— 306 Lieferanten, die ſich für vollſtändig geau halten nicht —5 Letantert gerteſes ſind. Das iſ e eine Ver⸗ und billig ſind; aber die Deputationen haben ſich nach meiner Erfahrung noch nie von dem Preiſe abhängig gemacht, ſondern immer nur von der zu erwartenden Güte der Lieferungen. Stadtv. Gebert: Meine Herren, ich möchte auf die einzelnen Ausführungen des Herrn Stadt⸗ baurats zurückkommen. Er ſagte, daß mit aller Vorſicht dieſe Arbeiten von Nerſonen überwacht werden, die angeſtellt ſind, daß ſogar ein ſehr dickes Geſchäftsbuch vorhanden iſt uſw. Ich will Ihnen bekannt geben, daß der Schachtmeiſter, der an dieſer Grube beſchäftigt war, zur Zeit des Unfalles erſt ſeit drei Tagen dort war, daß die beiden Schwer⸗ verletzten, Grielski und Miſchlinski, bis dato bei der Firma Kutzner auf Hochbau gearbeitet hatten und ſeit drei Tagen erſt in dieſem Tiefbau be⸗ ſchäftigt waren. Nun iſt es aber eigentümlich — und das ſcheint mir denn doch wohl nicht mit der, ſagen wir mal: außerordentlichen Achtſamkeit beachtet worden zu ſein —, daß gerade an dieſer Stelle nicht genügend abgeſteift worden iſt, reſp. hätte doch dafür geſorgt werden müſſen, wenn dieſe Leute unerfahren waren, daß der Überwachende dann ſagte: „Geht da nicht hinauf auf dieſe Abſteifung, auf dieſe Streben, ſondern wartet ſo lange, bis ſie feſtgelegt worden ſind!“ Denn der Herr Stadtbaurat ſagte ja, man hätte in den Streben der Abſteifung gewiſſermaßen Etagen aufgebaut, um den herausbeförderten Sand weiter aufwärts zu bringen. Daraus iſt doch erſicht⸗ lich, daß nicht mit der nötigen Sorgfalt darauf ge achtet worden iſt, nicht die nötige Vorſicht an⸗ gewandt iſt. Die Unterwaſchungen des ungeheuren Regens ſollen Schuld tragen. Wenn es einmal feſtſtehende Tatſache iſt, daß es ungeheuer geregnet hat, ſo hätte der betreffende Schachtmeiſter oder Bau⸗ beaufſichtigende ſagen müſſen: „Bevor Ihr nach dem großen Regen anfangt zu buddeln, müſſen wir nachſehen, ob die Verſchalungen gut erhalten ſind, ob ſich nicht etwas dabei bemerkbar macht, ſodaß vielleicht die Arbeit nicht in Angriff genom⸗ men werden kann.“ Und wohl trifft das zu: wer einmal im Akkord gearbeitet hat, wer das weiß, wie er von einem, zwei, drei, vier Beauftragten angetrieben wird und dieſer Antrieb von oben, von der Geſchäfts⸗ leitung, herunter kommt, nur ſehr ſchnell die Ar⸗ beiten fertigzuſtellen, der weiß auch, wie oftmals vergeſſen wird, eine Knagge feſtzuſchlagen, oftmals vergeſſen wird, anſtatt einer Bohle zwei Bohlen hinaufzulegen. Das kommt bei Akkordarbeiten vor. Ich habe auf dieſem Gebiete ſchon ſelbſt gearbeitet, und da kann man mir kein X für ein U machen; das weiß ich, wie das geht: da wird vom Meiſter angetrieben, der Meiſter wird von oben angetrieben, damit nur ſehr ſchnell die Arbeit ge⸗ leiſtet wird und der Verdienſt der Geſchäftsinhaber größer wird. Das iſt logiſch; das ſpielt ſich tag⸗ täglich ab. Und hier ſcheint man doch nicht mit der nötigen Sorgfalt gearbeitet zu haben. Sie ſehen ja: dieſe beiden Leute haben auf Hochbau gearbeitet, haben Baugruben noch nicht gekannt, und der ſogenannte Beaufſichtigende hat dieſen Leuten noch nicht ein⸗ mal geſagt: „Sie dürfen dort Etagen nicht er⸗ bauen!“ Feſt ſteht nach den Ausſagen der Be⸗ teiligten, daß die in Frage kommenden Streben nachläſſigung, die unter Umſtänden 280 ſcharf genug gerügt werden kann. Dann die Unterfpülung! Von den Arbeitern wird geſagt: von Unterſpülungen kann dort keine Rede ſein! Wenn der Herr Stadtbaurat noch fragt, welche Vorſchläge wir eventuell machen könnten, damit für die Zukunft derartige Vorfälle vermieden werden, ſo hätte ich ihm einen Vorſchlag zu machen: macht die Arbeit ſelbſt! übergebt das nicht einem Unternehmer, der nur aus dem Geſichtswinkel heraus, zu verdienen, dieſe Arbeit leiſtet! Machen wir dieſe Arbeiten ſelbſt, laſſen wir jegliches Akkord⸗ ſyſtem dort bei Seite, führen wir Lohn ein und laſſen wir dieſe Arbeit mit der äußerſten Vor⸗ ſicht machen, dann, bin ich der feſten Überzeugung, werden derartige Unfälle wohl vermieden werden können. Natürlich, Naturgewalt iſt etwas anderes; aber wenn wir dann genügend Beaufſichtigende haben, die beurteilen können: hier kann nicht ge⸗ arbeitet werden, das und das iſt eingetreten, — dann, bin ich der feſten Überzeugung, paſſieren derartige Unfälle nicht mehr. Stadtv. Zietſch: Ich will mich ganz kurz faſſen. Ich möchte nur auf die Bemerkung etwas erwidern, die Herr Kollege Gredy gemacht hat, der ja jetzt leider nicht anweſend iſt. Ich weiß ſelbſt und nehme es gar nicht an, daß in Le0 Deputationen durchweg das Beſt eben beſteht, nur jenen Submittenten den Zu⸗ ſchlag zu erteilen, die das niedrigſte Angebot machen. Aber ich weiß auch, daß verſchiedene Deputationen, denen ich leider erſt kurze Zeit angehöre, auch nicht gern über das dritt⸗ oder viertniedrigſte Angebot hinausgehen, daß man beſtrebt iſt, mit den wirklichen Beträgen gern unter dem für den Fall veranſchlagten Koſtenanſatz zurückzubleiben. Ich nenne nur die Hochbaudeputation. Wir hatten dort jüngſt auch einen Fall erörtert, der wahrſcheinlich die Folge des Bemühens der Hochbaudeputation geweſen iſt, den niedrigeren Angeboten den Zuſchlag zu erteilen. Ich komme nun auf eine andere Sache zurück, und das iſt der Punkt, den der Herr Stadtrat mit angeführt hat, der das Unglück darauf zurückzuführen verſuchte, daß er meinte, der eigentliche Anlaß zu dem Unglück ſei der geweſen, daß ein neben dieſem Bauſtollen liegender anderer Teil des Erdbodens eine zu loſe Beſchüttung trug, der Boden ſei noch nicht feſt genug geweſen, um bei einem genügenden Regenwetter der Verbohlung von der einen Seite ſtandzuhalten; das ſoll ein alter Schacht geweſen ſein, da wäre ein Rohr gelegt geweſen, und der Boden war noch nicht wieder feſt genug, Ich weiß nicht, inwie⸗ fern jenem Bauunternehmer noch eine Schuld zu⸗ geſchoben werden kann, der jene Arbeit früher ver⸗ richtet hat, inſoweit, daß er die Erde nicht genügend einſtampfen ließ, ſodaß ſie nun nachgeben konnte. Darauf wird das Gericht noch eingehen müſſen. Es iſt ja richtig: man kann jetzt nicht ohne weiteres die Akkordarbeit abſchaffen und auf einmal Lohnarbeit einführen. Das aber ſteht doch nun einmal feſt, und vom Gegenteil haben mich auch die Ausführungen des Herrn Stadtbaurats nicht überzeugen können, daß die Akkordarbeit tatſächlich weitgreifende Schä⸗ digungen mit ſich bringt. Nun iſt ja ſonderbarerweiſe wieder einmal der Fall ſo, daß in letzter Linie bei dem Unfall ſchließlich die Arbeiter ſelbſt ſchuld ſein ſollen, und zwar folgert man nun dieſe Schuld daraus, daß die Arbeiter auf die Pritſche getreten ſein ſollen,