— 161 — weder für ein Wohnungsamt, noch für einekWoh⸗ nungsinſpektion oder andere derartige Einrich⸗ tungen. Ich kann mir nur denken, daß deshalb bis jetzt noch nichts geſchehen iſt, weil der Magiſtrat noch nicht in der Lage war, einen genügenden Erſat für eventuell zu räumende Wohnungen zu ſtellen. Das wird hoffentlich der Fall ſein, wenn das Obdachloſenaſyl fertig ſein wird. Das wird aber noch mindeſtens zwei Jahre dauern. In einem Puntte kann indes ſchon früher etwas geſchehen, nämlich in bezug auf das Schlaf⸗ burſchen⸗ und das Chambregarniſtenweſen. Den Übelſtänden, die aus dieſen entſtehen, wird ſchon zum 1. April durch das Ledigenheim Abhilfe ge⸗ boten. Es iſt alſo kein Grund vorhanden, daß man die Sache in betreff dieſer noch länger ver⸗ zögert. Man kann ja ſagen, das ſei nur ein Teil. Aber am Ende iſt es ganz gut, daß nicht alles auf einmal gemacht wird, daß erſt mit einem Teil der Übelſtände aufgeräumt wird, daß zunächſt den aus dem Schlafſtellen⸗ und Chambregarnieweſen ſich ergebenden Mißſtänden geſteuert wird, daß die ganzen Wohnungen unberührt bleiben, bis das Obdachloſenaſyl fertig iſt und der Magiſtrat über⸗ haup! Einrichtungen getroffen hat, um ſich von dem Zuſtande der Wohnungen zu vergewiſſern und Übelſtände zu beſeitigen durch Einführung der Wohnungsordnung, durch Normativbeſtim⸗ mungen, Wohnungskommiſſion, Wohnungsin⸗ ſpektion, Wohnungspfleger. Das ſind alles Organe, die notwendig ſind, und die wirkſam ſein können. Deshalb erlaube ich mir, den Antrag zu ſtellen, den Magiſtrat zu erſuchen, die beabſichtigten Be⸗ ſtimmungen — der Magiſtrat hat ja geſagt, er werde ſich mit der Polizei in Verbindung ſetzen — betr. die Aufſicht und Regelung des Schlafſtellen⸗ und Chambregarnieweſens ſchleunigſt zuſammenzu⸗ ſtellen, die nötige Verſtändigung mit dem König⸗ lichen Polizeipräſidium herbeizuführen und die Beſtimmungen der Stadtverordnetenverſammlung bald vorzulegen, damit ſie nach Eröffnung des Ledigenheims zur Ausführung kommen können. Meine Herren, ich bitte Sie, den Antrag anzu⸗ nehmen; denn wir warten nachgerade lange ge⸗ nug auf dieſe Wohnungsordnung. Durch die Er⸗ gebniſſe unſeres ſtatiſtiſchen Amtes iſt nachge⸗ wieſen, daß das Chambregarnie⸗ und Schlafſtellen⸗ weſen Charlottenburgs von Jahr zu Jahr prozen⸗ tual zunimmt; alſo die Übelſtände werden immer größer, je länger man wartet. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, wir ſind mit Ihnen und dem Herrn Vor⸗ redner durchaus einig darin, daß die Frage der Errichtung eines Wohnungsamtes eine ſehr wichtige für uns iſt, und wir wünſchen ſie ſo weit als möglich zu beſchleunigen. Zu unſerm eigenen großen Leid⸗ weſen ſind durch die Erkrankungen des vorigen Sommers, die verſchiedene Dezernenten, darunter auch mich, ergriffen haben, lange Zeit die Dinge gegen unſern Wunſch verzögert worden. Ich habe dann Herrn Stadtrat Seydel, der am 4. Dezember vorigen Jahres in die Verwaltung eintrat, das Dezernat über das Wohnungsamt übertragen, weil er die Denkſchrift, von der ja auch der Herr Vor⸗ redner geſprochen hat, ausgearbeitet hatte und in der Sache ſehr verſiert iſt. Herr Stadtrat Seydel hat ſich naturgemäß in das neue, ſehr umfang⸗ reiche Dezernat erſt einarbeiten müſſen, was einen großen Aufwand von Arbeitstraft erforderte, und iſt in den beiden erſten Monaten an die Wohnungs⸗ amtſache nicht herangekommen: er iſt aber jetzt damit beſchäftigt, und ich kann verſichern, daß wir alles tun werden, um die Sache ſo weit wie möglich zu beſchleunigen. Wir hegen genau denſelben Wunſch wie Sie, meine Herren, daß die Ange⸗ legenheit endlich eine greifbare Form annimmt und in die Praxis umgeſetzt werden kann. Der Antrag des Herrn Vogel wird, wenn Sie ihn annehmen ſollten, was ich anheimſtelle, uns nicht fördern auf dem Wege, auf dem wir ind. Ich überſehe nicht einmal im Augenblick, ob er überhaupt zweckmäßig iſt. Ich glaube, der Antrag könnte ruhig hintangehalten werden; die Sache geht ſo wie ſo ihren Weg vorwärts. Vorſteher⸗Stellv. Dr Hubatſch: Der des Herrn Stadtverordneten Vogel lautet: Der Magiſtrat wird erſucht, die beabſichtigten Beſtimmungen betr. Aufſicht und Rege⸗ lung des Schlafſtellen⸗ und Chambregarnie⸗ weſens ſchleunigſt zuſammenzuſtellen, die dazu nötige Verſtändigung mit dem König⸗ lichen Polizeipräſidium zu treffen und ſie baldigſt der Stadtverordnetenverſammlung vorzulegen, damit dieſelben nach Eröffnung des Ledigenheims bald zur Ausführung kom⸗ men können. Antrag Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Jetzt ver⸗ ſtehe ich den Antrag etwas mehr als vorhin, wo ihn Herr Vogel vorlas. Es will mir ſcheinen, als ob das ein Teil der Arbeit iſt, die die Deputation aus⸗ zuführen hat. Ich glaube, daß es nicht zweckmäßig iſt, daß Sie einen Teil jetzt herausgreifen, während wir doch bei der Bearbeitung der ganzen Sache ſind. Stadtv. Holz: Meine Herren, durch die Ant⸗ wort des Herrn Oberbürgermeiſters können wir uns eigentlich für befriedigt erklären. Allerdings ſtimme ich dem Herrn Kollegen Vogel darin bei, daß der Antrag, welcher die Sache in Gang bringen ſollte, bereits vom 7. Juni 1905 datiert, und daß auch die Geſundheitsdeputation unter Mitwirkung des Herrn Oberbürgermeiſters — ſogar unter dank⸗ barer Mitwirkung — ſich ſehr eingehend mit der Sache beſchäftigt hat, auch an der Hand einer Denkſchrift über die einzelnen Punkte beraten hat, und daß es daher endlich Zeit iſt, eine befriedigende Antwort zu erhalten. Die Antwort des Herrn Oberbürgermeiſters geht dahin, daß durch äußere Umſtände, durch Erkrankung von Magiſtratsmit⸗ gliedern die Sache nicht gefördert werden konnte. Es geht aber weiter daraus nicht hervor, wann eigentlich nunmehr die Sache in Gang gebracht werden wird. Deshalb möchte ich in Ergänzung der Ausführungen des Herrn Kollegen Vogel die dringende Bitte ausſprechen, daß der Magiſtrat endlich dasjenige, was doch eigentlich halb fertig ſein 2 ſo bald als möglich der Wirklichkeit entgegen⸗ Ühre. 4 1 Ferner möchte ich Herrn Kollegen Vogel bitten, und zwar aus den vom Herrn Oberbürger⸗ meiſter mit Recht hervorgehobenen Gründen, den Antrag zurückzuziehen. Der Antrag enthält nur einen Teil von demjenigen, was der Magiſtrat beinahe fix und fertig hat. Das erſehen Sie aus der Antwort, welche der Magiſtrat im Dezember gegeben hat, und Herr Vogel wird ſich als Mitglied