Etage ſind 10 Wohnungen untergebracht, die an ſich inſofern gleich ſind, als eine jede aus einer Küche und einer einfenſtrigen Stube beſteht; ſie ſind inſo⸗ fern verſchieden, als ſowohl die Wohnräume wie auch die Küchen in der Größe etwas varriieren, ſo daß Familien mit mehr Kindern die etwas größere Wohnung bekommen können. Auch hier iſt das Haus wieder ſo geteilt, daß zwei getrennte Treppen die eine oder die andere Haͤlfte des Hauſes beherrſchen. 1 Zu den Koſten, die natürlich weſentlich höher geworden ſind, als ſie vor vier Jahren waren, möchte ich bemerken, daß ich die Höhe der Koſten für durchaus richtig halte. Gewiß iſt der Bau teurer geworden, als er vor fünf Jahren veranſchlagt war, dadurch, daß die Arbeitsverhältniſſe, die Materialien alle im Preiſe geſtiegen ſind. Vor allen Dingen aber dadurch, daß man in ſanitärer Beziehung viel weiter gegangen iſt. Wir werden wahrſcheinlich maſſive Decken wählen, um die Reinigung gründlicher vornehmen zu können. Die Hochbaudeputation geht mit dem Gedanken um, von dem nebenan liegenden Pumpwerk durch Rohrleitungen eine zentrale Dampfheizung zu ermöglichen, die gleichzeitig für die Desinfektion in Frage käme. Das ſind alles Dinge, die den Einheitspreis der bebauten Fläche erhöht haben. Wenn man das bedenkt und dagegen hält, daß der Preis von 17½? auf 19 ℳ geſtiegen iſt, ſo finde ich das nicht nur gerechtfertigt, ſondern furchtbar billig. Das Grundſtück iſt natürlich noch durch den zweiten Bau auch ſo weſentlich verändert, daß da⸗ durch das Plus von 120 000 ℳ vollſtändig erklärt iſt. Für dieſe Mehrkoſten haben wir vorläufig keinen anderen Ausweg als den vom Magiſtrat vorgeſchlagenen, nämlich auf die neue Anleihe von 1911 vorzugreifen. Ich glaube alſo, die allgemeine bauliche Anlage iſt ſo, daß wir unbedenklich der Vorlage zuſtimmen können. Selbſtverſtändlich wird ſich ſpäter die Hochbaudeputation mit der Deputation über das Armenweſen noch über die verſchiedenen einzelnen Fragen, die für den Bau in Frage kommen, gründ⸗ lich auseinanderzuſetzen haben. Aber rechneriſch wird es nicht nötig ſein, daß wir uns hier im Plenum noch einmal mit dieſer Angelegenheit befaſſen. Ich bitte deshalb, die Annahme auszuſprechen. Im übrigen habe ich noch einen kleinen Wunſch. Ich finde es ſehr hübſch, daß an der Faſſade, ohne „Mittel aufzuwenden“, zu arbeiten verſucht iſt; denn das gehört weder in das Gebäude, noch in die Gegend. Ich möchte aber doch den Herrn Baurat ſehr bitten, daß die Faſſade ein bischen freundlicher geſtaltet wird, ein bischen netter. Das iſt mit den⸗ ſelben Mitteln auch möglich, und es wird ſicher gerade da von größtem Nutzen ſein, wenn das Gebäude freundlich wirkt, ohne mit Schmuck ver⸗ ſehen zu ſein. Ich bin überzeugt, daß die hier aus⸗ hängende Faſſade nur ein Entwurf iſt, der nicht ſo durchgeführt werden ſoll, wie er hier vorliegt, ſondern daß noch Verbeſſerungen vom Herrn Bau⸗ rat daran werden vorgenommen werden. Ich bitte alſo nochmals, die Vorlage zu bewilligen. Stadtv. Wilk: Meine Herren, nachdem ſchon vor vier Jahren die Stadtverordnetenverſammlung die Koſten für den Bau eines Aſyls für Obdachloſe be⸗ willigt hat, begrüßen wir es mit Freude, daß ſich der Magiſtrat endlich dazu entſchloſſen hat, mit dem Bau zu beginnen. Noch vor zwei Jahren haben meine 148 — Freunde hier im Hauſe den Antrag geſtellt, mit dem Bau ſofort im Etatsjahr 1906 zu beginnen. Dieſer Antrag wurde aber rundweg abgelehnt. Ich möchte bei dieſer Gelegenheit ausdrücklich bemerten, daß, wie aus der Vorlage hervorgeht, es tatſächlich erſt eines ſanften Rippenſtoßes von ſeiten der Polizei⸗ behörde bedurft hat, um den Magiſtrat endlich zu veranlaſſen, einen Schritt weiter auf dem Wege der Sozialreform zu marſchieren. Wir werden ſelbſtverſtändlich für die Vorlage ſtimmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt einſtimmig nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 1. Der vom Hochbauamt aufgeſtellte Bauent⸗ wurf für den Bau eines Aſyls für Obdachloſe, abſchließend mit 282 000 ℳ, wird endgültig genehmigt. Die Baukoſten ſind der Anleihe vom Jahre 1905 mit 162 000 ℳ zu entnehmen. Der Reſt von 120 00 ℳ iſt vorbehaltlich einer noch einzuholenden Genehmigung des Be⸗ zirksausſchuſſes durch ein vorübergehendes Darlehn von der ſtädtiſchen Sparkaſſe zu be⸗ ſchaffen und aus der nächſten, vorausſichtlich im Jahre 1911 aufzunehmenden Anleihe zu⸗ rückzuzahlen.) 2 Vorſteher⸗Stellv. Dr Hubatſch: Punkt 13 der Tagesordnung: Antrag der Stadtv. Zietſch und Gen. betr. Krankenverſicherung der Heimarbeiter. — Druck⸗ ſache 134. Der Antrag lautet: Der Magiſtrat wird erſucht, der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung eine Vorlage zu unter⸗ breiten, durch welche die obligatoriſche Krankenverſicherung der in Charlottenburg wohnenden Heimarbeiter auf Grund des Krankenkaſſengeſetzes (Novelle vom 10. April 1892) eingeführt wird. Antragſteller Stadtv. Zietſch: Meine Herren, als wir Ihnen den Antrag unterbreiteten, den Magiſtrat zu erſuchen, die Ausdehnung der Kran⸗ kenverſicherung auf die Heimarbeiter vorzunehmen, da waren wir uns voll und ganz der ungeheuren Schwierigkeiten, die die Durchführung dieſer Forderung mit ſich bringen würde, bewußt. Es erübrigt ſich für mich, heute des ausführlicheren auf die ganze Angelegenheit einzugehen. Ich verhehle es mir durchaus nicht, daß die ganze Materie in ihrem vollen Umfange hier in einer Plenarſitzung weder behandelt noch eingehend beſprochen werden kann; daß eben die ganzen Punkte, die dabei in Frage kommen, meiner Auf⸗ faſſung nach nur geſtreift werden können. Über die Hausinduſtrie und die gewerbliche Heimarbeit im großen und ganzen hier noch Aus⸗ führungen zu machen, glaube ich mir in Ihrem Kreiſe erſparen zu dürfen. Keiner von uns, der die gewerbliche Heimarbeit, die Hausinduſtrie, in ihrem Umfange auch nur einigermaßen kennt, der einen Blick hineingetan hat in die vielen Entbeh⸗ rungen, in die große Not, in das kraſſe Elend, die gerade in den Kreiſen der Hausinduſtriellen herrſchen, wird ſich der Auffaſſung verſchließen,