Waiſenkaſſe entgegenzukommen, hat er die Grund⸗ ſätze, nach denen der Beitrag an dieſe Kaſſe gewährt worden iſt, nachgeprüft und iſt bereit, auf Grund dieſer neuen Prüfung den Beitrag zu erhöhen, indem er nämlich beſchloſſen hat, für jedes Mit⸗ glied der Lehrer⸗Witwen⸗ und Waiſenkaſſe einen jährlichen Beitrag von 10 ℳ in den Etat einzuſetzen. Da augenblicklich 230 Mitglieder vorhanden ſind, und die Zahl vorausſichtlich im Laufe des Jahres weiter ſteigt, ſo würde wahrſcheinlich eine Summe von annähernd 2500 ℳ herauskommen, und es ſteht zu erwarten, daß auch fernerhin der ſtädtiſche Beitrag nach Maßgabe der Einnahme der Mitglieder ſteigen wird. Aber es iſt nicht erforderlich oder wahrſcheinlich, daß er in demſelben Maße ſteigen wird wie der Beitrag zur Beamtenunterſtützungs⸗ kaſſe. Stadtv. Dr. Spiegel: Meine Herren, vor kurzem hat die gemiſchte Deputation, die die Maß⸗ regeln zur Hebung der Volksſchule zu beraten hat, Gelegenheit gehabt, die Erfolge, welche in einer hieſigen Gemeindeſchule durch die von Herrn Stadtſchulrat Dr Neufert vorgeſchlagenen, von der Deputation ſeinerzeit beſchloſſenen Maßnahmen er⸗ zielt worden ſind, in praxi ſowohl wie durch die Berichte der Rektoren und Lehrer kennen zu lernen. Das allgemeine Urteil ging dahin, daß dieſe Einrichtungen, ſoweit ſie bisher durchgeführt ſind — nämlich die Verbringung der einſtellungs⸗ unreifen Kinder in Kindergärten, die neuen Ein⸗ richtungen in den Grundklaſſen mit verminderter Schülerzahl und mit Nachhülfe für die ſchwächeren Kinder und ſchließlich die Teilung der ſechſten Klaſſen in Normal⸗ und B⸗Klaſſen —, alle die Er⸗ wartungen, die man daran knüpfen konnte, aufs glänzendſte erfüllt haben. Unter dieſen Umſtänden erſchien es der Depu⸗ tation gerechtfertigt, die Schulen, welche mit dieſen Einrichtungen bisher nicht verſehen ſind, nicht länger darauf warten zu laſſen. Wir würden es für unbillig gegenüber den Kindern dieſer anderen Schulen halten, wenn wir ſie der mit der Neu⸗ organiſation verbundenen Vorteile nicht bald teil⸗ haftig werden laſſen. Zu Oſtern dieſes Jahres läßt ſich das aus ver⸗ ſchiedenen Gründen nicht mehr durchführen;: wohl aber wird es möglich ſein, zum Oktober dieſe Ein⸗ richtungen zu treffen. Die Koſten, die für das eine halbe Jahr daraus erwachſen würden, hat der Herr Stadtſchulrat auf 6000 ℳ. angegeben. Dazu kommt noch für einen nach den Mitteilungen des Herrn Stadtſchulrats auch jetzt ſchon unbedingt notwendigen vierten Kindergarten, und zwar im Norden der Stadt, eine Summe von 2000 ℳ Aus dieſen Gründen bitten wir Sie, in den Etat dieſe neue Poſition von 8000 ℳ einzuſetzen, und wir bitten Sie recht dringend, dieſem unſerem Wunſche Folge zu geben, da wir in der Tat nur nach Billigkeit verfahren und damit die Geſamt⸗ heit unſerer Gemeindeſulechn auf den Stand bringen wollen, den jetzt ſchon die Schulen weſtlich der Wilmersdorfer Straße einnehmen. Wir hoffen, daß die Erfolge in den andern Schulen die gleichen ſein werden wie in den bisherigen, und dann kann die Stadt Charlottenburg meines Erachtens auf dieſes Syſtem ſtolz ſein. Stadtv. vr. Borchardt: Meine Herren, zu dem vom Herrn Kollegen UDr Spiegel ſoeben be⸗ gründeten Antrag möchte ich noch bemerken, daß in der Deputation große Stimmung dafür vor⸗ handen war, mit dem Ausbau dieſer Maßregeln für die öſtlich der Wilmersdorfer Straße gelegenen Schulen ſchon zu Oſtern dieſes Jahres zu beginnen, den Ausbau zu Oſtern dieſes Jahres vorzunehmen. Das muß unterbleiben hauptſächlich wohl aus dem Grunde, weil bis zu Oſtern die Genehmigung der Königlichen Regierung kaum zu beſchaffen ſein wird. Das iſt um ſo bedauerlicher, als ein Verſagen dieſer Genehmigung ſchon aus dem Grunde gar nicht anzunehmen iſt, als ſeinerzeit, als die Genehmigung für den einen Teil der Schulen nachgeſucht wurde, die Königliche Regierung zur Bedingung gemacht hat, daß mindeſtens ein Teil der Maßnahmen, nämlich die Beſchränkung der Schülerzahl in der unterſten Klaſſe, gleich auf ganz Charlottenburg ausgedehnt wird. Um ſo weniger iſt alſo wohl anzunehmen, daß gegenwärtig die Königliche Regierung dem Ausbau der Maß⸗ regeln irgend welche Hinderniſſe entgegenſtellen wird. Da aber die Genehmigung leider noch nicht nachgeſucht iſt — ein Gemeindebeſchluß hätte ja vorhergehen müſſen —, ſo wird die Erweiterung der Maßnahmen vor Michaelis dieſes Jahres kaum möglich ſein. Aber die Deputation war der Meinung, daß zu dieſem Zeitpunkt dann auch un⸗ bedingt mit den betreffenden Einrichtungen be⸗ gonnen werden muß, ſodaß dann die Maßnahmen auf ganz Charlottenburg ausgedehnt ſind. Nun erlauben Sie mir, meine Herren, noch das Wort zu dem Antrage zu Abſchnitt 6 Poſi⸗ tion 22. Dort iſt eingeſetzt: Lernmittel für unbe⸗ mittelte Kinder 27 165 ℳ. Der Herr Referent hat Ihnen geſagt, daß im Ausſchuß ein Antrag eingebracht war, dieſe Poſition abzuändern in: Lernmittel für ſämtliche Kinder der Gemeinde⸗ ſchulen — alſo ganz unabhängig, ob ſie bemittelt oder unbemittelt ſind. Welche Summe dort ange⸗ nommen worden war, weiß ich nicht; im vorigen Jahre waren 100 000 ℳ als diejenige Summe erachtet, die dazu ausreichen würde. Ich erlaube mir, dieſen Antrag auch heute wieder einzubringen und zu beantragen, dieſe Poſition auf 100 000 ℳ zu erhöhen. Es handelt ſich hier ja um einen urſprünglich liberalen Antrag, für den die Liberalen früher mehrfach geſtimmt haben. Die Erörterungen darüber haben uns vor zwei Jahren eingehend beſchäftigt; vor vier Jahren iſt der Antrag auch eingehend diskutiert worden, ſo daß ich es mir wohl verſagen kann, die Gründe dafür noch ein⸗ mal in aller Breite zu entwickeln. Der Herr Re⸗ ferent hat Ihnen aber ausgeführt, daß die Mehr⸗ heit des Ausſchuſſes ſich gebunden glaubt an das vor zwei Jahren geſchloſſene, wenn man ſo ſagen will, Kompromiß, welches dahin ging, die Er⸗ ledigung dieſes Antrages auf vier Jahre zu ver⸗ tagen, d. h. alſo bis zum Jahre 1910. Meine Herren, als vor zwei Jahren dieſes Kompromiß hier beraten wurde, haben meine Freunde darüber gar keinen Z3weifel gelaſſen, daß ſie ſich durch dieſen Mehrheitsbeſchluß der Verſammlung nicht gebunden fühlen würden, und darüber kann auch gar kein Zweifel beſtehen, daß diejenigen Herren, welche ſeitdem in die Verſammlung neu einge⸗ treten ſind, in keiner Weiſe durch einen Mehrheits⸗ beſchluß, der hier vor zwei Jahren gefaßt iſt, ge⸗ bunden ſein können. Es iſt auch vor zwei Jahren bei der Diskuſſion eindringlich darauf aufmerk⸗