namhafte Gelehrte. Die Vereinigung gibt den Laien, den Freunden der Aſtronomie, die Intereſſe an dieſer Wiſſenſchaft haben, gewiſſe Anhaltspunkte, wie ſie Beobachtungen machen können. Auch die mathematiſchen und phyſikaliſchen Lehrer, deren viele dem Verein ſchon angehören, werden dort die Fragen, die ſie etwa zu ſtellen haben, am beſten beantwortet erhalten. Ferner möchte ich bemerken, daß ich keinen An⸗ ſtand nehmen würde, die gan ze Vorlage ſofort zu bewilligen. Soviel mir bekannt, iſt das Fernrohr, das der frühere Kollege Hildebrandt geſtiftet hat, nur ein kleines Inſtrument, ich glaube, 3/⅛ zöllig; das kann den Refraktor, von dem hier die Rede iſt nicht erſetzen. Da hier ein Betrag von 5000 ℳ in Ausſicht genommen iſt, ſo muß das ein erheblich größeres Inſtrument ſein, an das man gedacht hat, etwa ein Sechszöller, der auch für dieſe Zwecke nur paſſend iſt. Ich würde meinen, daß wir ruhig die ganze Vorlage heute annehmen können. Der Hildebrandtſche Refraktor wird eventuell eine wert⸗ volle Ergänzung des Inventars bilden, wenn man. nicht vorzieht, ihn auf dem Rathausturm zu laſſen. Ich glaube, über dieſen Punkt wird Herr Kollege Borchardt noch etwas Näheres zu ſagen haben. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren,auchmeine Freunde haben gar kein Bedenken, die Vorlage in vollem Umfange jetzt bereits zu bewilligen und dieſen Hildebrandtſchen Refraktor, wenn er dort zur Auf⸗ ſtellung kommen ſoll, nur als Ergänzung der Ein⸗ richtung aufzufaſſen. Aber ich war etwas über die Aufklärung erſtaunt, die uns der Herr Oberbürger⸗ meiſter über die Aufſtellung dieſes Fernrohres gab. Als Herr Kollege Hubatſch ſagte, das Fernrohr liege unbenutzt im Kaſten, rief der Herr Ober⸗ bürgermeiſter dazwiſchen: nein, es ſteht auf dem Rathausturm! — und er erklärte uns ja auch, daß er mit Bedauern aus der Unkenntnis des Herrn Kollegen Hubatſch entnommen habe, daß Kollege Hubatſch den Rathausturm noch nicht beſtiegen hat. Nun, meine Herren, ich war bereits mehrmals auf dem Rathausturm und habe jedesmal, wenn ich oben war, Veranlaſſung genommen, mich nach dem Fernrohr zu erkundigen. (Hört! hört! und Heiterkeit.) Zu jener Zeit, als ich auf dem Rathausturm war, war das Fernrohr aber jedenfalls nicht da. Ich habe dann ſpäter mich nach dem Fernrohr bei An⸗ geſtellten des Rathauſes erkundigt, zunächſt beim Pförtner, und da ich eine genügende Auskunft nicht bekam, ſo richtete ich ein Schreiben an den Magi⸗ ſtrat, zu jener Zeit, als der Mars in beſonderer Erdnähe ſtand, wobei ich darauf aufmerkſam machte, daß der Stiftungszweck ja gerade deshalb die Aufſtellung auf dem Rathausturm ſei, um die Zugänglichmachung an die Bürger Charlotten⸗ burgs zu ermöglichen, und anfragte, ob das Fern⸗ rohr auf dem Rathausturm aufgeſtellt ſei oder wann es dort aufgeſtellt werden würde, und ob es zur Beobachtung zur Verfügung ſtehe. Es tut mir leid, meine Herren, daß ich die Antwort, die ich betam, nicht zur Hand habe, um ſie verleſen zu kömnen. Nach meiner Erinnerung, die darin mich kaum täuſcht, lautet ſie etwa ſo, daß das Fernrohr, um es vor Schaden zu bewahren, (Heiterkeit) eingeſchloſſen iſt, (große Heiterkeit) 234 „ſches Fernrohr handelt. daß dagegen der Erfüllung des Wunſches, das Fern⸗ rohr jemand, der vorher darum einkommt, (erneute Heiterkeit) auf dem Rathausturm zur Verfügung zu ſtellen, nichts im Wege ſtände. Es müßte eine Eingabe ge⸗ macht werden, um den Rathausturm beſteigen zu können — freilich ging man dabei von der Voraus⸗ ſetzung einer nächtlichen Beſteigung aus —, und es wurde noch weiter darauf aufmerkſam gemacht, daß die Beſteigung auf die Gefahr deſſen erfolgen müſſe, der den Rathausturm zur Nachtzeit beſteigen wolle. — Ich habe daraus die Vermutung ent⸗ nommen, daß es ſich in der Tat um ein aſtronomi⸗ Ich habe ſelber es noch nicht zu Geſicht bekommen. Die Antwort ließ aber doch erkennen, daß derjenige, der ſie geſchrieben hat, auch von der Vermutung ausging, es handle ſich um ein aſtronomiſches Fernrohr. Wenn es ſich um ein terreſtriſches Fernrohr handeln ſollte, ſo würde ja auch ein ſolches nicht ungeeignet ſein, eventuell zur Beobachtung von Geſtirnen zu dienen. Es würde aber immerhin eine Aufſtellung auf dem Rathausturme zur Beobachtung der Umgegend auch am Tage ſich nicht gerade als ganz unnötig herausſtellen. Wenn dagegen die Beſteigung des Rathausturmes mit beſonderen Schwierigkeiten verknüpft wäre, ſo würde zweifellos die Unter⸗ bringung auch eines terreſtriſchen Fernrohres auf der an dem Reformrealgymnaſium geplanten Sternwarte empfehlenswerter ſein als auf dem Rathausturm Im Zuſammenhang damit möchte ich dem Magiſtrat zu erwägen geben, ob es ſich nicht viel⸗ leicht ermöglichen ließe, eine ſolche Schulſternwarte zu gewiſſen Zeiten auch einem weiteren Publikum zur Verfügung zu ſtellen. Es würde, glaube ich, dadurch eine ſtärkere Benutzung auch dieſes Inſtru⸗ mentes ſtattfinden, als wenn es lediglich auf dem Rathausturm ſteht. Freilich würde die Einwilli⸗ gung des Stifters dazu erforderlich ſein; aber ich zweifle nicht daran, daß Herr Kapitän Hildebrandt nichts dagegen einzuwenden haben würde, wenn das Fernrohr vom Rathausturm nach dem Obſer⸗ vatorium auf Weſtend übergeführt würde, voraus⸗ geſetzt, daß es inzwiſchen wirklich auf dem Rathaus⸗ turm aufgeſtellt iſt, woran ich trotz der Erklärung des Herrn Oberbürgermeiſters — falls es der Herr Oberbürgermeiſter nicht ſelbſt bereits geſehen hat — (Heiterkeit) einen leiſen Zweifel habe. (Große Heiterkeit.) Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Ja, meine Herren, mit dem Fernrohr hat entweder Herr Dr Borchardt Pech gehabt oder ich. Ich kann verſich ern, daß von mir die Verfügung getroffen worden iſt,das Fernrohr auf dem Rathausturme aufzuſtellen, und daß ich es dort mehrmals aufgeſtellt geſehen habe. Von der Verfügung, die an Herrn Dr Borchardt er⸗ gangen iſt, weiß ich nichts. Ich kann mir nur denken, daß das Schreiben in meiner Abweſenheit an ihn ge⸗ richtet worden iſt, und daß vielleicht während meiner Krankheit, die mich ja faſt 6 Monate dem Dienſte ferngehalten hat, eine Abänderung der Ver⸗ fügung — gewiß aus Gründen, die praktiſch ge⸗ weſen ſind — getroffen worden iſt. So erklärt ſich vielleicht die Divergenz. —Ich habe ſchon nach den Akten geſchickt; daraus wird ja hervorgehen, wie die Sache bezüglich der Aufſtellung ſteht.