Gehalt des Familienvaters nicht aus, dann muß auf hin, daß es dem er zum Bittgeſuch greifen. Magiſtrat ſowohl wie Stadtverordnetenverſammlung haben in ſehr gene⸗ röſer Übung ſolche Bittgeſuche noch niemals ab⸗ geſchlagen, ſondern immer gern und freudig be⸗ willigt. Aber gerade Ihre liberale Fraktion, deren Majorität Herr Dr Crüger in ſeiner letzten Rede vertrat, hat vor gar nicht kurzer Zeit hier geäußert, es ſei anzuſtreben, daß dieſe beſchämenden Bitt⸗ geſuche doch den Beamten erſpart werden — es war bei der erſten Beſprechung über den Normaletat in voriger Sitzung —; wir ſollten den Normaletat ſo geſtalten, daß die Beamten von der beſchämenden Einreichung von Bittgeſuchen befreit werden kön⸗ nen. Nun, ich meine, auf Grund der Tatſachen, die ich Ihnen gegeben habe, daß gerade die Ge⸗ währung von Familienzulagen vielleicht der richtige Weg wäre, dieſen von der liberalen Fraktion ge⸗ wünſchten Gedanken zur Ausführung zu bringen. Ich möchte auch noch auf die Statiſtit, die Herr Dr Crüger angeführt hat, ganz kurz eingehen. Er ſagt: von den 2636 auf Privatdienſtvertrag beſchäftigten Perſonen und Arbeitern haben nur 217 mehr als 3 und nur 96 mehr als 4 Kinder. Ja, das ſtimmt. Aber er muß auch die anderen Zahlen anführen. Es handelt ſich nicht bloß um die Perſonen, die 4 und 5 Kinder haben, ſondern auch um die, die weniger haben, und da ſtellt ſich die Sache ganz anders. 1 Kind haben 605 Familien, 2 Kinder 513 und 3 Kinder 278. Dieſe ſollen doch auch bei den Familienzulagen berückſichtigt werden. Ich betone noch einmal, um nicht mißver⸗ ſtanden zu werden: alles, was ich geſagt habe, habe ich nur deshalb angeführt, um Ihnen zu zeigen, daß doch auch viele Gründe für die Familienzulagen ſprechen, und daß Sie uns doch die Prüfung der Frage nicht abſchneiden möchten. Z3war in die Prüfung können wir ja immer eintreten; aber es iſt für uns doch ſehr viel ſchwieriger, wenn Sie heute ſchon irgendwie Stellung genommen haben. Nehmen Sie, dem Wunſche des Herrn Dr Crüger entſprechend, keine Stellung für die Familien⸗ zulagen, aber ich bitte Sie, nehmen Sie auch keine Stellung gegen die Familienzulagen. Sie ſehen ja doch, man muß die Sache wirklich eingehender, auf Grund umfangreicheren Materials prüfen, als es das war, das dem Ausſchuß und Ihrer Fraktion bei den letzten Beſchlüſſen zu Gebote geſtanden hat. Ich bitte Sie alſo, den Beſchluß des Ausſchuſſes dahin zu erläutern, daß die Frage der Gewährung der Familienzulagen nach dem Willen der Stadt⸗ verordnetenverſammlung nur überhaupt geprüft, nicht dahin, daß eine Stellung dafür eingenommen werden ſoll. Vorſteher Kaufmann: Damit keine mißver⸗ ſtändliche Auffaſſung aufkomme, muß ich dem Herrn Oberbürgermeiſter gegenüber feſtſtellen, daß nicht eine Magiſtratsvorlage Anlaß unſerer Beratung iſt, ſondern ein Magiſtratsbeſchluß, von dem uns Herr Bürgermeiſter Matting informatoriſch in der letzten Sitzung Kenntnis gegeben hatte. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, wir ſind wohl alle darüber einig, daß wir, wie Herr Kollege Crüger ſchon betont hat, durch die Ver⸗ tagung der Beamtenbeſoldungsvorlagen im Reiche und im Staate in eine ſchwierige Lage gekommen ſind. Ich möchte aber einige Worte des Herrn Kollegen Crüger noch unterſtreichen. Er wies dar⸗ 251 Magiſtrat nicht möglich ſein würde, bei der von ihm beabſichtigten Aufſtellung des Normaletats im Mai oder bis zum Herbſt die im Reiche oder im Staate Preußen geplante Regelung der Verhältniſſe zu berückſich⸗ tigen, und er hob ganz richtig hervor, allerdings nur andeutungsweiſe, daß wir gar nicht umhin können würden, den Normaletat, der uns nunmehr in einem Viertel⸗ oder halben Jahre vorgelegt werden wird, nochmals zu revidieren. Meine Herren, ich möchte dies hier noch klarer zum Aus⸗ druck bringen. Es iſt leider in dem Ausſchuſſe von dieſer Sache nicht ſo eingehend geſprochen worden, wie man es vielleicht hätte tun können. Die Auf⸗ faſſung, in der wir uns, glaube ich, beide in Über⸗ einſtimmung befinden, hätte eigentlich dazu führen ſollen, die Frage eingehend zu diskutieren, ob wir nicht eine definitive Regelung des Normaletats gewiſſermaßen zweimal vornehmen ſollen, o bwir nicht die fünfjährige Periode des Normaletatsvonvornhereinfallen laſſen und den Magiſtrat bitten, er möge uns möglichſt im Mai einen Normaletat vorlegen, von dem wir nur eine etwa zweijährige Geltung annehmen; dannkönnenwirdengeregelten Ver⸗ hältniſſen im Reiche, in Preußen undindenanderen Kommunen Rech⸗ nungtragen. Ich glaube, ſo wird es kommen, und es iſt richtiger, das hier klar auszuſprechen, als es nur anzudeuten und dadurch vielleicht die Beamten in zu weitgehende Hoffnungen zu wiegen oder auch bei ihnen Befürchtungen zu erregen, die eine gewiſſe Berechtigung haben. Meine Herren, es iſt anderſeits klar, daß uns die Teuerungszulagen, die wir unter allen Umſtänden gewähren wollen, nicht feſtlegen dürfen, ſei es für einen zweijährigen, ſei es für einen fünf⸗ jährigen Normaletat, d. h. daß die Höhe der Teu⸗ rungszulagen bei jeder Beamtenkategorie unter dem Minimum bleiben muß, das der Normaletat voraus⸗ ſichtlich für dieſe Kategorie bringen wird. Dieſer Geſichtspunkt hat es ja bewirkt, daß der Ausſchuß weitergehenden Anträgen, als ſie in der Litera a formuliert ſind, ſeine Zuſtimmung nicht hat geben können. Der Tendenz nach kann ich mich nur voll⸗ kommen mit dem Hauptantrag unter a einver⸗ ſtanden erklären; meine Freunde werden durchaus für ihn ſtimmen. Der Herr Bürgermeiſter hat ſchon darauf hingewieſen, daß der Antrag eine prozentuale Abſtufung enthält; er ent⸗ ſpricht bei 5000 ℳ einer 6 prozentigen, bei 6000 ℳ einer 5 prozentigen und bei 7500 M einer nur 4 prozentigen Erhöhung. Vergegenwärtigt man ſich das, ſo kommt man doch zu einem andern Schluß als Herr Kollege Zietſch in ſeiner Rede. Nun hat ſich die Debatte heute weſentlich auf die Frage der Familienzulagen zugeſpitzt, und da kann ich mich allerdings mit dem Herrn Kollegen Crüger durchaus nicht einverſtanden er⸗ klären. Ich muß aber betonen, daß in dieſer Frage wie ſeine Fraktion, auch meine kleine Fraktion no geteilt iſt, wie wahrſcheinlich die ganze Beamten⸗ ſchaft darüber geteilter Anſicht ſein wird. Meine Herren, ich glaube, der Herr Oberbürgermeiſter hat vollkommen recht, daß wir uns mit der Annahme dieſes letzten Abſatzes heute durchaus noch nicht auf Familienzulagen feſtlegen. Ich perſönlich würde gar keine Bedenken gehabt haben, das zu tun. Ich habe aber dieſen meinen Wunſch ganz einfach aus dem Grunde zurückſtellen müſſen, weil wir durch