— — 4246 —— wurden durch ſeine Forſchungsmethoden gehoben, ſondern es wurden der Geſundheitspflege ganz neue Bahnen gewieſen, ſo daß man annehmen kann, daß ein ungeheurer Vorteil der ganzen Menſchheit durch Kochs Lebenstätigkeit zuteil geworden iſt. Man kann das zahlenmäßig nachweiſen. Der Gewinn an Menſchenleben, den wir ſeit 25 Jahren durch die geringere Sterblichkeit erlangt haben, iſt recht beträchtlich und in die Augen fallend. Es würde über das Ziel hinausſchießen, wenn man ſagen wollte, daß das ausſchließlich den Beſtrebungen der Hygiene zuzuſchreiben iſt; es ſind gewiß auch Wenn andere Faktoren dabei noch mitwirkend. man aber blos drei Zifferngruppen miteinander vergleicht, ſo kommt man doch zu der Meinung, daß dem Fortſchritte der Hygiene in der Tat der Löwenanteil an dieſem Aufſchwunge unſerer ge⸗ ſundheitlichen Verhältniſſe, an der Gewinnung von Menſchenleben und damit — da der Menſch immer noch das wichtigſte Kapital darſtellt — an dem un⸗ geheuren volkswirtſchaftlichen Aufſchwunge zuzu⸗ erkennen iſt. Gegen das Jahr 1882 iſt im vorigen Jahre nur der fünfte Teil der Menſchen an Typhus und Diphtherie zugrunde gegangen, und nur vier Siebentel — alſo etwas mehr als die Hälfte — durch die Tuberkuloſe, die immer noch den größten Würgeengel der Menſchen darſtellt. Es ſtarben auf je 100,000 Einwohner in den größten deut⸗ ſchen Städten 1882 an Lungentuberkuloſe 346, an Typhus 33,6, an Diphterie 119; 1906 an Lungen⸗ tuberkuloſe 202, an Typhus 6,3, an Diphterie 23. Mñʃeine Herren, Sie wiſſen, daß wir ſpeziell in Charlottenburg ſeit lange eine Ehre darein ſetzen, gerade gegen die Tuberkuloſe möglichſt viele Vor⸗ kehrungen prophylaktiſcher Art zu treffen und mit Aufwand ſehr beträchtlicher Mittel möglichſt viele einzelne aus unſerer Bevölkerung von der Tuber⸗ kuloſe zu heilen oder ſo zu beſſern, daß ſie keine Gefahr mehr für ihre Mitbewohner darſtellen. Wir haben alſo einen ganz beſonderen Anlaß, dieſer wiſſenſchaftlichen Stiftung, die Koch gewidmet werden ſoll, unſeren Beitrag zu liefern. Wie in Kochs Händen wiſſenſchaftliche Aufgaben gelöſt werden, das iſt genügend bekannt, darauf braucht nicht erſt hingewieſen zu werden. Ich glaube auch, daß die Höhe unſeres Beitrags, den der Magiſtrat auf 10 000 ℳ« beſtimmt hat, als an⸗ gemeſſen bezeichnet werden kann, wenn man bedenkt, daß Hamburg 30 000 und Berlin 50 000 ℳ der Koch⸗Stiftung zugewieſen haben. Mit der Ziffer von 10 000ℳ erreichen wir auch die Bedingung, daß uns ein Sitz im Kuratorium gewährt wird, und daß wir alſo einen gewiſſen Einfluß auf die Verwendung der Stiftung erhalten können. Ich bitte Sie, einmütig der Vorlage des Magiſtrats zuzuſtimmen und die 10 000 ℳ nicht nur zur Ehre unſeres Mitbürgers, ſondern im weſentlichen zur Förderung wiſſenſchaftlicher Zwecke und damit zweifellos auch zur Hebung der prak⸗ tiſchen Bekämpfung der Tuberkuloſe bewilligen zu wollen. (Bravo!) (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt einſtimmig nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Zur Begründung einer Robert⸗Koch⸗Stiftung zur Bekämpfung der Tuberkuloſe wird ein einmaliger Beitrag von 10 000 ℳ aus lau⸗ fenden Mitteln bewilligt.) Vorſteher⸗Stellv. Dr Hubatſch: Punkt 11 der Tagesordnung: Borlage betr. Ubernahme der ſeuchenpolizeilichen Unterſuchungen für die Städte Charlottenburg und Wilmersdorf. — Druckſache 132. Berichterſtatter Stadtv. br Stadthagen: Meine Herren, Sie haben aus der Vorlage erſehen, daß wir mit dem Fislus einen Vertrag abzuſchließen im Begriffe ſind, wonach wir die ſeuchenpolizeiliche Unterſuchung für unſere Stadt ſowohl wie für die Stadt Wilmersdorf übernehmen ſollen. Es handelt ſich weſentlich um diejenigen Unter⸗ ſuchungen, die auf Grund des Geſetzes zur Be⸗ kämpfung gemeingefährlicher Krankheiten vom 30. Juni 1900 notwendig ſind, ſowie um die Unter⸗ ſuchungen, die ſich aus dem Geſetz zur Bekämpfung übertragbarer Krankheiten vom Jahre 1905 er⸗ geben. Es iſt zweifellos in den Geſetzen aus⸗ geſprochen, daß die Koſten dieſer Unterſuchung dem Staate zufallen, und es iſt bei den ganzen langjährigen Vorverhandlungen von unſeren Magi⸗ ſtratsvertretern auch dauernd der Standpunkt betont worden, daß eine Verpflichtung unſerer Stadt zur Übernahme dieſer Unterſuchungskoſten in keiner Weiſe beſtehe, daß wir der gegenteiligen An⸗ ſchauung uns nicht anſchließen können, die bei einigen Regierungsvertretern zu beſtehen ſchien, daß wir es vielmehr als eine ortspolizeiliche und landespolizeiliche Sache betrachten müſſen, und daß aus dem Tenor der Geſetze die Verpflichtung des Staates klar hervorgehe. Anderſeits iſt es ſehr erfreulich, daß die Staatsregierung unſerem Inſtitut, unſerem Krankenhaus in Weſtend und dem daran angegliederten Unterſuchungsamte, ein ſo weitgehendes Vertrauen ſchenkt, daß von vorn⸗ herein der Vorſchlag gemacht wurde, daß wir ſowohl die Unterſuchung für Charlottenburg wie für Schöneberg und Wilmersdorf übernehmen ſollen. Schöneberg hat ſich ſpäter anders ent⸗ ſchloſſen, hat eine eigene Unterſuchungsanſtalt eingerichtet. Bei Wilmersdorf liegt die Sache aber anders. Wilmersdorf hat es allerdings abgelehnt, private Unterſuchungen bei uns ausführen zu laſſen; dieſe will es nach dem Krankenhaus in Lichterfelde geben. Dagegen hat Wilmersdorf keine Entſcheidung darüber, wem es die hier in Betracht kommenden Unterſuchungen übertragen ſoll. Das iſt vielmehr Sache des Staates, und der Staat bezw. der Berliner Polizeipräſident hat erklärt, daß dieſe Unterſuchungen aus Wilmersdorf uns übertragen werden ſollen. Meine Herren, ich hatte aus dem Studium der Akten gewiſſe Bedenken bezüglich Wilmers⸗ dorfs gewonnen. Ich kann mich auch heute noch nicht ganz des Gefühls entſchlagen, daß Wilmers⸗ dorf nicht ſo ganz mit der Entwicklung dieſer Angelegenheit einverſtanden iſt. Da es nicht, wie es urſprünglich in den Konferenzen beabſichtigt war, die privaten Unterſuchungen uns übertragen, ſondern ſie nach Lichterfelde geben will, ſo kann man annehmen, daß die Wilmersdorfer Verwaltung es lieber geſehen hätte, wenn auch die ſeuchen⸗ volizeilichen Unterſuchungen dem Krankenhaus Lichterfelde übergeben werden würden. Woraus dieſe Empfindung, die ich Wilmersdorf nur ſup⸗ poniere, entſtanden iſt, weiß ich nicht. Vielleicht liegt es daran, daß die Herren ſagen: wir gehörten zum Landtagswahlkreiſe Land, wir gehören nich