kann, geſchehen wird, um ſolche Vorkommniſſe zu verhindern. Man ſpricht ſoviel von Demokratiſierung der Kommunen. Trotzdem dieſe Angſtlichkeit, wenn es ſich darum handelt, ihre Rechte vor den Behörden energiſch zu vertreten! Ich bin der Meinung, ein derartiger Fall wie dieſer wäre geeignet, daß die Stadtverordnetenverſammlung erklärt: wir dürfen wegen unſerer Schulen, die uns gehören, Dis⸗ poſitionen treffen. Aber, wie geſagt, ich will den Antrag nicht ſtellen, weil ich nach meinen Er⸗ fahrungen im Ausſchuß vorausſehen kann, daß er hier keine Annahme finden wird. Ich bin mit der Erklärung des Magiſtrats zufrieden und hoffe, daß der Magiſtrat auch danach handeln wird. Vorſteher Kaufmann: Ich muß Herrn Kol⸗ legen Holz darauf aufmerkſam machen, daß es nicht Brauch iſt, irgendwelche Mitglieder des Ausſchuſſes unter Bezeichnung der Parteiſtellung hier zu zitieren. (Stadtv. Zietſch: Iſt kein Nachteil für uns!) Stadtv. Bogel 1: Herrn Kollegen Holz iſt inſofern mit ſeinen Ausführungen ein Unglück paſſiert, als er meinte, die Sache wäre zwar von mir angeregt worden, wir hätten aber nachher für ſeinen Antrag nicht geſtimmt. Das iſt deshalb nicht geſchehen, weil ich ſelbſt einen Antrag geſtellt hatte und zuerſt über meinen Antrag abgeſtimmt werden ſollte. Es handelt ſich alſo durchaus nicht um ein Zurückziehen unſererſeits. Stadtv. Zietſch: Wenn Herr Kollege Holz ſagte, wir hätten im Etatsausſchuß in lebhafteſter Weiſe über den Fall Matheus geſprochen, und auch von unſerer Seite wäre über den Fall geredet worden, ſo iſt das ſelbſtverſtändlich zutreffend. Aber wenn wir trotz der heftigen Kritik, die auch wir an dem Fall als ſolchem geübt haben, nicht für den Antrag Holz geſtimmt haben, ſo leitete uns dabei der Grund, daß wir uns eine beſondere Wirkung von dem Antrage Holz nicht verſprachen. Aber wenn die Sache hier angeregt wird und Herr Kollege Holz glaubt betonen zu müſſen, daß nach dieſer eingehenden Beſprechung im Ausſchuß wir die Verpflichtung hätten, für ſeinen Antrag zu ſtimmen, ſo glaube ich doch, hier erklären zu müſſen, daß meine Freunde im Ausſchuß wie diejenigen derſelben, die an der Plenarſitzung teilnehmen, vollkommen auf dem Boden ſtehen, daß wir den Fall nicht bloß aus dem perſönlichen Intereſſe des Schülers und ſeiner Angehörigen heraus be⸗ dauern, ſondern auch aus allgemein pädagogiſchen Beweggründen verurteilen müſſen. Aber wenn man Wiederholungen derartiger Fälle entgegentreten will, dann ſchien uns der Weg, den Herr Kollege Holz vorgezeichnet hatte, nicht der richtige zu ſein, weil wir von der Vorausſetzung ausgehen: wenn derartige Dinge in höheren Lehr⸗ anſtalten paſſieren können, ſo ſind ſie faſt ein ſymptomatiſches Zeichen; denn derartige Zuſtände ereignen ſich nicht aus irgendeinem Ergebnis des Tages heraus, ſondern ſie ſtellen nur das Reſultat von Dingen dar, die ſich methodiſch ent⸗ wickelt haben. Wenn der Fall Matheus paſſieren konnte, ſo iſt das für uns ein neuer Beweis dafür, daß nicht nur in den Volksſchulen Preußens, ſondern auch in den höheren Lehranſtalten zum guten Teil die Perſönlichkeit des Schülers ertötet wird, daß man zu wenig auf das Individium gibt, ſondern zu ſehr verallgemeinert. Es iſt ja ganz 175 —— natürlich, daß die Schulen im preußiſchen Staat auf dieſem Prinzip aufgebaut ſind, weil aus dieſen Schulen heranwachſen die preußiſchen Gerichts⸗ aſſeſſoren, die Staatsanwälte, die Reſerveoffiziere uſw., — alles Leute, die eine eigene Perſönlichkeit, eigenen Willen nicht beſitzen dürfen, weil ja durch die preußiſche Schulmethode dieſe Unperſönlich⸗ keit der Jugend anerzogen werden ſoll. Deshalb waren wir gegen dieſe Reſolution des Herrn Kollegen Holz und ferner aus der Be⸗ trachtung heraus, weil aus dieſer Reſolution, wenn ſie angenommen worden wäre, die Schuldirektoren in Charlottenburg mit Recht ein Mißtrauensvotum herausleſen würden. Des weiteren waren wir aber auch gegen die Reſolution, weil ſie in ihrer Wirkung uns vollſtändig zu verſagen ſchien. Denn ein Appell an das Provinzialſchulkollegium unter den heutigen Zuſtänden und namentlich unter Anſchluß an den Fall Matheus, in dem das Provin⸗ zialſchulkollegium als vorgeſetzte Behörde faſt gänzlich verſagt hat, ſcheint uns vollſtändig zwecklos. Wir ſind der Auffaſſung: wenn Sie derartige Zuſtände dauernd und gründlich beſſern wollen, ſo geht der Weg dazu nicht über das Provinzial⸗ ſchultollegium, ſondern Sie müſſen die äußerſte Konſequenz ziehen und an den Landtag gehen, — inſofern an den Landtag gehen, daß Sie ihn anders zuſammenſetzen, daß Sie helfen, ein anderes Wahl⸗ recht für den Landtag Platz greifen zu laſſen, und daß dadurch endlich auch die Geſetzgebung in bezug auf die Schulen eine andere werden kann. Stadtſchulrat Dr Neufert: Nur zwei Worte, um ein Mißverſtändnis nicht aufkommen zu laſſen! Der Herr Stadtv. Holz hat mitgeteilt, daß vom Magiſtrat aus die Erklärung abgegeben worden ſei, es würde vom Magiſtrat alles geſchehen, um einem ſolchen Falle entgegenzutreten. Ich glaube, da hat er etwas mehr aus den Erklärungen heraus gehört, als vom Magiſtrat beabſichtigt worden war. Es iſt leider ja nicht möglich, daß die ſtädtiſche Verwaltung nach dieſer Richtung aktiv vorgeht. Wir haben auch nur, ſoweit ich mich erinnere, mitgeteilt, daß wir durchaus auf dem Standpunkt des Herrn Stadtv. Holz ſtehen, und daß wir das Vertrauen zu allen Herren Direktoren unſerer ſtädtiſchen höheren Lehranſtalten haben, daß ſie alles, was in ihren Kräften ſteht, auch tun werden, um ſolche Fälle zu verhindern. Ich ſchließe mich auch der Hoffnung an, daß die Erörterung dieſes außerordentlich traurigen Falles günſtig wirken wird, wenigſtens für längere Zeit. Möge nuſere Stadt davon verſchont bleiben, daß hier in ſolcher Fall ſich wiederholt! (Bravo!) Stadtv. Holz: Meine Herren, wenn ich den Herrn Stadtſchulrat oder den Vertreter des Ma⸗ giſtrats im Ausſchuß mißverſtanden habe, ſo be⸗ daure ich das um ſo mehr, als es mir leid tut, daß derartige Fragen immer an der Zuſtändig⸗ keitsgrenze ſcheitern. Warum es nicht möglich ſein ſoll, unter den gegebenen Verhältniſſen in irgend⸗ einer Form der Vorſtellung ein derartiges Vor⸗ kommnis namens einer ſolchen Korporation an das Provinzialſchulkollegium zu bringen, das ent⸗ zieht ſich meinem Laienverſtändnis, möchte ich ſagen. Ich bin der Meinung, daß wir viel zu viel Angſt haben, ſolche Vorſtellungen zu erheben. Wenn dieſes Anſuchen an das Provinzialſchul⸗ kollegium überhaupt nicht beantwortet wird, dann