege Borchardt ſchließlich ge⸗ ſagt hat, daß er ſo lange geſprochen hätte, um mich zu belehren, dann hätte er ſich und uns die halbe Stunde ſparen können; denn er iſt ein ſchlechter Lehrmeiſter geweſen. (Heiterkeit.) Stadtv. Dr. Borchardt (perſönliche Bemerkung): Herrn Kollegen Frentzel möchte ich erwidern: das Wort „wohlwollend“ haben wir deswegen hier nicht wieder hineingebracht, weil Sie ja alle von dem Wohlwollen des Magiſtrats ſo überzeugt ſind, daß man es nicht extra hervorzuheben brauchte. Herr Kollege Stadthagen meinte, daß meine Bemerkung über die Geſchäftsführung der Gewerk⸗ ſchaften vielleicht aus meiner Kenntnis der Ge⸗ werkſchaften herrühre, aus ſeiner Kenntnis rühre ſie nicht her. Wenn er beſtreitet, überhaupt etwas Derartiges, etwas von der ſchlechten Kaſſenführung der Gewerkſchaften, geſagt zu haben, ſo kann das nur aus der Unkenntnis des Sinnes ſeiner eigenen Worte herrühren. (Heiterkeit.) Stadtv. Dr. Stadthagen (perſönliche Bemer⸗ kung): Ich kann nur meinem Bedauern Ausdruck geben, daß Herr Kollege Borchardt meine Worte