125 wendigkeit nachgewieſen, ſo werden wir gewiß nicht damit vorzugehen, wenn wir dazu genötigt würden, anſtehen, ſie zu bewilligen. „Daß das Tiefbaukapitel derartig notleidend iſt, berührt uns ja alle ſchon ſeit Jahren mit großem Bedauern. Es iſt aber nicht möglich, in Etatsjahren wie dieſem das Kapitel ſtärker zu dotieren. hat, den ſeit zwei Jahren die Stadtverordneten⸗ verſammlung im Etatsausſchuſſe angeregt und erfolgreich durchgeſetzt hatte, nämlich Wechſel auf die Zukunft auszuſtellen. Ich glaube, daß Sie Ich andeutete, freue mich, daß der Magiſtrat den Weg beſchritten ſondern nur in Gemeinſchaft mit den weſtlichen Vororten Berlins, ſo, glaube ich doch, werden wir auch noch für die nächſten Jahre ohne Überſchreitung auskommen, weil, wie der Herr Kämmerer ſchon zwei Geſetzesvorlagen unſeren Landtag beſchäftigen werden, deren Annahme unſere Bilan⸗ zierungsſorgen weſentlich für die Zukunft er⸗ leichtern werden. Es iſt das einmal die Beſeitigung des Beamtenprivilegiums, das für unſere Bilanz von bedeutendem Werte iſt, und dann die Erhöhung dieſen Wechſel, den Sie ausſtellen, auf die Über⸗ der Einkommenſteuer, die ja progreſſiv beabſichtigt ſchüſſe des Jahres 1907 gezogen, auch einzulöſen in der Lage ſein werden. Die Höhe der eingeſtellten Einnahmen der Steuern abſorbieren, wie ſchon vorhin erwähnt, vorausſichtlich die Überſchüſſe des Jahres 1908. Sollte man ſich darin täuſchen, um ſo beſſer. Darin gebe ich dem Herrn Kämmerer recht: die Rückſchläge aus Handel und Induſtrie werden ſich im Jahre 1908 noch nicht fühlbar machen, weil für den Handels⸗ ſtand der dreijährige Durchſchnitt maßgebend iſt und noch aus den guten Jahren ein Jahr mit auf den Durchſchnitt rechnet. Die ſchlechteren Jahre werden ja ſchon folgen. Wir haben nicht nötig, uns heute damit im einzelnen zu beſchäftigen. Ich werde mir aber erlauben, am Schluſſe auch darauf in meinem Ausblick auf das Allgemeine kurz hinzudeuten. Die Steuern werden, glaube auch ich, nicht zu hoch eingeſetzt ſein, weil, wie der Herr Kämmerer mit Recht hervorhob, der Grundſtock unſeres Steuereinkommens ſich nicht auf Handel und Induſtrie ſtützt, ſondern auf die ſogenannten Rentierbücher, die ſehr reichlich angelegt ſind, und die ſelbſt durch Kursverluſte, wenn Sie den Kurs zu dem Jahresſchlußſatz annehmen würden, nicht in ihren Einnahmen berührt werden. Nun kämen wir zu den weiteren Einnahmen: das iſt die Grundſteuervorlage, die uns der Magi⸗ ſtrat hier neu macht, mit einer Erhöhung von 2,4 per mille für unbebaute Grundſtücke. Ich glaube, wenigſtens im Sinne meiner Freunde dem Magi⸗ ſtrat zuſichern zu können, daß wir dieſer Vorlage ſympathiſch gegenüberſtehen. Es muß Geld be⸗ ſchafft werden, und dieſe Belaſtung iſt eine ſo ge⸗ ringe für den unbebauten Grund und Boden, daß wir den Betrag gerechterweiſe einſetzen können, um ſo gerechter, als ein großer Teil dieſer brach⸗ liegenden Ländereien uns in dem fehlenden Ausbau daran hindert, demnächſt neue Steuerquellen zu erhalten. Ich möchte bei dieſer Gelegenheit anregen, ob es nicht möglich ſein wird, in häufigeren Zeitab⸗ ſchnitten den gemeinen Wert der Grundſtücke ab⸗ zuſchätzen; (Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Das geſchieht dauernd!) dann werden wir da mit höheren Summen zu rechnen haben. Ich glaube nicht, daß der Wert dieſer Grundſtücke voll eingeſetzt iſt. Mit Freude begrüße ich auch, daß die Ge⸗ werbeſteuerklaſſen III und Iv freigelaſſen werden ſollen. Das entſpricht ja dem Prinzip, die ſchwä⸗ cheren Schultern geringer zu belaſten. Ich möchte nun noch einige allgemeine Ge⸗ ichtspunkte anſchließen. Die Gemeindeeinkommen⸗ ſteuer iſt für uns kein noli me tangere; das will ich hier ausſprechen. Wenn wir auch daran feſthalten wollen, den Satz von 100% nur im äußerſten Not⸗ falle zu überſchreiten und dann auch nicht allein iſt. Beide Vorlagen gelangen mit Sicherheit an den Landtag, und ich will der Hoffnung Ausdruck geben, daß ſie auch dort günſtig verabſchiedet werden. Wir können auf ſolche Ausſichten hin heute aller⸗ dings keine Ausgaben bewilligen; aber mit Freude werden wir dieſen Perſpektiven entgegenſehen, hoffend, daß wir in Zukunft auch ſolchen Wünſchen Rechnung tragen können, die wir noch hegen, und die angeſichts dieſes Etats abſolut nicht zu er⸗ füllen ſind. Ich möchte gleich hier erwähnen, daß ein Teil meiner Freunde ſich lange Zeit mit der Abſicht trug, einen Antrag auf Heraufſetzung der Steuerfreiheits⸗ grenze von 900 auf 1200 ℳ. einzubringen. Wir ſind aber dazu nicht in der Lage, weil wir durch eine Auskunft dahin berichtigt worden ſind, daß das geſetz⸗ lich nicht zuläſſig iſt. Nach dem Kommunalabgaben⸗ geſetz iſt es nicht möglich. Ich gebe aber dennoch für die Zukunft dieſe Hoffnung nicht auf, da ich durch einen Bericht aus Frankfurt am Main darüber belehrt worden bin, daß man auf geſetzlichem Wege, allerdings unter Genehmigung der betreffenden Miniſter, eine Umgeſtaltung dieſes Geſetzes zu erreichen in der Lage iſt, indem man eine beſondere Einkommenſteuer für einzelne Gemeinden, die Ge⸗ nehmigung der Aufſichtsbehörde vorausgeſetzt, er⸗ reichen kann. Wir werden ja in dieſem Jahre, wo abſolut die Mittel nicht da ſind, dieſen unſeren Wunſch zurückſtellen müſſen; inzwiſchen wird wohl auch die Frage der Geſetzlichkeit geklärt worden ſein. Wenn ich nun auch den Antrag auf Einführung einer Wertzuwachsſteuer, weil er ja zweifellos wiederkommen wird, nicht unerwähnt laſſen will, ſo kann ich doch nicht verſchweigen, daß ein unglück⸗ licherer Moment für die Einführung einer ſolchen Steuer nicht gedacht werden kann als angeſichts der jetzigen Lage des geſamten Bau⸗ und Grund⸗ ſtücksmarktes. Aber davon abgeſehen, ſtehen wir in unſerer Mehrzahl der Frage vorerſt nur wohl⸗ wollend gegenüber und ſehen ſie als eine ſolche an, die ſich mit den Jahren durchſetzen wird, und deren Durchſetzung wir uns nicht wiederſetzen werden, ſobald auch hier die Kautele geſchaffen iſt, daß wir die Steuer nicht zum Nachteil Charlottenburgs und zugunſten der Nachbargemeinden einführen. (Sehr richtig!) Soweit die allgemeinen Ausblicke. Ich will damit ſchließen, daß ich ſage: wenn auch die nächſten Jahre uns in der Etatiſierung Schwierigkeiten be⸗ reiten werden, ſo iſt doch die Entwicklung Char⸗ lottenburgs in ſich ſo geſund, wenn wir uns ſelbſt nicht durch außergewöhnliche Experimente, durch Einführung von Steuern, die wir allein zu erheben nicht in der Lage ſind, ſchädigen, daß wir die Zukunft Charlottenburgs nicht düſter anzuſehen brauchen. Wir werden uns günſtig weiter entwickeln, wir werden aus den neuen Stadtgebieten, die in der Erſchließung begriffen ſind, große Steuerkräfte