Vorſteher⸗Stellvertr. Dr. Hubatſch: Es tut mir leid, daß ich Ihnen das Wort nicht mehr geben kann. Der Herr Berichterſtatter ſagt, in der vor⸗ liegenden Form könne er den Antrag nicht mehr aufrecht erhalten, weil durch die Ereigniſſe der Text überholt worden iſt. Er hatte geſagt: den Magiſtrat zu erſuchen, bei der zuſtändigen Juſtizverwaltungsbehörde anzuregen, ob ſich für Charlottenburg als Teil von Groß⸗Berlin die Einführung eines Jugendgerichtshofes empfiehlt. Ich würde vorſchlagen, den Text abzukürzen und einfach zu ſagen: Der Magiſtrat wird erſucht, für Einführung eines Jugendgerichtshofes in Charlottenburg einzutreten. Wenn Sie damit einverſtanden ſind, ſtelle ich den Antrag in dieſer Form zur Abſtimmung. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Ich darf wohl feſtſtellen, daß dies einſtimmig beſchloſſen iſt. Punkt 14 der Tagesordnung: Antrag des Stadtv. Dr. Stadthagen und Gen. betr. Waldſchutzbeſtrebungen. — Druckſache 194. Der Antrag lautet: Der Magiſtrat wolle in Erwägung ziehen, in welcher Weiſe die Beſtrebungen des Ber⸗ liner Waldſchutzvereins von Char⸗ lottenburg f zweckmäßig unterſtützt werden können. Antragſteller Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, im Juli des Jahres 1906 hat der Berliner Waldſchutzverein an unſeren Magiſtrat einen Antrag gerichtet, ſeinen Beſtrebungen ſich wohlwollend gegenüberzuſtellen. Er hat auf die vielen Aufgaben hingewieſen, die der Tätigkeit des Vereins harrten. Er ſchreibt darin unter anderem: Ein Teil der Wälder um Berlin hat ſeine Grasnarbe völlig verloren, ein nur geringer Teil hat noch Untergrün in Farn und Wach⸗ older; der Reiz des Waldes iſt außerordent⸗ lich gefährdet. Die Verwandlung der Wälder in eine nur gelegentlich durch Waldgrün unter⸗ brochene Schantwirtſchaft nimmt bedenklich zu; der Verſtaubung des Waldes durch Auto⸗ mobile wird wehrlos zugeſehen. Es ſind damit einige Ziele angegeben. Dieſe Ziele ſollen erreicht werden durch praktiſche Maßnahmen, die Hand in Hand mit der Forſtbehörde vorgenommen werden, und durch Propaganda und Erziehung. Durch letzte wollen wir in erſter Reihe auf die Schulen wirken und hoffen dadurch, daß wir die Jugend immer wieder darauf hinweiſen und dazu zu erziehen verſuchen, die perſön⸗ liche Bequemlichkeit dem allgemeinen Inter⸗ eſſe gegenüber gering oder gar nicht zu achten, eine nicht zu unterſchätzende Arbeit für das Gemeinwohl zu leiſten. Nachdem nunmehr von miniſterieller Seite dem Verein jede För⸗ derung zugeſagt iſt, wenden wir uns an die Gemeinden Der Verein bittet dann zum Schluß die Stadt⸗ verwaltung von Charlottenburg, ſeinen Beſtre⸗ bungen: 1. durch Billigung ſeiner Tätigkeit an den Schulen und Förderung von der Schulver⸗ waltung aus, 2. durch eine jährliche finanzielle Unterſtützung entgegenkommen zu wollen. Meine Herren, auf dieſen Antrag hat, wie einigen von Ihnen vielleicht aus der Verhandlung im März v. I. bekannt ſein wird, der Waldſchutz⸗ verein eine befriedigende Antwort nicht bekommen. Der Magiſtrat hat ihm, ſoviel mir bekannt iſt, ge⸗ antwortet, daß Fonds nicht zur Verfügung ſtänden. In den Schulen ſcheint der mitgegebene Aufruf auch nicht weiter Verbreitung gefunden zu haben. Meine Herren, am 10. Januar dieſes Jahres fand eine allgemeine Verſammlung des Berliner Wald⸗ ſchutzvereines ſtatt, zu der auch unſer Magiſtrat, wie mir mitgeteilt iſt, eingeladen war; auch daran wurde von unſerer Seite nicht teilgenommen, und die Herren haben ſich naturgemäß über das geringe Intereſſe, das gerade die Kommune Charlottenburg ihren Beſtrebungen entgegenbrächte, gewundert. Meine Herren, ich habe jetzt, bevor nunmehr ein neuer Antrag an uns eingegangen iſt, mit vielen Herren von allen Fraktionen den Antrag geſtellt, daß der Magiſtrat in Erwägung ziehen möge, in welcher Weiſe die Beſtrebungen des Ber⸗ liner Waldſchutzvereines von Charlottenburg zweckmäßig unterſtützt werden können. Auf die hohe Bedeutung, die die ganze Frage ganz beſonders für unſere Kommune hat, hinzu⸗ weiſen, erübrigt ſich wohl in unſerer Verſammlung. Nur darauf möchte ich hinweiſen, daß der Ber⸗ liner Waldſchutzverein es verſtan⸗ den hat, das Intereſſe der Staats⸗ behörden, die ja weſentlich bei der Frage mit⸗ zuſprechen haben, zu erwecken, und daß er, ſo viel mir mitgeteilt worden iſt, in vollem Ein⸗ vernehmen mit der Forſtbehörde, in vollem Ein⸗ vernehmen mit dem Miniſterium für Landwirtſchaft und Domänen arbeitet — vorbehaltlich der Zu ſtimmung des Herrn Finanzminiſters in Preußen. Der Verein hat es weiter verſtan⸗ den, ſeine Ziele auch nicht zu eng zu begrenzen. Er hat ſich nicht darauf be⸗ ſchränkt, etwa zu ſagen: der Grunewald muß er⸗ halten werden; nein, er geht von viel weiteren Geſichtspunkten aus; er ſagt: die Wälder in der Nähe der größeren Städte — der kleineren Städte, glaube ich, auch — müſſen erhalten werden im Intereſſe der Geſundheit unſeres Volkes. Meine Herren, wir haben, glaube ich, alle Urſache, ihm dafür dankbar zu ſein und ihm entgegenzukommen. Der Verein hat auch, glaube ich, in richtiger Weiſe erkannt, daß es bei der jetzigen Viel⸗ geſtaltigkeit der Kommunen in Groß⸗ Berlin, bei der noch nicht erreichten Herſtellung eines Zweckverbandes etwa für alle möglichen Sachen wohl gerade ſeine Aufgabe ſein würde, als eine Zentralſtellle vermittelnd zwiſchen den verſchiedenen Kommunen einzugreifen für die Erhaltung, für die Scho⸗ nung und für die Verſchönerung unſeres Grune waldes. Der Waldſchutzverein hat nun, nachdem jetzt das dritte Jahr ſeiner Tätigkeit begonnen hat, an den Magiſtrat ſowohl wie an die Stadtverordneten⸗ verſammlung einen neuen Antrag geſtellt, in dem