2 71 Zuerſt daß bei der Kommiſſionsſitzung wiederholt darauf hingewieſen wurde, es wäre die höchſte Zeit, daß die Anlage gebaut würde, ſonſt käme man in Verlegenheit, weil auf Neuweſtend jetzt mit den Hochbauten begonnen werden ſollte und man kein Waſſer für die oberen Stockwerke zubringen könnte. Es müßte die Vorlage durchgepeitſcht und heute zur Entſcheidung gebracht werden. Meine Herren, ich habe weiter geſehen, daß man aus Anlaß der Dringlichkeit der Ausführungen bereits eine Sub⸗ miſſion ausgeſchrieben, um die inneren Teile, Waſſerbecken uſw., zu vergeben. Ich hoffe, daß die Zuſchlagserteilung noch ausgeſetzt worden iſt. Wir dürfen wohl beanſpruchen, daß eine Vorlage, die einen Betrag von 370000 ℳ beanſprucht, uns ſo rechtzeitig gemacht wird, daß wir darüber ſprechen und ſie ruhig in Überlegung nehmen können. Ich habe noch nicht einmal Zeit gehabt, mich mit meinen Fraktionsgenoſſen darüber zu ver⸗ ſtändigen, wie wir uns dem Turm gegenüber ſtellen wollen. Der Magiſtrat kommt mit einer Vorlage: friß Vogel oder ſtirb! —, und wenn der Vogel nicht freſſen will, dann hat hier die Stadt die Nachteile davon. Meine Herren, ich komme zur Sache ſelbſt. Ich habe an der Vorlage vor allen Dingen aus⸗ zuſetzen, daß ſie mit einem ungeheuren Aufwande von Geldmitteln etwas erreichen will, was meiner Anſicht nach ſehr viel billiger zu erreichen iſt. Der Kern der Vorlage iſt der, daß das Waſſer⸗ leitungsnetz auf Weſtend, das jetzt einen Druck von 22 m Waſſerſäule hat, einen Druck von 34 m Waſſer⸗ ſäule bekommen muß, damit bei den Hoch⸗ neubauten, die an der Bismarckſtraße, an den breiten Straßen in Neuweſtend entſtehen werden, bis in die höchſten Etagen hinein das Waſſer gebracht wird. Mit dieſer Anforderung, daß das Waſſer hinauf kommt, bin ich durchaus einverſtanden, die halte ich für ganz richtig. Aber um dieſe 14 m Druckſteigerung zu erzielen für das Plateau⸗ leitungsnetz, ſollen wir einen Aufwand — wenn ich 70 000 ℳ für die verſchiedenen Werkſtätten, die zu errichten ſind, abrechne — von etwa 300 000 ℳ machen! Ich bin zu meinem Widerſpruch gegen die Vorlage dadurch gekommen — und da muß ich einiges, was der Herr Vorredner nicht ganz korrekt aufgefaßt hat, berichtigen —, daß mir bekannt war, das Berliner Waſſerwerk auf Weſtend, das den Tag 85⸗ bis 95 000 obm Waſſer zur Stadt ſchickt, habe überhaupt keinen Waſſerturm. Das Berliner Waſſerwerk hat als Gegendruck⸗Anlage gegen die Pumpen ein einfaches Steigerohr von etwa 1 m Durchmeſſer und 40 m Höhe. In dieſem Steige⸗ rohr ſteigt das Waſſer bei dem Arbeiten der Pumpen hoch, und der Gang der Pumpen wird ſo reguliert, daß der Waſſerſpiegel auf etwa 11 bis 12 m bleibt. Die Pumpen auf Weſtend und ebenſo die damit in Konkurrenz arbeitenden in Lichtenberg ſind ſo modulationsfähig, daß ſie in jeder Minute genau ſoviel Waſſer in die Leitung hineinpreſſen, als in der Leitung verbraucht wird. Wenn in Berlin Großfeuer ausbricht, und es wird plötzlich durch die Dampfſpritzen ſehr viel Waſſer verlangt, ſo be⸗ ommt Weſtend eine Depeſche aus Berlin und ſteigert nun den Druck von 11 m bis auf 23 m, gibt alſo einen ſtärkeren Druck und fördert dadurch wieder mehr Waſſer zur Stadt hinein. Nun iſt 293 — Zuerſt habe ich darauf aufmerkſam zu machen, mir in der Unterhaltung mit ſachverſtändigen Waſſerfachmännern geſagt worden: Berlin be⸗ findet ſich hier in einer außerordentlich günſtigen Lage. Das Waſſernetz von Berlin iſt ſo groß, und weil der Zapfſtellen ſo außerordentlich viele ſind, gleicht ſich der ganze Bedarf innerhalb von Stunden ſo ziemlich aus; an einzelnen Tagesſtunden wird mehr verbraucht, in den Nachtſtunden weniger. Es iſt aber möglich, ſo viel Pumpen von den neun Pumpen, die dort vorhanden ſind, einzuſtellen, daß genau das Waſſer hineingebracht werden kann, das in jedem Augenblick gebraucht wird. Daraus folgt: wenn man Pumpen hat, die imſtande ſind, dem Verbrauche des Waſſers zu folgen, dann braucht man überhaupt keinen Waſſerturm. Wenn man ſagt: bei dem großen Netz iſt das viel leichter zu erreichen als bei dem kleinen Netz, — ſo gebe ich das ohne weitres zu. Ob es aber notwendig iſt, für ein kleines Netz, wie es in Weſtend geplant iſt, einen Turm zu bauen wie den hier vor⸗ geſchlagenen, mit 500 ehm Beckeninhalt, das ſcheint mir doch fraglich. Ich bin weiter zu der Meinung gekommen, daß, wenn man ein übriges tun will bei einer Neuanlage, man ein Waſſerbecken von vielleicht 150 bis 200 chm aufſtellen könnte. Das würde dem Bedarf genügen, vorausgeſetzt: die Pumpenanlage kann dem Bedarfe folgen. Da unſere Pumpen, wie vorgeſchlagen worden iſt, elektriſch betrieben und automatiſch aus⸗ und ein⸗ geſchaltet werden ſollen, alſo in jedem Augenblick die nötige Leiſtungsfähigkeit erhalten können, ſo halte ich die Anſicht aufrecht: wir können hier mit einem Hochbehälter von vielleicht 150 bis 200 chm auskommen. Meine Herren, ich will bei dieſer Gelegenheit gerne bemerken: in der Vorlage iſt auf Weſtend ſehr viel Rückſicht genommen worden. Man hat elektriſche Pumpen vorgeſchlagen, um uns nicht mit einer Dampfanlage zu beläſtigen. Es wird auch wahrſcheinlich vorteilhafter ſein. Man hat einen ſehr eleganten Turm projektiert. Wir Weſtender können von dieſem Standpunkt aus anerkennen, daß uns in der Vorlage ein großes Wohlwollen entgegengebracht wird. Um aber auf den Koſtenpunkt zu kommen: in Weſtend ſteht noch ein alter Turm von dem früheren Quiſtorpſchen Waſſerwerk vom Teufelsſee. Der Turm hat eine Höhe von etwa 25 m und hat früher als Waſſerturm für die Weſtender Waſſeranlage ge⸗ dient. Da habe ich die Frage aufgeworfen: könnte der Turm nicht dienen, um unter entſprechender Erhöhung von vielleicht 10m ein Waſſerbecken von etwa 200 chm zu tragen? Ich bin nicht Bauverſtändiger und muß mich natürlich darauf beziehen, was die Bautechniker dort feſtſtellen. Die Unterſuchung des Turmes hat durch einen Vertreter unſeres Bauamts ſtattgefunden und er⸗ geben: der Turm iſt im Mauerwerk vollſtändig geſund und iſt kräftig genug, um ein Waſſerbecken von dieſer Größe im verkikalen Druck zu tragen; aber bei der Höhe von 33 m iſt nach dem Urteil des Baubeamten die Gefahr vorhanden, daß der ſeitliche Winddruck die Geſchichte umkippt. Das darf natürlich nicht ſein, und an dieſem Eckſtein ſtrauchelte mein Vorſchlag der Benutzung des kleinen Turms. Die Verantwortlichkeit für ſein Gutachten muß ich dem Baubeamten überlaſſen. Dann ſtellte ich die Frage: was würde denn ein Turm koſten, wenn wir ſo einen kleinen Turm bauten, ſpeziell zu dem Zweck, koniſch gebaut,