wohlgefälligen Anblick hat. Die 20000 ℳ, die wir vorhin bewilligt haben, um die Kunſt zu fördern, ſind, glaube ich, genügend. Denn hier werden — das ſteht bei mir feſt, und der Herr Stadtbaurat hat ſelbſt geſagt, daß er nicht weiß, ob die 50000 ℳ genügen werden — weitere Forderungen nachher unbedingt folgen. Ich möchte Sie im Intreſſe der Stadt ſelbſt erſuchen, dieſe 50000 ℳ nicht zu be⸗ willigen. Die Herren, die da bauen wollen, werden Geld genug haben, um den in Frage kommenden Gebäuden ein gutes Ausſehen zu geben. Es kommt noch eins hinzu: die Mietspreiſe dieſer dort zu erbauenden Häuſer werden unbedingt eine Höhe annehmen, daß der betreffende Bauherr ſeinen Bau wieder gut bezahlt bekommt. Ich möchte Sie im Intereſſe des ganzen Geld⸗ weſens bitten, nach dieſer Richtung etwas ſparſamer zu ſein. Denn ſo großartig herrlich ſieht beiſpiels⸗ weiſe der Kurfürſtendamm oder die Joachims⸗ taler Straße nicht aus. (Zuruf: Wir wollens ja beſſer haben!) — Sie wollens beſſer haben. Schön, werter Herr Kollege, dann ſagen Sie dieſen Bauherren: „So haſt du's zu machen, aber mit deinem Gelde!“ Denn auf Grund des Anſehens des Hauſes zieht er nachher auch den Nutzen daraus. Ich glaube, wir brauchen nicht extra Gelder darauf zu ver⸗ wenden, daß der Bauherr nachher ſeinen Vorteil bekommt. Sie müſſen doch eins zugeben: die Häuſer werden nachher auch verkauft, und dann haben Sie mit den Geldern der Stadt einfach den Betreffenden mehr Wert zugeſchanzt. Ich bitte dringend, im Intereſſe der Stadt, den Antrag abzulehnen. Stadtv. Harniſch: Meine Herren, ich möchte mit denſelben Worten beginnen: „im Intereſſe der Stadt“; nur möchte ich bitten, die Vorlage nicht „rundweg abzulehnen“, ſondern rundweg anzu⸗ neh Es handelt ſich um eine Sache, die ſo wichtig — nach meiner perſönlichen Auffaſſung beinahe noch wichtiger — iſt als die Kunſtdeputation. Hier haben wir einen großen Plan vor Augen, ſo groß, wie es ihn in vielen Städten überhaupt nicht gibt; Berlin kann ſo etwas gar nicht, Char⸗ lottenburg nur an dieſer einen Stelle machen. Große Bronzen ſetzen, Springbrunnen bauen, alle möglichen anderen Denkmäler errichten, Bilder kaufen, das Rathaus ſchmücken — das können wir immer wieder. Hier können wir ſpäter nichts mehr; wenn wir dieſen Augenblick verpaſſen, iſt's für immer zu ſpät. Wir dürfen den Herrn Baurat nicht im Stich laſſen. Ich bitte ſehr, das Geld zu bewilligen. (Bravo!) Stadtv. Liebe: Ich wollte den Magiſtrat nur fragen, welchen Zwang er auf den Bauunternehmer ausüben kann, daß er Zeichnungen einzureichen hat, und dann auch nach der genehmigte Zeichnung bauen muß. (Zuruf: Prämien!) — Prämien können ihm nichts nützen. Wenn er ſein Haus in der Faſſade reicher ausſtatten will, und der Magiſtrat iſt der Anſicht, daß gerade an dieſer Stelle etwas Einfacheres beſſer wirken wird, ſo kann er keine Prämie bekommen. Ich glaube, es gibt überhaupt keine feſte Norm, die Bauunter⸗ Y nehmer zu zwingen, daß ſie nach der vom Magiſtrat genehmigten Zeichnung bauen müſſen. 98 Stadtbaurat Seeling: Unter Umſtänden kom⸗ men Ausſparungen in Betracht, die den Mann ein Zimmer koſten. Er hat ſich eine Parzelle gekauft, die innerhalb der gegebenen Baufluchtlinie liegt, und will die Parzelle ſo und ſo ausnutzen; da können wir ſehr leicht in die Lage kommen, zu ſagen: wir möchten im öffentlichen Intereſſe wünſchen, da du ein Zimmer opferſt, alle Etagen hindurch; da muß er irgendeine Entſchädigung erhalten. Nur ſo kommen wir dazu, daß wir etwas erreichen. Stadtv. Liebe: Ich bin durch dieſe Auskunft nicht befriedigt. Ich hatte gefragt: gibt es ein Mittel, den Bauherrn zu zwingen, daß er nach der von Magiſtrat genehmigten Zeichnung zu bauen hat? Wenn kein Mittel da iſt, und es iſt ein Bauunter⸗ nehmer darunter, der ſich der Anſicht des Magiſtrats nicht fügr, dann ſtört das eine Haus das geſamte Bild der Straße. Dadurch würde die Bewilligung der 50 000 ℳ nutzlos ſein. Stadtbaurat Seeling: Im allgemeinen haben ſo wohl die Neuweſtend⸗Geſellſchaft wie auch die Witzleben⸗Geſellſchaft, die auch beteiligt iſt, Ver⸗ träge mit den Leuten, die ihnen eine Parzelle ab⸗ gekauft haben, wonach eine gewiſſe Faſſadenge⸗ nehmigung vereinbart iſt; die Faſſaden ſollen, ehe ſie gebaut werden, vorgelegt werden. Aber nun geht die Sache weiter; wird dieſe Vorlage genehmigt, ſo ſind wir in der Lage, zur rechten Zeit einzu⸗ greifen, und mit den Leuten zu verhandeln, um im öffentlichen Intereſſe et was zu erringen.] So ganz in der Luft hängt die Sache alſo nicht, wie Sie meinen. (Die Beratung wird wiederum geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Wolffenſtein (Schluß⸗ wort): Ich wollte Herrn Kollegen Liebe nur ent⸗ gegnen, daß hier nicht etwa eine Bevorzugung derjenigen, welche am Kaiſerdamm bauen, Platz greifen ſoll, ſondern die Betreffenden ſollen nur für etwas entſchädigt werden, wofür ſie Opfer zu bringen haben. Ich möchte Sie doch dringend bitten, Ihre ablehnende Haltung in der Angelegen⸗ heit aufzugeben im Intereſſe der Schönheit unſerer Stadt. Wir müſſen wirklich ſagen: faſt alle die Nebenſtraßen, die in der Nähe des Kaiſerdammes liegen, ſind von einer Häßlichkeit, wie man ſie kaum in Berlin findet. Geben Sie uns doch die Mittel, hier etwas Einheitliches Großzügiges zu ſchaffen, wie der Herr Stadtbaurat es projektiert hat! Wir müſſen ihn in dieſer Richtung unterſtützen. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Der Magiſtrat wird ermächtigt, für die zweck⸗ entſprechende Ausgeſtaltung von Gebäuden am Kaiſerdamm und an der Bismarckſtraße in geeigneten Fällen Prämien als Beihilfen an die betreffenden Bauunternehmer zu ge⸗ währen. Für dieſen Zweck werden 50 000 ℳ aus dem Extraordinarium des Sonderetats 7 für 1907 (Verbreiterung der Bismarckſtraße) zur Verfügung geſtellt. 2 Vorſteher Kaufmann: Für den vorhin zu unkt 12 der Tagesordnung beſchloſſenen Aus⸗ chuß arird folgende Zuſammenſetzung vorgeſchlagen: die Kollegen Becker, Dzialoszynski, Dr Frentzel,