2 E Geſetze nicht beſſer ſind, iſt höchſt bedauerlich. Vielleicht wären ſie beſſer geworden, wenn die Herren Sozialdemokraten bei den letztvergangenen Landtagswahlen ſich gegenüber uns Freiſinnigen etwas anders geſtellt hätten. (Oho! bei den Sozialdemokraten.) Stadtv. Zietſch: Wenn ich keinen Vorſchlag gemacht haben ſollte, ſo kann das nur auf einem Irrtum beruhen, entweder meinerſeits oder der übrigen Herren der Verſammlung. Ich habe nur geſagt: ich will nicht zu einem Konflikt drängen. Wir haben auch heute keine beſonderen Vorſchläge zu machen, da ſich erſt der Wahlausſchuß mit der Angelegenheit zu beſchäftigen haben wird. Ich kann aber ohne weiteres verraten, daß die Mit⸗ glieder meiner Fraktion im Wahlausſchuß wieder unſeren Kollegen Dr Borchardt vorſchlagen werden. Dann werden Sie ſich zweifellos auf den Stand⸗ punkt ſtellen, daß Sie eben als nicht eigenſinnige Leute Herrn Dr Borchardt in ſeiner Kandidatur nicht wieder unterſtützen werden, ſondern zum „Segen der Charlottenburger Gemeinde“ einen anderen vorſchlagen werden. (Sehr richtig! bei den Liberalen.) Es iſt ja zutreffend, wenn Sie ſagen, daß Sie das Recht, die Schuldeputation nach Ihrem Willen zu beſetzen, nicht mehr beſitzen, und daß Sie deshalb das Recht nicht mehr verteidigen wollen. Was man nicht beſitzt, kann man nicht verteidigen. Wenn Herr Kollege Spiegel meint, das Geſetz würde vielleicht etwas beſſer geworden ſein, wenn wir Sozialdemokraten uns bei der letzten Landtags⸗ wahl entgegenkommender gegenüber den Frei⸗ ſinnigen gezeigt hätten, ſo kann ich ſagen, daß es im Reichstag keine Blockära geben würde und im Reiche anders ausſehen würde, wenn die Frei⸗ ſinnigen bei der letzten Reichstagswahl ſich nicht ganz von den Sozialdemokraten abgewendet und ſich nicht mit Haut und Haaren den Konſervativen verſchrieben hätten. (Rufe bei den Liberalen: Wo denn?!) Stadv. Dr. Stadthagen: Ich möchte nur eine perſönliche Bemerkung gegenüber Herrn Kollegen Zietſch machen. 84 Vorſteher⸗Stellvertr. Dr. Hubatſch (unter⸗ brechend): Das können Sie doch erſt, wenn die Diskuſſion geſchloſſen iſt; dann werden die perſön⸗ lichen Bemerkungen gemacht. Stadtv. Dr. Stadthagen (fortfahrend): Da mir aber ſchon das Wort in der Diskuſſion erteilt iſt, ſo werde ich eine perſönliche Bemerkung nicht als perſönliche Bemerkung machen. — Ich muß Herrn Kollegen Zietſch bitten, um vor unliebſamen Wahl⸗ überraſchungen geſchützt zu ſein, auf meine Wahl⸗ hilfe und auf die Wahlhilfe meiner politiſchen Freunde durchaus zu verzichten. (Heiterkeit.) Stadtv. Vogel I: Ich möchte nur Herrn Kolle⸗ gen Dr Spiegel gegenüber bemerken, wenn er meint, daß, wenn man ſich willig dieſer Entſcheidung der Regierung füge, man nur das Beſte der Stadt im Auge habe: ſo iſt das eben Anſichtsſache, wodurch man das Beſte der Stadt ſchädigt oder fördert. Nicht alle Pädagogen ſind der Meinung geweſen, immer zuzuſtimmen und gefügig zu ſein und artig zufolgen; es hat auch andere Pädagogen gegeben. Ich will nur Dieſterweg erwähnen: der hat nicht alles mit⸗ gemacht! Und wer nachher bedeutender ſein und mehr genutzt haben wird, das will ich nicht ent⸗ ſcheiden. (Heiterkeit und Zurufe bei den Liberalen.) — Es iſt Dieſterweg nicht allein; ich kann Ihnen auch andere nennen, die nicht dem, was die Regie⸗ rung wollte, willig folgten. Stadtv. Zietſch: Bei der molekülartig kleinen Parteigefolgſchaft des Herrn Kollegen Dr Stadt⸗ hagen dürfte uns ſeine Abſage nicht ſo ſehr erſchrecken. (Große Heiterkeit.) (Die Beratung wird geſchloſſen. ſammlung nimmt Kenntnis.) Vorſteher⸗Stellvertr. Dr. Hubatſch: Damit iſt die Tagesorduung der heutigen Sitzung erledigt. Ich ſchließe die Sitzung. (Schluß der Sitzung 8 Uhr 45 Minuten.) Druck von Adolf Gertz, G. m. b. §., Charlottenburg. Die Ver⸗ —