233 ſind dieſe Umſtände glücklicherweiſe vereinigt: beif ſollte es aber für brauchbar befunden werden, dann dem Neubau läßt ſich ein Unterbau von feſtem Mauerwerk mit Granitpfeilern herſtellen, und das Gebäude liegt hoch und frei und überragt die ganze Umgegend, ſo daß der für die Beobachtung not⸗ wendige Horizont gegeben iſt; ferner iſt Weſtend frei von Fabrikdünſten, ſo daß auch die reine Luft die man für die Beobachtung braucht, vorhanden iſt. Die Koſten ſind allerdings nicht unerheblich; die baulichen Koſten betragen 12 000 ℳ. Dabei iſt aber zu bedenken, daß keine andere höhere Anſtalt in Charlottenburg ein ſolches Obſervatorium be⸗ ſitzt, und es iſt von vornherein, wie die Vorlage zeigt, darauf Bedacht genommen, daß nicht bloß die Schüler des Reformrealgymnaſiums Gewinn davon haben ſollen, ſondern daß auch die anderen Schulen Nutzen davon ziehen können, ſo daß alſo dieſe Aus⸗ gabe als eine Aufwendung zur Förderung der gei⸗ ſtigen Bildung der Schüler der höheren Lehran⸗ ſtalten überhaupt zu betrachten iſt. Für die innere Einrichtung ſind 6500 ℳ. ge⸗ fordert. Davon entfallen 5000 ℳ auf einen Refraktor. Es iſt in der Deputation für die höheren Lehranſtalten davon die Rede geweſen, ob nicht das aſtronomiſche Fernrohr, das ein früheres Mitglied dieſer Verſammlung, Herr Kapitän Hildebrandt, der Stadt zur Verfügung geſtellt hat, für dieſe Zwecke des neuen Obſervatoriums benutzt werden könnte. Es liegt jetzt ungebraucht im Kaſten und tut keine Dienſte. (Zuruf des Oberbürgermeiſters Schuſtehrus.) Der Stifter dieſes Inſtruments würde ſich gewiß ſehr freuen, wenn es in einer ſolchen, für die Jugend höchſt förderlichen Weiſe verwendet werden könnte. Es iſt in der Deputation die Rede davon geweſen, daß geprüft werden möchte, ob dieſes Inſtrument für die Zwecke brauchbar iſt oder nicht, und wenn es brauchbar ſein ſollte, ſo nahm man an, daß es dann dem Reformrealgymnaſium zur Aufbewahrung und Benutzung überwieſen werden könnte. Ich erlaube mir, an den Magiſtrat die Anfrage zu richten, ob eine ſolche Prüfung des Inſtrumentes ſtattgefunden hat und welches Ergebnis dieſe Prüfung gehabt hat. Wir würden eventuell, wenn das Inſtrument gebraucht werden könnte, 5000 ℳ ſparen. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Es iſt das erſte, was ich höre — jetzt von dem Herrn Refe⸗ renten —, daß dieſes Fernrohr, das von Herrn Kapitän Hildebrandt der Stadt geſtiftet worden iſt, für die Sternwarte in Ausſicht genommen worden iſt. Von einer Prüfung des Rohres weiß ich nichts; ich weiß nicht, ob einer der anderen Herren ſie ver⸗ anlaßt hat. Soviel ich aber weiß, iſt das von Herrn Hildebrandt geſchenkte Fernrohr ein ſogenanntes terreſtriſches Fernrohr, wie es auch von der Marine benutzt wird, und meines Wiſſens nicht ausreichend für die Beobachtung von Sternen. Aber das wird ſich ja mit Leichtigkeit feſtſtellen laſſen. Ich kann Ihnen heute Beſtimmtes nicht ſagen; ich habe auch nicht Gelegenheit gehabt, Herrn Kapitän Hilde⸗ brandt, der ja wiſſen muß, wie die Sache liegt, darüber zu befragen. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Hubatſch: Dann wird es ſich vielleicht empfehlen, die anderen Punkte alle zu bewilligen und die Bewiligung, die den Refraktor angeht, in der Weiſe zu faſſen, daß wir ſagen: wenn das Fernrohr nicht für dieſe Zwecke brauchbar iſt, dann bewilligen wir die 5000 ℳ; ſind die 5000 ℳ überflüſſig und können geſpart werden. Ich meine alſo, daß wir die Bewilligung als eine bedingte ausſprechen: für den Fall, daß das vorhandene Fernrohr nicht für die Zwecke, für die es genommen werden ſoll, geeignet iſt, ſollen 5000 ℳd bewilligt werden. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Übrigens ſehe ich aus dem Referate des Herrn Bericht⸗ erſtatters, daß der Rathausturm noch nicht die Ehre gehabt hat, ihn oben bei ſich begrüßen zu dürfen. Wenn er oben geweſen wäre, ſo würde er geſehen haben, daß das Fernrohr nicht im Kaſten liegt, ſondern oben auf dem Rathausturm aufgeſtellt iſt und denjenigen Beſuchern des Rathausturms, welche ſich für die Umgegend intereſſieren, zur Verfügung ſteht. Es würde mich ſehr freuen, wenn ſich der Herr Referent perſönlich hinaufbemühen und den äußerſt intereſſanten Ausblick in die Um⸗ gegend vom Turm aus genießen möchte. (Heiterkeit.) Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, ge⸗ ſtatten Sie mir, meiner ganz beſonderen Freude darüber Ausdruck zu geben, daß eine Anregung, die ich vor zwei Jahren im Etatsausſchuß zu machen mir erlaubt habe, in der Vorlage des Magiſtrats ihre Ver⸗ wirklichung gefunden hat. Damals fand die Sache noch recht ſtarke Gegnerſchaft, auch ſeitens des Magiſtrats. Ich freue mich ganz beſonders, daß jetzt der Magiſtrat die Initiative ergriffen hat auf Grund der Vor⸗ ſchläge des Herrn Gymnaſialdirektors, eine kleine Sternwarte in Charlottenburg ein⸗ zurichten. Ich freue mich auch namentlich darüber, daß in dieſer Vorlage ein gewiſſer Wert auf die praktiſche Erziehung der Kinder gelegt wird, daß die Sternwarte nicht nur dazu dienen ſoll, hübſche Bilder am Himmel zu zeigen, ſondern auch dazu, praktiſch die jungen Leute in die Orts⸗ und Zeit⸗ beſtimmung einzuführen. Ich möchte wünſchen, daß dieſer Plan, der ſich zum großen Teil auf die Ort⸗ und Zeitbeſtimmung am Lande bezieht, noch dahin erweitert wird — ſoweit nicht dieſes Ziel ſchon in Ausſicht genommen iſt —, daß auch Or ts⸗ und Zeitbeſtimmungen zu Waſſer berückſichtigt werden. Ich glaube, die Navi⸗ gation den jungen Leuten beizubringen, ihnen zu erklären, wie es die Schiffe überhaupt fertig bringen, im Waſſer ſicher vorwärts zu kommen und den richtigen Hafen zu erreichen, das läßt ſich bei dieſer Gelegenheit in Anknüpfung an die Stern⸗ warte außerordentlich gut demonſtrieren. Es be⸗ darf nur ganz geringfügiger Mittel, wie eines Kompaſſes, eines Logs, einiger Seekarten uſw., um das noch ergänzend anzufügen. Ich möchte glauben, daß meine Anregung genügen wird, um die betreffenden Leiter der Anſtalt zu veranlaſſen ihr Augenmerk darauf zu richten. Ganz beſonders wünſchenswert iſt es auch, wie es vorgeſehen iſt, daß den Schülern anderer Lehr⸗ anſtalten die Sternwarte zugänglich gemacht werden ſoll. Ich möchte mir aber noch den Vor⸗ ſchlag erlauben, daß die Stadt oder das Gymnaſium oder mehrere der höheren Schulen Mitglieder der Verein igung der Freunde der Aſt rono mie und kos miſchen Phyſik werden. An der Spitze dieſer Vereinigung ſteht Herr Profeſſor Dr Förſter, der frühere Direk⸗ tor der Berliner Sternwarte, und mehrere andere