ſam gemacht worden, daß auf keinen Fall die Herren gebunden ſein können, die noch gar nicht Mitglieder der Verſammlung ſind. Die Herren — und das ſind nicht wenige —, welche ſeit den zwei Jahren neu eingetreten ſind, ſtehen alſo der Angelegenheit vollkommen frei gegenüber und können unabhängig, ohne Rückſicht auf jenen früheren Beſchluß für dieſen Antrag ſtimmen. Deswegen, meine Herren, haben wir ihn von neuem eingebracht. Aber, meine Herren, ich bin mir auch ſehr wohl bewußt, daß mit einer Summe von 100 000 ℳ? — das iſt mit 80 000 ℳ mehr — dieſen Etat in dieſem Jahre zu belaſten, eine ganze Reihe von Herren Bedenken tragen werden, welche vielleicht für den Antrag ſtimmen wollen, weil ſie für ſich das Kom⸗ promiß nicht als gültig anerkennen. Das iſt zwar ein Bedenken, das meine Freunde und mich in teiner Weiſe berührt, weil wir der Meinung ſind, daß ſehr leicht erhebliche Mittel beſchafft werden können, und daß gerade für ſolche Zwecke Mittel auch beſchafft werden müſſen. Es iſt aber doch ein Bedenken, das bei einer Reihe von Herren, von denen ich annehme, daß ſie ſehr wohl für dieſen Antrag ſtimmen würden, ausſchlaggebend ſein wird für ein Nein, und deswegen möchten wir für dieſe Herren, falls ſie doch den Antrag ablehnen, einen etwas anderen Weg vorſchlagen, der auch ſchon einmal — ich glaube, vor zwei Jahren vor⸗ geſchlagen und erörtert worden iſt: Wenn es Ihnen ſo ſchwer erſcheint, mit einem Mal 80 000 1 in den Etat einzuſetzen, dann machen Sie es doch ähnlich wie bei den Maßnahmen zur Hebung der Volksſchulen und beginnen Sie an einer Stelle, alſo an der unterſten Klaſſe! Sie geben dadurch zu erkennen, daß Sie von Jahr zu Jahr fort⸗ ſchreitend, nach einer Reihe von Jahren, im Maximum nach 8 Jahren, dieſe Regel für ganz Charlottenburg durchgeführt haben wollen. Die Einſetzung einer Summe von etwa 8000 — vor zwei Jahren wurden 7500 ℳ für genügend gehalten, unterdeſſen hat ſich die Stadt vermehrt, es würde ſich jetzt alſo um etwa 8000 ℳ handeln — kann den Etat natürlich in keiner Weiſe um⸗ ſtürzen. Im ſchlimmſten Falle wird eben der Dispoſitionsfonds um 8000 ℳ weniger beziffert. Der Etat bleibt im weſentlichen derſelbe. 8000 ℳ ſind bei einem Etat wie dem der Stadt Charlotten⸗ burg eben keine Summe, über die man vom fi⸗ nanziellen Standpunkte aus erſt noch zu reden notwendig hätte. Wohl aber würden Sie zu er⸗ kennen geben, daß Sie ganz prinzipiell der Maß⸗ nahme der Einführung freier Lernmittel für ſämt⸗ liche Kinder der Volksſchule zuſtimmen wollen, daß Sie aber Bedenken tragen, das mit einem Mal für alle Klaſſen einzuführen, und nun bei der unterſten Klaſſe anfangen wollen. Dann können Sie im nächſten Jahre wieder einige tauſend Mart einſtellen, um auch die demnächſt höhere Klaſſe zu verſorgen uſf. So iſt die. Maßnahme dann in 8 Jahren — allerdings für die Wünſche meiner Freunde viel zu lange, aber doch beſſer, als wenn es 20 Jahre dauert, wenn eben gar nichts geſchieht — durchgeführt. Deswegen haben wir den Eventualantrag geſtellt, falls die Poſition 22 in der jetzigen Form beſtehen bleibt, eine Poſition 23 hinzuzufügen freie Lernmittel für alle Schüler der unterſten Klaſſe der Gemeindeſchulen. Und, meine Herren, über dieſen Eventualantrag beantragen wir na⸗ 196 mentliche Abſtimmung, um zu erkennen, welche der Herren geneigt ſind, ganz prinzipiell dieſen echt freiſinnigen Antrag da, wo er in die Wirk⸗ lichteit überſetzt werden kann, nun auch zu unter⸗ ſtützen. Was nutzen uns denn ſchließlich die ſchönen platoniſchen Beteuerungen, daß ein ſolcher Antrag allen freiſinnigen Grundſätzen entſpricht, daß es aus liberalen Grundſätzen das notwendige Kor⸗ relat der freien Volksſchule iſt, daß auch die Lern⸗ mittel frei ſind, wenn bei der praktiſchen Umſetzung in die Tat die Sache ſchließlich abgelehnt wird? Wir wollen Ihnen alſo Gelegenheit geben, durch Bekenntnis für dieſen Antrag ihr Prinzip auch in die Tat umzuſetzen, und wir bitten Sie, falls Sie zur Annahme des Hauptantrages ſich nicht entſchließen können, dann wenigſtens dieſen Eventualantrag anzunehmen. Stadtſchulrat Dr. Neufert: Meine Herren, zu dem Antrage, noch 8000 ℳin den Etat einzuſtellen, um die Maßnahmen zur Hebung der Volksſchule, welche bisher auf den Weſten Charlottenburgs, auf die Teile weſtlich der Wilmersdorfer Straße, beſchränkt waren, auch dem Oſten zukommen zu laſſen, hat der Magiſtrat natürlich noch nicht Stellung ge⸗ nommen. Die gemiſchte Deputation hat ja erſt vor zwei Tagen getagt. Auch die Schuldeputation hat noch keine Gelegenheit gehabt, dazu Stellung zu nehmen. Ich habe aber keine Veranlaſſung, anzunehmen, daß in der Schuldeputation oder im Magiſtrat grundſätzliche Bedenken gegen die Aus⸗ dehnung auf den Oſten vorhanden ſein werden; wohl aber wird zu prüfen ſein, ob die Mittel dazu ohne weiteres bereit zu ſtellen ſind. Einen Irrtum, der einem der Herrn Vorredner untergelaufen iſt, möchte ich aufklären. Es iſt ſeiner⸗ zeit von der Königlichen Regierung uns nicht zur Bedingung gemacht worden, die Maßnahmen zur Hebung der Grundklaſſen, der Klaſſe VII, auf die ganze Stadt auszudehnen, ſondern das entſpricht einem Antrage der gemiſchten Deputation und der Schuldeputation. Die Gemeindekörperſchaften haben denſelben zum Beſchluß erhoben, und die Königliche Regierung hat darauf zugeſtimmt, ſie hat zugeſtimmt, weil der Punkt nicht in einem engen Zuſammenhange mit den übrigen Maß⸗ nahmen ſtand. Bezüglich der freien Lernmittel ſteht der Ma⸗ giſtrat nach wie vor auf dem Standpunkt des Kompromiſſes. Seinerzeit iſt dieſes Kompromiß geſchloſſen worden, weil es nicht ratſam ſchien, gleichzeitig den Stadtſäckel zu belaſten mit den er⸗ heblichen Ausgaben für die Hebung der Volksſchule nach den Vorſchlägen der Schuldeputation und mit denen für Bewilligung aller freien Lernmittel. Wenn Sie wünſchen, daß jene Maßnahmen zur Hebung der Volksſchule jetzt auch auf den Oſten ausgedehnt werden, ſo wird es ſich erſt recht em⸗ pfehlen, Zurückhaltung zu üben bezüglich des andern Wunſches, und ich möchte Sie darum bitten, auch auf dem Standpunkt des Kompromiſſes Ihrerſeits zu verharren. Stadtv. Hirſch: Meine Herren, wenn ich die Erklärung des Herrn Stadtſchulrates richtig ver⸗ ſtanden habe, ſo nimmt der Magiſtrat zu der Frage der Gewährung freier Lernmittel jetzt einen andern Standpunkt ein. Der Herr Stadt⸗ ſchulrat ſagte, daß bezüglich der Gewährung freier Lernmittel der Magiſtrat auf dem Standpunkt