— 1 aus, ſeine Gäſte hätten ihm erklärt, wenn Sozial⸗ demokraten bei ihm verkehrten, würden ſie ſein Lokal meiden. Alſo die Tatſache ſteht feſt. Nun wollen wir nicht darum bitten, daß uns der Saal hergegeben wird; aber wir halten es für notwendig, dieſes Verfahren, das mehr als illoyal iſt, öffentlich zu brandmarken. 89 Ich wundere mich nun gar nicht darüber, daß der Magiſtrat den betreffenden Unter⸗ pächtern hier Beiſtand gewährt. Daraus könnte man eventuell ſchließen, daß im Magiſtrat die Stimmung vorhanden iſt: wenn Sozialdemo⸗ kraten benachteiligt werden, ſo iſt das nicht illoyal. Aber der Herr Bürgermeiſter hat ja noch im weiteren ausgeführt, daß aus ſeiner Auffaſſung heraus deswegen die Sache nicht illoyal ſei, weil Bürgermeiſter Matting: Ich hatte erwartet, daß der Herr Vorſteher zu dieſen Bemerkungen etwas ſagen würde; ſonſt hätte ich vorhin das Wort ergriffen. In dieſem Sinne hatte ich mich mit dem Herrn Vorſteher in Verbindung geſetzt, um zu ver⸗ meiden, daß daraus, daß der Magiſtrat zu den Worten der Herrn Stadtv. Klick ſchweige, der Schluß gezogen werde, daß er das Urteil, es zeige der mitgeteilte Vorfall ein illoyales Verhalten, zu dem ſeinigen mache. Nach den Ausführungen des Herrn Stadtv. Hirſch möchte ich aber noch hinzu⸗ fügen, daß ich jetzt erſt recht nicht geneigt bin, das Wort „illoyales Verhalten“ unter allen Umſtänden als berechtigt anzuerkennen. Meine Herren, wir bzw. das Schillertheater bekommen von dieſen Wirten eine ſehr hohe, anſteigende Pacht, die die volle Verzinſung der Anlage darſtellt. Wenn die Pächter nun ſagen: wir haben ein wirtſchaftliches Intereſſe, wir müſſen aus wirtſchaftlichen Gründen mit dem Publikum, das bei uns verkehrt, rechnen und können der ſozialdemokratiſchen Partei die Säle nicht zu Verfügung ſtellen, — ſo iſt das nach meiner Anſicht ein illoyales Verhalten nicht. Wenn wir den Wunſch hätten, daß die Pächter in die Lage geſetzt werden, ihre Säle zu ſozialdemokratiſchen Verſammlungen herzugeben, dann müſſen wir das in Zukunft in die Pachtbedingungen hineinſchreiben. Dann werden wir von ihnen einen geringeren Pachtzins verlangen müſſen und ihnen unter ganz anderen Verhältniſſen gegenüberſtehen. (Rufe: Ach! bei den Sozialdemokraten.) Solange das nicht der Fall iſt, halte ich mich ver⸗ pflichtet als Vertreter des Magiſtrats, das Wort „illoyales Verhalten“ dieſen Pächtern gegenüber zurückzuweiſen. Vorſteher Kaufmann: Herr Bürgermeiſter Matting hebt eben hervor, daß er als Vertreter des Magiſtrats das Wort „illoyal“ als nicht am Platze bezeichnen müſſe. Ich habe darauf auf⸗ merkſam gemacht — weil ich das Wort überhört hatte —, ich würde, wenn ich es gehört hätte, Herrn Kollegen Klick gebeten haben, das Wort „illoyal“ einzuſchränken von ſeinem Standpunkte aus; denn die Illoyalität ſchließt doch einen ganz anderen ein, als er ihn hier angewandt haben wollte. Stadtv. Zietſch: Ich kann mich den letzten Ausführungen des Herrn Vorſtehers natürlich nicht anſchließen. Man kann in der Auffaſſung über den Begriff Illoyalität auseinander gehen. Aber feſt ſteht das Eine: daß dieſe Räumlichkeiten des Schillertheaters, wie mein Kollege Klick ausge⸗ fütrt hat, erbaut ſind durch Mittel der geſamten Stadt, daß es demnach ſelbſtverſtändlich nicht den von den Erbauern beabſichtigten Zwecken dieſer Einrichtung entſpricht, wenn einem Teil derjenigen Einwohnerſchaft, die durch ihre Mittel das Schillertheater mit bauen halfen, die Nutznießung ſie mit wirtſchaftlichen Vorteilen oder aber mit eventuellen Schädigungen für den Unterpächter verknüpft ſein würde. Vorher hat ſich der Magiſtrat auf den Standpunkt geſtellt, er habe einen unmittel⸗ baren Einfluß auf den Unterpächter überhaupt nicht. Dieſen Standpunkt werden Sie auch heute noch einnehmen. Infolgedeſſen kommt für den Magiſtrat auch nicht der Pachtzins, den der Unter⸗ vächter zahlt, in Frage, ſondern der, den die Geſell⸗ ſchaft an die Stadt zahlt, und da iſt es natürlich Sache der Schillertheatergeſellſchaft, ſich einen Unterpächter auszuſuchen, der ſelbſt auf die Gefahr hin, Gäſte zu verlieren, die Loyalität gegenüber der Einwohnerſchaft wahrt. Stadtv. Hirſch: Ich habe den Ausführungen des Herrn Kollegen Zietſch nur noch ſehr wenig hinzuzufügen. Ich konſtatiere lediglich, daß der Herr Bürgermeiſter ſich hier zum Befürworter des wirtſchaftlichen Boykotts aufgeworfen hat. Er hat ausdrücklich betont, daß der Mann, der wirtſchaftliche Schädigung fürchte, berechtigt ſei, einer beſtimmten Klaſſe der Bevölkerung wegen ihrer politiſchen Anſchauung den Saal zu ver⸗ weigern. Ich nehme mit Genugtuung Kenntnis davon, daß von dieſer Stelle aus der wirtſchaft⸗ liche Boykott als gerechtfertigt anerkannt wird. Ich hoffe aber, daß, wenn wir dieſes Kampfmittel ee uns nicht Terrorismus vorgeworfen wird. Bürgermeiſter Matting: Ich habe mich ledig⸗ lich auf den objektiven Standpunkt geſtellt, daß, da wir bei den Verpachtungen dieſes Moment nicht berückſichtigt haben, wenn der Mann in glaub⸗ hafter Weiſe wirtſchaftliche Intereſſen geltend macht, wir ihm nicht den Vorwurf der Illoyalität machen können, und daß, wenn wir den Wünſchen der ſozialdemokratiſchen Partei Rechnung tragen wollen, wir mit den Pächtern andere Bedingungen verabreden müſſen, die ſie in die Lage ſetzen, auf wirtſchaftliche Schädigungen nicht zu rückſichtigen. Ob das möglich ſein wird, iſt eine andere Frage. Ich habe durchaus nicht, wie Herr Stadtverordneter Hirſch es dargeſtellt hat, den wirtſchaftlichen Boykott ein für allemal ſanktioniert und gutgeheißen, ſondern nur für mich verpflichtet gehalten, von den ſtäd⸗ tiſchen Pächtern oder Afterpächtern den Vorwurf der Illoyalität zurückzuweiſen. Geſchähe das nicht, ſo würde wahrſcheinlich bald die Stellung eines ſtädtiſchen Pächters als wenig begehrlich erſcheinen. Stadtv. Wilk: Es kann nicht die Rede davon ſein, daß die Pächter des Schillertheaterreſtau⸗ rants einer wirtſchaftlichen Schädigung ausge⸗ ſetzt ſind, ſobald ſie ihre Säle der Arbeiterſchaft zur Verfügung ſtellen. Ich möchte hier nur feſt⸗ ſtellen, daß der Beſucherkreis des Schillertheaters ſich nicht nur aus rein bürgerlichen Kreiſen zu⸗ ſammenſetzt, ſondern zu einem koloſſalen Prozent⸗ des Gebäudes vorenthalten wird. ſatz gerade aus den Kreiſen der Arbeiter: es ſind