zu wenig Rückſicht genommen iſt. Wir müſſen da⸗ rum fordern, daß hinſichtlich der Arbeiterlöhne den Wünſchen der Arbeiter, die ja ebenſo lange der Stadtverordnetenverſammlung, ſicher aber dem Magiſtrat bekannt worden ſind — genau ſo lange, wie die Wünſche der Beamten vorliegen —, mehr Rechnung getragen wird, als es hier auf den erſten Anblick zum Ausdruck kommt Wenn im erſten Abſatz des Antrages davon ge⸗ ſprochen wird, daß eine Reviſion ſämtlicher Ge⸗ hälter und Löhne vorzunehmen iſt, ſo könnte man ja im großen und ganzen ſich damit begnügen. Aber uns ſteigen Bedenken auf. Wir, und jeden⸗ falls die ſtädtiſchen Arbeiter mit uns, werden uns mit dem Antrage, der den Arbeitern nur ein Ver⸗ ſprechen dahin gibt, daß eine Erhöhung der Löhne ſtattfinden ſoll, nicht ſo ohne weiteres zufrieden geben. Die Wünſche und die vollkommen be⸗ rechtigten Anſprüche der ſtädtiſchen Arbeiter gehen über das Verlangen eines derartigen Verſprechens bei weitem hinaus: ſie wollen nicht nur eine Er⸗ höhung der Löhne, ſondern vor allen Dingen eine Modifikation der Lohnzahlung haben; ſie wollen namentlich dort, wo ihnen jetzt Tage⸗ reſp. Stun⸗ denlöhne gezahlt werden und bisher gezahlt worden ſind, vor allen Dingen die Erſetzung dieſer Lohn⸗ zahlungsmethode durch die Einführung der Wochen⸗ löhne haben. Die Forderungen der Arbeiter gehen noch weiter: ſie wollen nicht nur Wochenlöhne haben, ſondern ſie ſtehen, meiner Anſicht und der Anſicht meiner Freunde nach mit vollem Recht, auf dem Standpunkt, daß ihnen ſo gut wie den Be⸗ amten eine gewiſſe Garantie auf ſteigende Löhne, eine ſtalenmäßige Aufbeſſerung der Löhne gewährt werden muß. Es geht nicht gut an, daß man bei den fortwährenden Reviſionen des Normaletats bei der Aufbeſſerung der Gehälter der Beamten immer nur den Beamten eine Skala ſichert. Die Arbeiter haben ſchon vor Wochen, ja vor Monaten wiederholt an den Magiſtrat und, wenn ich nicht irre, auch an die Stadtverordnetenverſammlung durch Petitionen das Erſuchen gerichtet, daß auch ſie eine fünfjährige Lohnſkala haben wollen mit jährlich oder zweijährig ſich erneuernden Auf⸗ ſchlägen. Sie fordern dann in dritter Linie einen entſprechenden Lohnaufſchlag für Überſtunden und Feiertagsarbeit. Nicht zum letzten gehen ja auch ihre Wünſche darauf hinaus — darüber wurde ja ſchon bei der diesjährigen Etatsberatung des näheren geſprochen, und die Angelegenheit fand auch in gewiſſem Sinne ihre Beantwortung durch Herrn Bürgermeiſter Matting —, daß ſie eine größere Sicherung und Verbeſſerung der Ruhe⸗ gehaltsbezüge verlangen. Ferner iſt durchaus ver⸗ ſtändlich, daß ſie in inniger Verbindung mit allen dieſen Wünſchen die Einführung einer wirklich liberalen Arbeitsordnung und ſolcher Arbeiteraus⸗ ſchüſſe verlangen, wie ſie eben den modernen An⸗ ſprüchen entſprechen. Ich weiß ja, daß namentlich die Herren vom Magiſtrat, vielleicht auch ein Teil der Herren Stadt⸗ verordneten, dieſe Wünſche der Arbeiter nicht ſo ohne weiteres anerkennen werden. Wir haben ja auch im Ausſchuß ſchon hören müſſen, daß der Magiſtrat gegen dieſe Wünſche der Arbeiter verſchiedene Bedenken vorgebracht hat. So hat Herr Bürger⸗ meiſter Matting im Ausſchuß behauptet, daß im großen und ganzen Wochenlöhne gezahlt werden. Ich weiß nicht, inwiefern da ein Irrtum des Herrn 240 — Bürgermeiſters vorliegt. Es iſt doch bekannt, daß einem gewiſſen Teil der Arbeiter Stundenlöhne reſp. Tagelöhne gezahlt werden, und daß dieſe Form der Zahlung dadurch ſehr nachteilig auf die Arbeiter zurückwirkt, weil ihnen bei dieſer Lohn⸗ zahlungsmethode auch alle die ihnen ohne ihr Ver⸗ ſchulden ausgefallenen Arbeitsſtunden ohne weiteres vom Lohne abgezogen werden. Ich meine, wenn auf der einen Seite die Stadt als Arbeitgeberin von den ſtädtiſchen Arbeitern verlangt, daß ſie im Not⸗ falle, eventuell auch in weniger notwendigen Fällen, eine Überſtunde gratis leiſten müſſen, dann werden die Arbeiter um ſo weniger der Stadt darin nach⸗ geben dürfen, daß nun die Stadt ihnen auch die Bezahlung der Stunden vorenthält, die ohne Ver⸗ ſchulden der Arbeiter in der Arbeitszeit ausfallen. Und dann handelt es ſich auch für uns darum, daß nicht nur die feſtangeſtellten Arbeiter, abgeſehen von jenen, die ja Monatslöhne beziehen, Wochen⸗ löhne bekommen, ſondern daß auch die Hilfs⸗ und Gelegenheitsarbeiter nach Möglichkeit von der Stadt in der Form von Wochenlöhnen bezahlt und entſchädigt werden. Wir haben ja auch im Ausſchuß gehört, daß dieſe allgemeine Beſtimmung ſich gegenüber der Arbeiterſchaft nicht gut durchführen laſſen würde, die Stadt befinde ſich der Arbeiterſchaft gegenüber nicht in derſelben Lage wie zur Beamtenſchaft, ſondern die Stadt als Beſitzerin induſtrieller Etabliſſements müſſe in gewiſſen Grenzen Rückſicht nehmen auf die Verhältniſſe des allgemeinen Ar⸗ beitsmarktes. Eine Notwendigkeit, daß die Stadt das tun müſſe, vermögen weder meine Freunde, noch vermag ich es einzuſehen. Dieſe Rückſichtnahme auf den allgemeinen Arbeitsmarkt iſt durchaus nicht notwendig, ſie kann umſomehr außer acht gelaſſen werden, als es ſich die Stadt, unſerer Auffaſſung nach, angelegen ſein laſſen müßte, ſich einen feſten Arbeiterſtamm heranzubilden reſp. ihn ſich zu er⸗ halten. Und wenn das das ernſte Bemühen der Stadt als Arbeitgeberin iſt, dann iſt ſie auch den Schwankungen auf dem Arbeitsmarkte nicht in der Weiſe unterworfen, wie dies im allgemeinen be⸗ fürchtet wird. In der vorigen Plenarſitzung ſagte auch der Herr Bürgermeiſter, als er ſeine Erklärung zur Reviſion des Normaletats abgab: „Wir können ſelbſt bei der Reviſion des Normaletats nicht die Klagen der ſtädtiſchen Arbeiter herausgreifen, weil die momentan wirtſchaftlichen und allgemeinen Verhältniſſe eine Notwendigkeit dafür nicht an⸗ erkennen laſſen“. Das iſt doch ſchließlich nur ſo aus⸗ zulegen: Wir haben momentan keine wirtſchaft⸗ lich günſtige Konjunktur, die Arbeiterlöhne ſind eher niedriger als höher geworden, ergo würde die Stadt gar nicht einmal günſtig fahren, oder ſie würde in ihrem Intereſſe nicht beſonders geſcheit handeln, wenn ſie unter Nichtachtung der allge⸗ meinen wirtſchaftlichen Verhältniſſe jetzt den ſtäd⸗ tiſchen Arbeitern die Löhne aufbeſſern wollte. — Ich meine, dieſe Auffaſſung könnte man aus der Erklärung des Herrn Bürgermeiſters ſchlußfolgern. — Der Herr Bürgermeiſter ſchüttelt mit dem Kopf; dann erkläre ich mich einverſtanden damit und bin dadurch angenehm überraſcht. Meine Herren, die Anforderungen, die wir an die Stellung der Stadt zu ihrem induſtriellen Betriebe ſtellen, ſind höher, als der Magiſtrat ſie zu ſtellen ſcheint. Wir wollen nicht, daß ſtädtiſche Betriebe ohne weiteres nur gewinnbringende