ſeinerzeit der Antrag geſtellt worden, zu erwägen, ob man nicht die Warenhausſteuer auch für den Etat heranziehen könnte. Das Warenhausſteuergeſetz beſtimmt in dieſer Hinſicht, daß für den Fall, daß die Gewerbeſteuerklaſſen III und IV überhaupt frei ſind, ein Mehr aus der Warenhausſteuer verwendet werden darf, aber nur zum Nutzen dieſer Gewerbe⸗ günſtigen Zeiten höher werden als in wirtſchaftlich treibenden, insbeſondere der Kleingewerbetrei⸗ benden. Das geſchieht dadurch, daß wir den Be⸗ trag namentlich für die Fortbildungsſchulen ver⸗ wenden, welche gerade den kleineren Gewerbe⸗ treibenden von ganz beſonderem Nutzen ſind. Bei der Umſatzſteuer finden Sie denſelben Satz eingeſtellt wie im vergangenen Jahre. Ich hatte Ihnen vorhin geſagt, daß die Umſatzſteuer in dieſem Jahre ein Mehr geben wird. Trotzdem haben uns gerade die Punkte, die ich Ihnen auch vorhin ſchon angeführt habe, — die Zwangs⸗ verſteigerungen, die ſich ſehr weſentlich gemehrt haben, und andere — bewogen, den Satz von 1450000 ℳ ſtehen zu laſſen, da gerade dieſe Steuer Schwankungen ſehr erheblicher Art unterworfen iſt. Ein Kind von uns ſteht noch im Etat drin, das nicht hat geſtrichen werden können, obgleich wir die Vorlage vorläufig zurückgezogen haben: das iſt die Schankkonzeſſionsſteuer. (Zurufe.) Ich glaube, in der Magiſtratsbenachrichtigung ſteht auch das Wort „vorläufig“ oder „einſtweilen“; (Widerſpruch) jedenfalls hat der Magiſtrat beſchloſſen, e in ſt⸗ weilen dieſe Vorlage zurückzuziehen. (Zurufe: Steht aber nicht drin! — Kommt wieder!) — Wir hoffen ſogar, daß ſie vielleicht aus Ihrer Mitte wieder einmal auf den Tiſch des Hauſes flattern wird. (Große Heiterkeit.) Meine Herren, die Deckung in Höhe von 150000 ℳ fehlt uns vorläufig, ſie wird nur dadurch zu beſchaffen ſein, daß andere Dinge geſtrichen werden; denn ich hatte Ihnen ja geſagt: die Ein⸗ nahmen ſind ſo erhöht, daß da unmöglich noch etwas hinzugeſetzt werden kann. Wenn Sie nach dierem kurzen Bilde, welches ich Ihnen gegeben habe, ſich den Etat vergegen⸗ wärtigen, meine Herren, ſo werden Sie ſagen müſſen, daß bei den notwendigen Dingen vielleicht nicht geknapſt iſt, daß aber im ſonſtigen der Etat doch nicht gerade als ſehr reichlich zu bezeichnen iſt, und daß wir da, wo es abſolut nur gehen konnte, erhebliche Streichungen haben vornehmen müſſen. Sie werden aber auf der anderen Seite anerkennen müſſen, daß unſere Einnahmen ganz koloſſal an⸗ geſpannt ſind, und daß, wenn Sie noch beſondere Wönſche für den Etat haben, Sie dieſe nur durch⸗ bringen können, indem Sie vielleicht andere Sachen, die wieder von uns vorgeſchlagen ſind, für dieſes Jahr zurückſtellen. Wir werden uns jedenfalls damit vertraut machen müſſen, daß wir in den nächſten Jahren nicht ſo hohe uberſchüſſe haben werden, wie wir ſie in den letzten Jahren ge⸗ habt haben. Wir werden den Betrag von einer Million Mark, den wir jetzt jahrelang aus dem Überſchuſſe verbucht haben, vorſichtigerweiſe erheblich reduzieren müſſen, um nicht nachher plötzlich bei einem Ausbleiben von ſolchen Über⸗ ſchüſſen in die Brüche zu kommen. Wir haben Veranlaſſung, meine Herren, gerade mit dem Jahre 1907 zufrieden zu ſein, auch mit den früheren Jahren. Aber, ich glaube, eine geſunde Stepſis wird uns nicht ſchaden gegenüber den zukünftigen Jahren, wenn unſere Einnahmen nicht mehr ſo fließen werden, wie ſie bisher gefloſſen ſind. Denn eins müſſen wir uns vor Augen halten: unſere Ausgaben müſſen gleichmäßig weiter ſteigen, ja unſere Ausgaben müſſen in wirtſchaftlich ungün⸗ günſtigen Zeiten, (Sehr richtig!) während auf der anderen Seite die Einnahmen in derartig wirtſchaftlich ungünſtigen Zeiten ſelbſt⸗ verſtändlich geringer fließen. Wir haben zwar vielleicht noch ſchwache Lichtpunkte, die uns Freude bereiten könnten: ich denke daran, daß das Be⸗ amtenprivilegium aufgehoben werden ſoll; ich hoffe, daß ein neues Einkommenſteuergeſetz endlich kommen wird, welches die Progreſſion verſchärft: (Sehr richtig!) ich denke ferner daran, daß uns unſer Lichtſpendendes Elektrizitätswerk noch einmal eine finanzielle Licht⸗ welle ſenden wird. Aber, meine Herren, ich möchte auch anderſeits dieſem Punkte gegenüber er⸗ wähnen, daß für alle dieſe Einnahmen, die kommen ſollen, die Ausgaben ſchon vorgeſehen ſind und für dieſe Jahre der Erledigung warten, ſodaß wir zu große Hoffnungen auch an dieſe Einnahmen nicht knüpfen dürfen. Derjenige, der nicht ohne weiteres ſagt: wenn's nicht langt, dann erhöhe ich die Ein⸗ kommenſteuer —, wird ſich jedenfalls ſehr reiflich überlegen müſſen, ob man dieſe und jene Ausgaben, die man vielleicht in günſtigeren Zeiten bewilligt und gern gibt, nicht vielleicht doch zurückſtellen kann. Meine Herren, ich möchte Ihnen den Etat hiermit übergeben und bitte Sie um wohlwollende Prüfung und eine, wenn möglich, recht baldige Verabſchiedung. (Lebhaftes Bravo.) Stadtv. Kaufmann: Meine Herren, der Herr Kämmerer hat in ſeiner Einführungsrede den Etat derartig beleuchtet, daß mit Ausnahme viel⸗ leicht des Satzes über die Schankkonzeſſionsſteuer die Rede nicht vom Magiſtratstiſch, ſondern aus dieſer Verſammlung hätte gehalten werden können. Es ſind da ſo viele Punkte der Übereinſtimmung zu konſtatieren, daß ich tatſächlich in Verlegenheit bin — das iſt auch vielleicht ganz gut — und nicht in der Lage, Ihnen eine lange Rede über dieſen Etat zu halten. Dennoch kann ich mir nicht verſagen, einzelne Punkte noch zu verfolgen. Ich werde mich da möglichſt an den Herrn Kämmerer direkt an⸗ lehnen und in derſelben Reihenfolge die Dinge beſprechen, wie er ſie uns vorgetragen hat. Der Herr Kämmerer hat damit begonnen, daß er auf die Überſchüſſe des letztvergangenen Jahres hingewieſen hat. Er hat dieſe Überſchüſſe als ſehr glücklich hingeſtellt und iſt auch zu unſerer Freude darauf zurückgekommen, daß das Jahr 1907 ebenfalls zu dieſen fruchtbringenden Jahren ge⸗ hören wird. Ich freue mich, nun konſtatieren zu können, daß ich mit meiner Vorausſage, die ich gerade in den letzten Jahren unter dem Vorwurfe der ſanguiniſchen Beurteilung hier immer gemacht hatte: es werden dieſe Überſchüſſe noch einige Jahre andauern, recht behalten habe. 30% oan Iuer. dings auch der Anſicht, daß mit dem Jahre 1907 die Uberſchußjahre vorerſt ihr Ende erreicht haben werden; denn die Einſtellung der Einkommenſteuer in der Höhr, wie ſie der Herr Kämmerer und der