— 96 bücherei in dem Hauſe Wormſer Straße 6 a gegen Zahlung eines jährlichen Mietszinſes von 2200 ℳ vom 1. Oktober 1908 ab wird zugeſtimmt.) Punkt 16 der Tagesordnung: Vorlage betr. Bereitſtellung von Mitteln zur Gewährung von Prämien für zweckentſprechende Ausgeſtaltung von Gebänden am Kaiſerdamm und an der Bismarckſtraße. Druckſache 81. Berichterſtatter Stadtv. Wolffenſtein: Meine Herren, das Manko in künſtleriſchen Dingen in Charlottenburg, das der Herr Referent in Sachen der Kunſtdeputation Ihnen geſchildert hat, trifft namentlich auch auf die künſtleriſch⸗architektoniſche Ausgeſtaltung der Stadt zu, und es ſind gerade die Faſſaden unſerer Wohnhäuſer, die zu manchen Klagen Anlaß geben können. Es iſt an denſelben ein Durcheinander von Stilarten, eine Häufung von Motiven und Ornamenten wahrzunehmen, die unſeren Straßenbildern einen parvenüartigen Charakter verleiht. Aber ich will zugunſten Char⸗ lottenburgs ſagen, daß das nicht allein in Char⸗ lottenburg ſo iſt, ſondern auch in Berlin. Daß der Magiſtrat ſich der Begegnung dieſes Defektes, wenn ich mich ſo ausdrücken darf, ſchon warm angenommen hat, können wir mit Freuden be⸗ grüßen. Er hat ſchon bei der Aufteilung des Wartenbergſchen Geländes einen Verſuch in dieſer Richtung gemacht und will nun einen Verſuch im größeren Maßſtabe machen bei der vornehmen Anlage des Kaiſerdammes. Unſer Stadtbaurat hat ein großartiges Projekt aufgeſtellt, das noch nicht ganz vollendet iſt, aber in bezug auf die Wohn⸗ häuſer darin gipfelt, daß in der äußeren Erſchei⸗ nung der Faſſaden ein architektoniſcher Zuſammen⸗ ſchluß der einzelnen Baublocks zur Geltung kommt, daß alſo nicht, ich möchte ſagen, der architektoniſche Karneval, den Berlin und Charlottenburg bieten, ſich in dieſer vornehmen Straßenanlage wieder⸗ holt, ſondern daß ſich hier eine vornehme, ruhige und geſchloſſene Architektur zeigt. Es ſollen nur einzelne Hauptmomente betont werden wie an Eckhäuſern, an den Kreuzungen von Hauptſtraßen, während die Häuſer, die zwiſchen den Ecken liegen, ſich dem Ganzen möglichſt anzuſchließen haben. Daß natürlich an einzelnen hervorragenden Stellen in dieſer großen, langen Straßenanlage Aufbauten erwünſcht ſind, liegt auf der Hand. Das Projekt, ſoweit es mir bekannt iſt, zeugt von einer Groß⸗ zügigkeit der Auffaſſung, die Sie nach Kenntnis⸗ nahme gewiß auch anerkennen werden. Wenn man aber, um die vorbildliche Faſſaden⸗ geſtaltung nach Möglichkeit einzuhalten von den Bauenden und den Bauunternehmern, welche am Kaiſerdamm bauen, Aufwendungen reſp. Opfer verlangt, ſo muß man ſie auch in gewiſſer Beziehung entſchädigen. Das Projekt des Stadtbaurats ſieht z. B. an einer Straßenkreuzung vor, daß man mit der Bebauung der Ecke hinter die Bauflucht zu⸗ rückgeht, um eine platzartige Erweiterung zu ſchaffen. Andererſeits verlangt an einer Stelle das architektoniſche Gefühl einen turmartigen Auf⸗ bau, und auch dafür müßte der Unternehmer, der ihn nicht freiwillig liefert, entſchädigt werden. Auch kann man ſich denken, daß eine geſchloſſene Faſſade zwiſchen zwei Straßen in edlem Material, z. B. in Sandſtein, begonnen iſt, und daß nun ein Beſitzer einer ſchmalen Parzelle, die dazwiſchen liegt, die Faſſade nur in Putz herſtellen will; da wird man natürlich zunächſt verſuchen, den be⸗ treffenden Bauunternehmer zu überreden, auch edles Material für ſeine Koſten zu wählen. Wenn das aber nicht gelingt und die Verhandlungen ſich daran ſtoßen ſollten, ſo wird man ihm immerbin eine Entſchädigung bieten wollen und auch bieten können. In der Vorlage iſt auch von Prämien ge⸗ ſprochen worden, die man für beſonders künſtleriſche Faſſaden geben könnte. Dieſes Verfahren hat ja ſchon ſeine Vorgänger; es ſind z. B. vor Jahren in Brüſſel Konkurrenzen für die beſt ausgeführten Faſſaden in einer Straße ausgeſchrieben worden und Sie werden wohl wiſſen, daß es ſehr viel ſchwieriger iſt, eine Faſſade gut auszuführen, als ſie zu zeichnen. Die Kompoſition bildet ja natürlich die Grundlage; aber um ſie wirklich auch geſchickt auszuführen, bedarf es doch großer Erfahrung. Nun glaube ich ia, daß dieſer Weg, eine Konkurrenz für ausgeführte⸗ Faſſaden einzuleiten, hier be⸗ ſchritten werden könnte; aber vielleicht iſt es nicht nötig, da Geldprämien zu verteilen. Ich glaube, man könnte dieſe Prämien in Geſtalt einer Aus. zeichnung geben; es würde vielleicht ſchon genügen, (Stadtv. Holz: Medaille!) die Faſſaden zu vervielfältigen und als Muſterbei⸗ ſpiele zu publizieren, ähnlich, wie es in umgekehrtem, in negativem Sinne ein Verein machen und eine Konkurrenz ausſchreiben wollte für die 10 ſchlech⸗ teſten Faſſaden in Berlin. Aber ich meine, ein poſitives Muſter einer guten Faſſade würde ſegens⸗ voller wirken als ein abſchreckendes Beiſpiel. Ich möchte Sie bitten, meine Herren, im Intereſſe der glücklicheren Geſtaltung unſerer Wohn⸗ hausbauten an dieſem vornehmen Straßenzuge die Summe von 50 000 ℳ zu bewilligen. Ob wir freilich mit dieſen 50 000 ℳ auskommen, ſteht noch dahin, aber es iſt dann der Anfang gemacht, und der Magiſtrat iſt dann in der Lage, wenigſtens ſchon jetzt bei den erſten Verhandlungen tatkräftig einzugreifen. Ich beantrage alſo die Annahme der Magiſtratsvorlage. (Die Beratung wird geſchloſſen. Stadtv. Liebe meldet ſich zum Wort.) Borſteher Kaufmann: Meine Herren, die Beratung iſt geſchloſſen; ich bedaure, das Wort nicht mehr erteilen zu können. Sie müſſen ſich früher melden. Wenn aber die Verſammlung wünſcht, er⸗ öffne ich die Beratung noch einmal. Ich bitte die⸗ jenigen Herren Kollegen, die die Beratung noch einmal aufnehmen wollen, um dem Kollegen Liebe Gelegenheit zu geben, ſich zu äußern, die Hand zu erheben. (Geſchieht.) 4 0 Die Beratung iſt noch einmal aufgenommen. Stadtv. Liebe: Meine Herren, meine Freunde ind nicht in der Lage, dem Antrage des Magiſtrats ſtattzugeben. Durch dieſe Vorlage ſollen die Terraingeſellſchaften reſp. die Bauherren unter⸗ ſtützt werden, der Kaiſerdamm ſoll als etwas Be⸗ onderes behandelt werden inbezug auf Aus⸗ chmückung der Faſſaden. Das wäre auch ohne jede Vorlage möglich geweſen, wenn der Magiſtrat ſich rechtzeitig, bei der Verbreiterung der Bis⸗ marckſtraße reſp. bei der Anlegung des Kaiſer⸗