E . 4137 dem Grunde nicht freikommen, weil arbeiter ſich freiwillig verſichern können und das bei uns auch im reichlichen Maße tun. Alſo eine Entlaſtung der Krankenkaſſen tritt unter den jetzigen Zuſtänden nicht ein, und ſie werden nicht mehr belaſtet, wenn der Weg der obligatoriſchen Verſicherung beſchritten wird. Ees iſt ferner von Herrn 3 geſagt worden: wir erweiſen ſchließlich den Heim⸗ arbeitern in letzter Linie keinen großen Gefallen mit dieſer Zwangsverſicherung; ein Teil der Heimarbeiter ſei — wenn ich mich gelinde aus⸗ drücken ſoll — als Luxusarbeiter zu betrachten, die nur arbeiten — das kommt bei Offiziers⸗ gattinnen und namentlich Offizierswitwen häufig vor —, um aus der Heimarbeit ſich etwas Taſchen⸗ geld zu verdienen. Selbſtverſtändlich können dieſe Ausnahmen gar nicht in Frage kommen, um die Erfüllung ſozialer Verpflichtungen einer Gemeinde als nicht notwendig erſcheinen zu laſſen. Es ſind eben Ausnahmen, die die großen Kreiſe der Heimarbeiter abſolut nicht berühren und auf dieſelben auch gar keinen Einfluß haben. Wenn Herr Stadtrat Boll dann gemeint hat, wir könnten warten, bis die Regierung voran⸗ ſchreitet, ſo iſt dem ſchon Herr Kollege Meyer ſcharf entgegengetreten; er hat in präziſer Form darauf hingewieſen, daß wir das nicht können und auch nicht wollen. Ich nehme an, daß die Mehrheit der Stadtverordnetenverſammlung dieſer Anſicht des Herrn Stadtrats Boll nicht bei⸗ treten wird. Wenn die einzelnen Gemeinden ſeit dem Jahre 1892 darauf gewartet haben, daß ſeitens der Reichsregierung etwas Durchgreifendes geſchehen wird, und es iſt nichts geſchehen, dann dürfte ihnen wohl zur Genüge die Gewißheit ge⸗ worden ſein, daß die Reichsregierung überhaupt die Sache nicht durchgreifend anpacken wird und auch nicht durchführen kann. Hierfür ſpricht auch, daß ſich jedem auf die Einbeziehung der Heim⸗ arbeiter gerichteten Ausbau der Krankenver⸗ ſicherunasgeſetzgebung die Unternehmer ent⸗ gegenſtellen werden. Nun noch einige Worte zu den Ausführungen des Herrn Kollegen Meyer, der mir ja vorge⸗ worfen hat, ich hätte ſo viel über die Heimarbeits⸗ ausſtellung geſprochen. Darin irrt er. Die Heim⸗ arbeitsausſtelluna habe ich nur geſtreift, die hat keinen großen Teil meiner Ausführungen ein⸗ genommen. Recht hat er, wenn er ſaat, die Heim⸗ arbeitsausſtellung habe ein ſehr einſeitiges Bild geboten. Ich ſtimme darin dem Kollegen Meyer vollkommen bei. Die Ausſtellung war inſofern höchſt einſeitig, als ſie wohl das Elend der Heim⸗ arbeiter zeiate, aber die Verdienſte und das Wohl⸗ leben der Unernehmer nicht hat erkennen laſſen. F(Heiterkeit, Lebhafte Zuſtimmung bei den So⸗ zialdemokraten.) m Mit der Anderung, die Herr Kollege Meyer voraeſchlagen hat, ſind wir einverſtanden. Es iſt vollſtändig gleich, ob darin ſteht: Heimarbeiter oder Hausgewerbetreibende. Für uns kommt in erſter Linie in Frage, daß dieſe Sache über⸗ haupt in Charlottenburg in Fluß kommt, daß Charlottenburg nicht hinter anderen Gemeinden hermarſchiert. Wenn die Vorlage des Maaiſtrats an die Stadtverordnetenverſammlung kommt, dann werden wir auch in eingehender Ausſchuß⸗ beratung Gelegenheit haben, darüber zu ſprechen, wie die untere und wie die obere Begrenzung ge⸗ auch nicht ſprechen wollen. Herrn Stadtrat Boll die Heim⸗ zogen werden muß. Das ſind alles ſo, michtige Fragen der einzelnen Ausführung, daß wir dar⸗ über hier im Plenum nicht ſprechen können, 1, 37,111158 1417(5114 Meine Herren, wenn ich Sie bitte, daß, Sie den Antrag mit dieſer Modifikation, des Herrn Kollegen Meyer einſtimmig annehmen, dann möchte ich zu gleicher Zeit auch die Bitte an den Magiſtrat richten, daß er über der Ausarbeitung des Antrags nicht ſo lange Zeit dahingehen läßt, bis ſchließlich die reichsgeſetzliche Regelung platz⸗ gegriffen hat, ſondern ich wünſche, daß der Ma⸗ giſtrat mit ſozialpolitiſchem Weitblick bald vor⸗ gehen und damit bahnbrechend wirken möge für eine einheitliche Regelung dieſer Frage im Reiche. (Bravo!) 121 44/4 Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Ich habe Sie doch richtig verſtanden, wenn ich annehme, Sie wollen das Wort „Heimarbeiter“ in Ihrem Antrage ſelbſt abändern in das Wort „Haus⸗ gewerbetreibenden“? (Zuſtimmung des Stadtv. Zietſch.) Dann iſt ein einheitlicher Antrag vorhanden, und wir können von dem Abänderungsantrage abſehen. (Die Verſammlung beſchließt einſtimmig nach dem abgeänderten Antrage der Stadtv. Zietſ und Gen., wie folgt: 1%17 Der Magiſtrat wird erſucht, der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung eine Vorlage zu unterbreiten, durch welche die obligatoriſche Krankenverſicherung der in Charlotten⸗ burg wohnenden Hausgewerbetreibenden auf Grund des Krankenkaſſengeſetzes (Novelle vom 10. April 1892) eingeführt wird.) Punkt 14 der Tagesordnung: Mitteilung betr. die Bauberichte für das 2. Halbjahr 1907. — Druckſache 122. Es handelt ſich um die Bauberichte der Hoch⸗ bau⸗ und Tiefbauverwaltung ſowie der Ver⸗ waltung der Gaswerke und des Elektrizitätswerkes. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, ehe wir von den Berichten Kenntnis nehmen, würde eine Aufklärung ſeitens des Magiſtrats erwünſcht ſein, woher die große Überſchreitung bei dem allererſten Punkt, der Höheren Mädchen⸗ ſchule III1 in der Danckelmannſtraße, kommt. Dieſe Überſchreitung beträgt 30 000 ℳ. Es wäre einfacher geweſen und hätte uns eine Debatte er⸗ ſpart, wenn in dem Bericht von der Hochbauver⸗ waltung der Grund für die Überſchreitung an⸗ gegeben wäre, wie es ſonſt meiſtens üblich iſt. Da das nicht erfolat iſt, ſo richte ich nunmehr die An⸗ an den Magiſtrat, woher die Überſchreitung ommt. Stadtv. Wilk: Meine Herren, in Nr. 40 des Bauberichts der Tiefbauverwaltung leſen wir: „Neupflaſterung der Grünſtraße zwiſchen Spree⸗ und Wilmersdorfer Straße mit Asphalt.“ Ich möchte den Magiſtrat erſuchen, in den diesjährigen Etat die weitere Asphaltierung der Grünſtraße von der Wilmersdorferſtraße bis zur Kaiſer⸗ Friedrich⸗Straße einzuſetzen. Es herrſchen dort bei den jetzigen Witterungsverhältniſſen Zuſtände, die geradezu ſkandalös ſind. Der Weg von der