S22e 308. vr, in Spandau gegen die Stadt Charlottenburg ge⸗ fallen ſind, erwidern ſollen, ſondern daß wir danach ſtreben ſollen, auch bei dieſer Gelegenheit ein den . 1 1. Intereſſen entſprechendes gutes erhältnis mit Spandau herbeizuführen. Ich glaube aber andererſeits, daß wir doch prüfen müſſen, ob die Herbeiführung eines ſolchen Ver⸗ hältniſſes im vorliegenden Falle keine allzugroßen Opfer erfordert. Mit Rückſicht, wie geſagt, auf den Umfang, auf die Schwierigkeit und auf die Bedeu⸗ tung der Angelegenheit ſtelle ich den Antrag, die betreffend Gas⸗ reſp. Waſſerrohr mit daran ſchuld geweſen ſei. Auf Grund perſönlicher Nachforſchun⸗ gen ſtelle ich aber feſt, daß das Rohr gar keinen Ein⸗ fluß auf dieſen Unfall ausüben konnte, da es ſpeziell an dieſer Unfallſtelle vollſtändig frei lag. Es kommt aber hinzu, und ich glaube wohl, daß das die weſent⸗ lichſte Urſache des Unglücks geweſen ſein wird, daß die ganze in Frage kommende Ausſchachtungsarbeit in Akkord vergeben worden iſt. Ich habe ſeinerzeit hier in dieſem Saale geſagt: Aktord iſt Mord. Dies⸗ mal haben Sie es in der Praxis geſehen: durch die Sache einer Kommiſſion von 15 Mitgliedern zu überweiſen. 4 22 (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 15 Mitgliedern und wählt zu Mitgliedern des Ausſſchuſſes die Stadtv. Bartſch, Dunck, Dr Flatau, Dr Frentzel, Freund, Gebert, Gredy, Holz, Meyer, Mottek, Nickel, Rackwitz, Schmidt, Wagner und Zietſch.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Wir kommen nun zur Erledigung der beiden Anfragen, zunächſt der 1 Anfrage der Stadtv. Zietſch und Gen. betr. den Unfall bei den Kanaliſationsarbeiten in der Akazienallee. Die Anfrage lautet: Akkordarbeit iſt ein Menſchenleben vernichtet worden. Ich werde Ihnen das beweiſen. Es iſt für das Abſteifen pro Mann und Bohle 5 Pfg. gezahlt worden, oder vielmehr pro Bohle 15 Pfg. An der Bohle arbeiten 3 Mann, das macht alſo pro Mann 5 Pfg. Der durchſchnittliche Wochen⸗ verdienſt dieſer Leute beträgt 30 bis 36 Mt., ein Zeichen, daß der Akkordlohn nicht ſo beſonders hoch iſt. Die Ausſchachtungsarbeiten werden nach Kubitmetern vergeben, das heißt, die Arbeiter, welche den Sand aus der Grube herausholen, be⸗ kommen kubikmeterweiſe bezahlt. Die Bezahlung geſchieht folgendermaßen: 3 m tief 1 obm Sand 40 Pfg.; der Satz ſteigt dann von 3 bis 4 m Tiefe auf 60 Pfg. und von da ab für jedes Meter tiefer um 5 Pfg. Ich will hierbei betonen, daß dieſe Be⸗ zahlung eine geringe iſt; ſie mußte eine geringe ſein, da die Firma Kutzner, welche den Zuſchlag erhalten hatte, an der zweiten oder dritten Stelle der An⸗ Sind dem Magiſtrat die Urſachen des am S8. Mai bei den Kanaliſationsarbeiten in der Akazienallee paſſierten Unfalls bekannt ge⸗ worden? Welche Maßregeln gedenkt die ſtädtiſche Tiefbauverwaltung zu treffen, um künftig derartigen Unglücksfällen bei ſtädtiſchen Tief⸗ bauten vorzubeugen? gebote ſtand. Es iſt von jeher ein Fehler geweſen, und er wird es bleiben, wenn bei Submiſſions⸗ arbeiten immer der niedrigſte Satz genommen wird. Das wird immer zum Schaden der Stadt auslaufen. War es denn nun nicht möglich, beſſere Sicher⸗ heitsvorſchriften zu ſchaffen? Da müſſen wir aller⸗ dings ſagen, daß die Aufſicht über die in Rede ſtehenden Arbeiten nicht beſonders gut geweſen zu Frageſteller Stadtv. Gebert: Meine Herren, daß wir die Frage geſtellt haben, entſpringt dem ſeinerzeit von uns ſchon vertretenen Standtpunkt. Wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß die Stadt für alle derartige Vorkommniſſe, wie einer ſich in der Akazienallee zugetragen hat, die Verantwortung tragen muß. Gerade in dieſem Falle, wo das Unglück Menſchenleben gefordert hat, iſt es nach unſerem Dafürhalten Aufgabe der Stadt, feſtzu⸗ ſtellen, durch welche Urſachen ein derartiges Unglück geſchehen iſt. Es wird auch notwendig ſein, wenn man an den Magiſtrat die Anfrage richtet, daß er uns eine Beruhigung darüber geben kann, ob hier oder dort Fehler vorgekommen ſind uſw. Es iſt noch ſehr fraglich, ob der eine der Verletzten mit dem Leben davonkommen wird. Ich hatte heute Gelegenheit, ihn zu beſuchen, und muß konſtatieren, daß er noch ſchwer darniederliegt, während der andere Verletzte ſich anſcheinend wieder auf dem Wege der Beſſerung befindet. Die Urſachen des Unglücks ſind uns ſo ge⸗ ſchildert worden, daß wir annehmen müſſen, daß hier wohl nicht mit der nötigen Vorſicht gearbeitet worden iſt. Es wurde uns von den beteiligten ſein ſcheint. Ich habe mit verſchiedenen Schacht⸗ meiſtern über dieſen Unfall an Ort und Stelle ge⸗ ſprochen; ſie wußten ſelber nicht, woran es lag. Man ſagte, der ungeheure Regen hätte den Sand unterſpült uſw. Das trifft aber gar nicht zu. Es lag lediglich an der Hetzjagd, mit der gearbeitet wer⸗ den mußte. Bedenken Sie: 3 Mann pro Bohle 15 Pfg.! Um dabei einen Wochenlohn von 30 oder 36 Mk. herauszuholen, da heißt es arbeiten, jagen, damit viele Strecken abgeſteift werden. Ich bin der Anſicht, daß die Stadt Charlottenburg für die Zukunft unter allen Umſtänden darauf zu achten hat, daß dem billigen Angebot nicht immer gleich Rechnung getragen wird. Ich habe auch in der Kanaliſationsdeputation darauf hingewieſen, habe auch vor gar nicht langergeit hier in der Verſamm⸗ lung darauf aufmerkſam gemacht, daß der Stunden⸗ lohn beiſpielsweiſe bei dieſen Firmen äußerſt gering iſt; 35 Pfg. wird dort pro Stunde gezahlt. — Herr Stadtbaurat Bredtſchneider ſchüttelt mit dem Kopf. Es iſt aber ſo, ich habe die Arbeiter ſelbſt gefragt. Die werden nicht in ihre Taſche hineinlügen. Davor können Sie ſicher ſein. 35 Pfg. Stundenlohn iſt zu gering bei den heutigen Verhältniſſen. Damit Arbeitern mitgeteilt, daß gerade an dieſer Stelle, wo ſich das Unglück zugetragen hat, die in Frage kommenden Abſteifungsſeiten nicht durch eine ſoge⸗ nannte Knagge feſtgelegt worden ſind. Dadurch ſoll ein Verrutſchen des Sandes ſtattgefunden haben, kann der Arbeiter nicht auskommen. Die Firma verſucht ja unter allen Umſtänden auch zu ihrem Gelde zu kommen; darum vergibt ſie in den meiſten Fällen die Arbeit in Akkord. Sie ſehen wieder: Akkord iſt Mord. Ein Menſchenleben mußte bleiben. Ich bin der Meinung: in Zukunft muß dieſen und die Bohlen ſollen durchgebrochen ſein. In der Zeitung wurde öffentlich bekannt gegeben, daß das Dingen mehr Aufmerkſamkeit geſchenkt werden.