Magiſtrat noch richten, ob das Wort „jedenfalls“ ſo zu verſtehen iſt, daß ſchon jetzt ein Beſchluß vorliegt, daß die Slelle tatſächlich ausgeſchrieben wird, oder ob dies noch zweifelhaft Dleibt. Stadtſchulrat Dr. Neufert: Nein, meine⸗ Herren, Beſchlüſſe liegen nicht vor. Aber es ent⸗ ſpricht dem hier üblichen Brauch, daß derartige Stellen ausgeſchrieben werden, und es liegt kein Grund vor, weshalb wir dieſem Brauch hier nicht Wird ſelbſtverſtändlich folgen ſollen. (Bügermeiſter Matting: ausgeſchrieben ) (Die Beratung wird wiederum geſchloſſen. Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Vorſteher Kaufmann: Punkt § der Tages⸗ ordnung: Mitteilung betr. den Bericht über die BVerwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der Stadt Charlottenburg für das Rechnungs⸗ jahr 1906. — Druckſache 105. Punkt 9 der Tagesordnung: Vorlage betr. Abänderung der Gemeinde⸗Grund⸗ ſteuer⸗Ordnung. Druckſache 106. Ich würde der Verſammlung empfehlen, beide Vorlagen an den demnächſt zu wählenden Etatsaus⸗ ſchuß mit zur Beratung zu überweiſen und heute von einer Beſprechung der Angelegenheiten ab⸗ zuſehen. Stadtv. Hirſch (zur Geſchäftsordnung). Ich möchte dieſem Vorſchlag widerſprechen. Ich würde vielmehr vorſchlagen, daß dieſe beiden Punkte in Verbindung mit dem Etat beraten werden. Vorſteher Kaufmann: Herr Kollege Hirſch, wenn ich Ihnen darauf erwidern darf: meine Anregung geht dahin daß dieſe beiden Sachen zuſammen mit dem Etat verhandelt werden, und daß die Beſchlußfaſſung darüber erſt eintritt, wenn der Etatsausſchuß beraten hat. Mit anderen Worten: mein Vorſchlag bedeutet, daß wir hier nicht in eine Einzelberatung eingehen. Wünſcht jemand bei der heutigen Etatsberatung dieſe Punkte zu ſtreifen, ſo iſt das vollkommen möglich; aber eine Beſchlußfaſſung möchte ich heute nicht vor⸗ nehmen laſſen, wenn die Verſammlung es nicht anders wünſcht. Wir würden alſo mit den Punkten § und 9 auch Punkt 10 der Tagesordnung verbinden: Vorlage betr. den Stadthaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1908. — Druckſache 107. Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Meine Herren, geſtatten Sie mir, daß ich, wie in früheren Jahren, ſo auch in dieſem Jahre den Etat, welcher Ihnen heute vom Magiſtrat übergeben worden iſt, mit einigen Worten erläuternd begleite. Sie haben in letzter Zeit wiederholt Gelegen⸗ heit gehabt, Etats und Etatsberichte anderer großer Städte zur Kenntnis zu nehmen, und Sie werden bei dieſer Gelegenheit im großen und ganzen überall dasſelbe Bild gefunden haben: ein Rühmen der vergangenen letzten Jahre, in denen die Einnahmen ſo glänzend gefloſſen find, ein ruhiges Hinnehmen der Einnahmen, wie ſie in dieſem laufenden Jahre eingehen, aber ein, wenn ich nicht ſagen ſoll: peſſimi⸗ ſtiſches, ſo doch wenigſtens ſehr ſteptiſches Betrachten der zukünftigen Jahre und der Einnahmen, wie ſie dann kommen werden. Und, meine Herren, ich möchte ſagen, daß auf dieſen Ton auch bei uns der Etat abgeſtimmt iſt. 115 Wir haben im Jahre 1906, wie Sie ja aus dem Verwaltungsbericht, der Ihnen in dieſem Jahre rechtzeitig zugegangen iſt, erſehen haben, und wie Sie auch aus einer früheren Vorlage für die Stadt⸗ verordnetenverſammlung, dem Abſchluß der Stadt⸗ hauptkaſſe, Kenntnis genommen haben, einen glänzenden Abſchluß gehabt, einen Abſchluß, wie er bisher in Charlottenburg noch nicht vorgekommen iſt, mit einem Überſchuß von rund 1 800 000 . Wir haben, früheren Beſchlüſſen entſprechend, von dieſem Betrage 1 Million dazu verwendet, um ſie dem nächſtjährigen Etat zugute kommen zu laſſen. Der Reſtbetrag iſt zum Teil bereits verpflaſtert; denn Sie werden ſich erinnern, meine Herren, daß Sie gelegentlich der vorjährigen Etatsberatungen, weil Ihnen die Pflaſterrate, die der Etat vorſah, zu gering war, beſchloſſen haben, aus dem Über⸗ ſchuß von 1906 einen Betrag ſchon für dieſes laufende Jahr zu verwenden. Der andere Teil des Über⸗ reſtes iſt gemäß Gemeindebeſchluß dem Ausgleichs⸗ fonds zugeführt worden. Meine Herren, ich möchte im Anſchluß hieran, um vollſtändig zu ſein, auch gleich mitteilen, daß Sie Veranlaſſung haben werden, auch mit dem Abſchluß des Jahres 1907 zufrieden zu ſein. Die Einnahmen ſind auch im laufenden Jahre beſſer eingegangen, als wir bei der Aufſtellung des Etats erwartet haben. Wir werden bei der Steuer einen ganz erheblichen Mehrertrag zu erwarten haben; die Gemeindeeinkommenſteuer wird uns ſicherlich über 300 000 ℳ. mehr einbringen (Hört! Hört!), die Grundſteuer, die Gewerbeſteuer iſt ebenfalls gut, und ſogar die Umſatzſteuer hat bereits das Etatsſoll erreicht und wird infolgedeſſen nach menſchlicher Berechnung einen Überſchuß ergeben. Was den letzten Puntt anbetrifft, ſo kann man den Überſchuß mit gemiſchten Gefühlen entgegen⸗ nehmen. Denn, meine Herren, dieſes Mehr bei der Umſatzſteuer iſt in der Hauptſache darauf zurück⸗ zuführen, daß bebaute Grundſtücke weſentlich ſtärker verkauft worden ſind als unbebaute, und das iſt natürlich wiederum die Folge des wirtſchaft⸗ lichen Rückgangs: es ſind zum großen Teil Muß⸗ verkäufe geweſen. Ich habe eine Statiſtik hier, wonach im vergangenen Jahre — ſelbſtverſtändlich in der gleichen Zeit wie bis jetzt — im ganzen 565 Grundſtücke verkauft worden ſind, im laufenden Jahre 543, und hierunter ſind unbebaute Grund⸗ ſtücke 269 im Vorjahre gegen 217 in dieſem Jahre, dagegen bebaute 296 im Vorjahre und 326 in dieſem Jahre. Dadurch, meine Herren, iſt ſelbſtverſtändlich die Umſatzſteuer viel höher, weil das bebaute Grund⸗ ſtück ein viel höheres Objekt gibt. Aber das iſt, wie geſagt, auf Mußvertäufe zurückzuführen. Dieſe Ver⸗ mutung beſtätigt ſich, wenn man die Berichte über die Zwangsverſteigerungen einſieht. Ich habe hier einen Bericht vom Verein Berliner Grundſtücks⸗ und Hypothetenmakler in Berlin, welcher ſich dar⸗ über auch eingehend ausſpricht. Er kann ſelbſt⸗ verſtändlich nicht nur Charlottenburger Verhältniſſe