185 neuen Städten Schöneberg, Wilmersdorf uſw. Berufsfeuerwehren eingerichtet und vermehrt worden; dieſe haben uns die beſſeren Leute weg⸗ geholt und ſie beſſer bezahlt. Alſo ich hoffe, daß auch dieſer Beſchwerdepunkt ſich demnächſt er⸗ ledigt. Was den vierten Punkt anbetrifft, ſo plädiert Herr Stadtverordneter Wilk für die Arbeiteraus⸗ ſchüſſe bei der Feuerwehr. Ja, meine Herren, vorhin hat der Herr Berichterſtatter Stadtv. Dr. Stadthagen gemeint, die Verſammlung wird wohl einig darin ſein, daß der Magiſtrat, der aus berechtigten Gründen die lebenslängliche An⸗ ſtellung der Feuerwehrleute als Beamte ablehnen mußte, andererſeits ſich doch dahin könnte, ſie zu Beamten auf Kündigung zu machen. Wenn ſie aber Beamte werden, ſind ſie keine Arbeiter; dann brauchen ſie auch keine Arbeiter⸗ ausſchüſſe. (Zuruf bei den Sozialdemokraten: ausſchüſſe!) Dann hat der Herr Stadtverordnete eine Be⸗ ſchwerde über die fehlenden Schutzvorrichtungen Beamten⸗ entſchließen die Firma Fricke hat. Wenn wir erſt eigene Regie haben, wird ſich die Angelegenheit von ſelbſt regeln. Ich glaube, damit alle Anfragen des Herrn Stadtverordneten zur Befriedigung erledigt zu haben. Stadtv. Zietſch: Ich möchte bei der Beratung dieſes Etatstitels doch einmal den Herrn Dezer⸗ nenten fragen, inwiefern auch in Charlottenburg Vorkehrungen getroffen ſind, um einem Über⸗ greifen der vielfachen Brandſtiftungen, die in Berlin jetzt tagtäglich vorkommen, auf Charlotten⸗ burg entgegenzutreten. (Heiterkeit — Stadtv. Otto: Ein bischen viel ver⸗ langt!) — Es iſt etwas viel verlangt, ſelbſtverſtändlich, aber nicht, wenn man die bekannte Unzulänglichkeit der preußiſchen Polizei kennt, die die Brandſtifter wie ſo manche anderen Verbrecher nicht erwiſcht. (Zuruf: Wahlrecht!) — Das hat mit dem Wahlrecht nur inſofern zu tun, als ſich die Polizei recht unnötigerweiſe um die Wahlrechtsdemonſtranten kümmert, wo ſie ander⸗ wärts alle Hände voll zu tun hätte. in den Werkſtätten der Oſtfeuerwache zur Sprache gebracht. Zu ungefähr derſelben Zeit, an dem Sie (Glocke des Vorſtebers) die Wache beſichtigt haben — es war mir leider Vorſteher Kaufmann (den Redner unter⸗ nicht möglich, zugegen zu ſein —, iſt mir berichtet brechend): Herr Kollege Zietſch, ein ſo allgemeines worden, daß Sie dieſe Angelegenheit zur Sprache Urteil über die Unzulänglichkeit der Polizei kann gebracht haben, und ich kann Ihnen verſichern, daß ſofort, nachdem mir die Sache gemeldet war, der Brandinſpektor nach der Unfall⸗ und Wohl⸗ fahrtsausſtellung geſchickt worden und beauftragt worden iſt, die Sache zu unterſuchen und dann weiter zu berichten. Es iſt ein Verſehen geweſen, und das iſt ſofort gut gemacht worden. Es iſt alſo alles geſchehen, was geſchehen kann. Ich bedaure, daß ich nicht früher darauf aufmerkſam gemacht worden bin. Soweit betrafen die Beſchwerden die Feuer⸗ wehr. Da ich nun einmal das Wort habe und früher auch Dezernent für die Straßenreinigung war und jetzt noch der Vorſitzende der Deputation bin, ſo will ich auch gleich noch auf die Beſchwerden ein⸗ gehen, welche dieſe betreffen. Sie wiſſen, meine Herren, daß wir mit dem Fuhrunternehmer Fricke nur noch gezwungen verheiratet ſind, (Heiterkeit) weil er ein ausnahmsweiſe billiges Angebot ge⸗ macht hat. (Zurufe bei den Sozialdemokraten: Das iſt eben das Schlimme!) — Das Schlimme, ja! Aber wir ſind nur noch bis zum 1. April 1910 gebunden, und wir hoffen, bis dahin die eigene Regie einzuführen. Sie alle werden bemerkt haben, daß früher 15⸗bis 16jährige Bengels — oder wie Sie ſich ausgedrückt haben — (Zurufe: Herren Jungens! — Heiterkeit) die Sprengwagen führen. Der Magiſtratsdezer⸗ nent hat aber verfügt, daß unter 20 Jahren keine Kutſcher eingeſtellt werden dürfen, und wenn Sie mal etwas anderes beobachten, ſo würde ich Ihnen dankbar ſein, wenn Sie es uns mitteilen. Nicht bloß von 15⸗, 16jährigen, ſondern auch von 22⸗, 23⸗ jährigen Kutſchern ſind Ausſchreitungen vorge⸗ kommen. Es wird energiſch dagegen eingeſchritten; die Verwaltung läßt nichts durch. Aber Sie müſſen bedenken: es iſt kein bedeutendes Material, welches ich nicht zulaſſen. Stadtv. Zietſch (fortfahrend): Nicht immer treten die Brandſtiftungen ſo en masse ein, daß ſich durch ſie die Unzulänglichkeit der Polizei immer und zu jeder Zeit bezeugen ließe. Ich möchte nur fragen, ob bei uns in irgend einer Art Vorkehrungen in bezug auf die unerwartet eintretende Mehrung von Brandfällen getroffen iſt. (Zuruf vom Magiſtratstiſch.) — Dann erkläre ich mich damit zufrieden. Wenn mein Freund Wilk vorhin anheim⸗ geſtellt hat, daß von dem Fuhrherrn Fricke nicht mehr junge Leute auf die Wagen geſetzt werden, die durch die Straßen karriolen, ſo geſchah das mit Rückſicht darauf, daß in neuerer Zeit, namentlich bei den neuen Wagen, die beſchafft werden, die Stadt die Reparaturkoſten zu tragen haben wird, und ich meine, da kann es der Stadtverwaltung nicht ganz gleichgültig ſein, wie mit den Wagen hrrumgewirtſchaftet mird. Aus dieſer Erwägung heraus iſt die Kritik und die Anfrage meines Freundes Wilk entſtanden. Nun möchte ich noch auf eins zurückkommen. Als mein Freund Wilk den Ausdruck „Kerle“ ge⸗ brauchte, führte der Herr Vorſteher aus, daß, wenn dieſer Ausdruck von anderer Seite gefallen wäre, jedenfalls lebhafter Lärm entſtanden wäre. Das konnte doch nur mit bezug auf meine Parteifreunde gemeint ſein. Wir nehmen aber durchaus nicht in Anſpruch, intoleranter zu ſein als Sie. Der Herr Vorſteher hat recht: der Ausdruck „Kerle“ iſt nicht parlamentariſch. Aber auch mein Freund hat zuge⸗ eben, daß dieſe Bezeichnung nicht ſalonfähig iſt. s ſteht alſo feſt: der Ausdruck „Kerle“ iſt nicht parlamentariſch und auch nicht ſalonfähig. Jeden⸗ falls aber iſt er hoffähig. Sie werden ſich ja auch der Zeit erinnern, da es von ſehr hoffähiger Seite aus hieß: „Was brauchen die Kerle denn Diäten!“ (Große Heiterkeit.) (Die Beratung wird geſchloſſen.)