weiteres einräumen, daß gerade die, die das aller⸗ geringſte Einkommen haben, die Arbeiter, das Teuerungsverhältnis am allerdrückendſten fühlen. (Stadtv. Otto: Sehr richtig!) Alſo wir müſſen darauf hinarbeiten, daß in erſter Linie bei den Arbeitern und bei den ſchlechteſt geſtellten Beamten eingeſetzt wird, und daß hier weſentlich höhere Erhöhungen eintreten als bei den oberen Beamten. Meine Herren, auch diejenigen Arbeiter, die nicht ſtändig beſchäftigt ſind, müſſen bedacht werden. Es iſt bisher den Verwaltungsdeputationen über⸗ laſſen worden, ob ſie die Stundenlöhne dieſer Arbeiter erhöhen wollen oder nicht. Ich halte das für einen großen Fehler und habe das bei früheren Gelegenheiten wiederholt betont. Die Folge davon iſt, daß wir tatſächlich in Charlotten⸗ burg in einer großen Anzahl von Betrieben Löhne zahlen, die tief, tief unter den Löhnen in der Privat⸗ induſtrie ſtehen, und ob das gerade der Stadt zur Ehre gereicht, das laſſe ich dahingeſtellt. Dann möchte ich bitten, daß bei der Beſoldungs⸗ erhöhung doch auch noch eine Klaſſe berückſichtigt wird, die nicht zu den Beamten gehört: das ſind die Arzte, die im Dienſt der Stadt tätig ſin d. Wenn man ſich den Etat durch⸗ lieſt und findet, daß die Armenärzte der Stadt Charlottenburg mit 1200 ℳ beſoldet werden, wenn man ſieht, daß der Arzt des Bürgerhauſes, der tagtäglich dort ſein muß und eine ungeheure Tätigkeit ausüben muß, ganze 2400 ℳ bekommt, daß die Arzte in den Lungenfürſorgeſtellen ähnlich beſoldet werden, der zweite Arzt, wenn ich nicht irre, gar nur mit 1200 ℳ, dann muß man ſich fragen, ob es nicht an der Zeit iſt, bei der allgemeinen Auf⸗ beſſerung der Gehälter an die Arzte, namentlich an diejenigen, die in der Armenverwaltung tätig ſind, zu denken. Allzu große Summen wird das ja nicht erfordern. Wir werden im Etatsausſchuß hoffentlich dieſe geringe Ausgabe durchſetzen können. Meine Herren, was die Gemeinde⸗ ſchulen betrifft, ſo können wir unſerer Freude darüber Ausdruck geben, daß es dem Magiſtrat gelungen iſt, Spielplätze zu finden und die Sum⸗ men dafür einzuſtellen. Ich möchte Herrn Kol⸗ legen Stadthagen gegenüber betonen, um ja kein Mißverſtändnis aufkommen zu laſſen, daß der Wunſch nach Errichtung von Spielplätzen nicht der Wunſch ſeiner engeren Freunde geweſen iſt, ſondern daß es ſich hier um eine Angelegenheit handelt, bei der ſämtliche Fraktionen der Stadt⸗ verordnetenverſammlung einmütig zuſammen ge⸗ ſtanden haben. (Sehr richtig! bei den Liberalen.) Den Ruhm kann nun einmal niemand von uns für ſich beſonders in Anſpruch nehmen. Auf die gewiß ſehr wichtige Frage der Ein⸗ richtung von Radfahrwegen will ich bei dieſer Ge⸗ legenheit nicht eingehen. (Heiterkeit.) Vielleicht beantragt Herr Kollege Stadthagen zur Löſung dieſer Aufgabe die Einſetzung einer ge⸗ miſchten Deputation. (Heiterkeit.) Aber ich möchte bitten, daß wir bei den Etats⸗ beratungen dieſen Punkt fortlaſſen. Was Herr Kollege Stadthagen über den Bau eines Krankenhauſes erſter und zweiter Klaſſe für die Angehörigen des Mittelſtandes ausgeführt hat, habe ich, offen geſagt, nicht verſtanden; auch die 130 Herren Kollegen, bei denen ich mich erkundigt habe, haben es nicht begriffen. Wir haben ja in unſerm Krankenhauſe bereits Räume erſter und zweiter Klaſſe. Natürlich müſſen die Patienten erſter und zweiter Klaſſe auch entſprechend be⸗ zahlen, und wir haben, als wir vor einigen Jahren die Preiſe feſtſetzten, uns alle auf den Standpunkt geſtellt, daß dieſe Einrichtung prinzipiell beſeitigt werden ſollte; wir haben alle geſagt: wenn es Leute gibt, die nur in der erſten und zweiten Klaſſe ſterben wollen, (Heiterkeit) dann ſollen ſie auch entſprechend hohe Sätze dafür zahlen. Alſo wir würden gern bereit ſein, die Verpflegungsſätze für die erſte und zweite Klaſſe noch mehr zu erhöhen, lediglich aus dem Grunde, weil wir dadurch die Beſeitigung dieſer Klaſſen erreichen wollen. Das iſt derſelbe Standpunkt, den wir eingenommen haben gegenüber der Frage des Schulgeldes für die Vorſchulen, wo wir für die Erhöhung eingetreten ſind, weil wir glauben, daß auf dieſe Weiſe allein die Vorſchulen verſchwinden werden. Wir hoffen, daß der Gedanke, der hier zum Ausdruck gekommen iſt, auch in Zukunft ſich durchringen, und daß der Vorſchlag des Herrn Kollegen Dr Stadthagen rundweg von der Mehr⸗ heit abgelehnt werden wird. Nun, meine Herren, geſtatten Sie mir noch einige Worte über den Etat der Armenver⸗ waltun g. Ich habe das Gefühl, als ob dieſer Etat eigentlich zu gering bemeſſen iſt. Ich will dem Magiſtrat nicht den Vorwurf machen, daß er Abſtriche gemacht hat — ich weiß ja, daß das nicht der Fall iſt —; aber ich meine, es wird ſehr leicht der Fall eintreten, daß wir mit den hier ge⸗ forderten Summen nicht auskommen werden. Wir finden, genau ſo wie in dieſem Jahre, 1,84 ℳ für den Kopf der Bevölkerung eingeſtellt für die offene Armenpflege, für Barunterſtützungen. Aller⸗ dings iſt das Anwachſen der Bevölkerung dabei berückſichtigt; aber nicht berückſichtigt iſt die wirt⸗ ſchaftliche Kriſis, die ja in der ganzen heutigen Debatte eine große Rolle geſpielt hat. Wir werden damit zu rechnen haben, daß infolge der wirt⸗ ſchaftlichen Kriſis eine weit größere Anzahl von Einwohnern der Armenverwaltung anheimfällt, auch prozentual weit größer als in dieſem Jahre, ſo daß wir uns heute ſchon mit dem Gedanken tragen müſſen, daß der Armenetat, wenn er nicht von vornherein erhöht wird, doch ſpäter durch einen beſonderen Nachtragsetat noch wird erhöht werden müſſen. Erfreulich iſt es, daß die Summe für die Ent⸗ ſendung in Walderholungsſtätten eine Vermehrung erfahren hat, und ebenſo begrüßen wir freudig alle die Poſitionen, die wieder in dem Etat ſtehen zur Be kämpfung der Tuber⸗ kuloſe. Aber, meine Herren, ich möchte bei dieſer Gelegenheit doch eine Anregung geben. Wir tun zweifellos auf dem Gebiete der Bekämpfung der Lungenkrankheiten mehr als eine andere Gemeinde in Deutſchland; ich erkenne das ganz rückhaltlos an. Aber ein Fehler iſt bei dieſem ganzen Syſtem, und dieſer Fehler liegt darin, daß die Entſendung von Lungenkranken in Heilſtätten immer durch die Armenverwaltung geſchieht; auch diejenigen Lungenkranken, die! bei der Landesverſicherungs⸗ anſtalt Brandenburg verſichert ſind, und deren Entſendung die Landesverſicherungsanſtalt Bran⸗ denburg beantragt, werden erſt über den Weg der