ſie auf einmal in einer größeren Summe erfolgt. Dieſer Wunſch, meine Herren, iſt von der Städt⸗ verordnetenverſammlung nicht aus⸗ 1 worden; er iſt jetzt vom Herrn Stadtv. eyer zum erſten Male erhoben worden. Der Magiſtrat ſteht auf dem Standpunkt, daß er dieſen Erwägungen des Herrn Stadtv. Meyer nicht bei⸗ ſtimmen kann. Wir ſind der Anſicht, daß die Teue⸗ rungszulagen, wenn ſie wirklich wirtſchaftlich nützen ſollen, gezahlt werden müſſen wie das Gehalt. Wie der Beamte oder der Arbeiter oder der Lehrer ge⸗ ohnt iſt, ſeine Lebensbedürfniſſe zu regeln nach einen Gehaltszahlungen oder Lohnzahlungen, die er in beſtimmten Perioden bekommt, wird es ihm auch am angenehmſten ſein und am zweckmäßigſten erſcheinen, wenn er bei der beſtehenden Teuerung die Teuerungszulage, die wir ihm nun zur Deckung des Mehrbedarfs ſeiner Lebensbedürfniſſe zuwenden, ebenfalls an demſelben Termin erhält, an dem er die Gehaltszahlung bekommt. Das iſt, meine Herren, zweifellos richtig. Bei Leuten, die nicht ewohnt ſind, mit größeren Geldſummen zu wirt⸗ ſchaften, die nur gewohnt ſind, in beſtimmten Perioden ihre Gehaltsbezüge zur Beſtreitung ihrer Lebensbedürfniſſe zu erhalten, kann die Gefahr vorliegen, daß ſie größere Geldſummen, die ſie außerordentlich bekommen, zu Zwecken verwenden, zu denen ſie nicht beſtimmt ſind. (Widerſpruch. Lachen bei den Sozialdemokraten. Stadtv. Zietſch: Die werden übermütig!) — Ich will nicht ſagen, daß ſie übermütig werden, aber daß ſie dadurch leicht veranlaßt werden zu Ausgaben, die nicht notwendig und nicht wirtſchaft⸗ lich ſind. Sie haben das Geld für ihre Lebens⸗ bedürfniſſe, für die nächſten Wochen iſt geſorgt, und darüber hinaus haben ſie noch einen Poſten Geld in der Hand, mit dem ſie ſonſt nicht zu rechnen in der Lage waren, ſodaß mit dieſem Geld nun Wünſche befriedigt werden, die mehr einem Luxus dienen als dem notwendigen Lebensunterhalt. Zu dieſem Zweck aber, meine Herren, geben wir die Teuerungszulage nicht, ſondern wir geben die Teuerungszulage zur Deckung der Bedürfniſſe des Lebensunterhaltes. Wir erkennen das Prinzip als richtig an — auch Sie mit uns —, daß wir das Gehalt nicht im Jahre auf einmal zahlen, fondern in vierteljährlichen Raten oder in monat⸗ lichen Raten oder gar die Löhne in wöchentlichen Raten. Das iſt ein Prinzip, das Sie mit uns aner⸗ kennen, und logiſch muß man aus dieſem Prinzip folgern, daß auch die Teuerungszu⸗ lagen, die demſelben Zweck dienen wie das Gehalt, die das Gehalt ergänzen, zu denſelben Terminen gezahlt werden müſſen. Der Magiſtrat hat ſich über dieſe Frage ſchon vor Jahr und Tag, als die. Teuerungszulage ur⸗ ſprünglich gewährt wurde, klar gemacht und ſeine Stellungnahme ganz präziſe feſtgelegt, und ich bitte Sie, meine Herren, hieran nicht zu rühren, die Dinge ſo zu laſſen, wie ſie liegen, und ſich über⸗ zeugt zu halten, daß ſie ſo am prattiſchſten liegen. Nun hat Herr Stadtv. Meyer geſagt, daß wir im Rückſtande ſind und zurückbleiben in der Be⸗ ſoldung. Ich bin ſehr begierig, was Herr Stadtv. Meyer zur Begründung dieſer Behauptung an⸗ führt. Meines Wiſſens, meine Herren, haben wir durch den Beſchluß, den die Gemeindekörperſchaften in bezug auf die Teuerungszulagen 11 haben, ſowohl die Teuerungszulage des Reiches und Staates wie, meines Wiſſens, auch jeder Gemeinde, 210 — die bisher überhaupt Teuerungszulage beſchloſſen hat, weit überflügelt. 141314 145 (Stadtv. Dr Stadthagen: Aber nicht die Gehälter!) — Meine Herren, wix ſprechen ja hier von Teue⸗ rungszulagen; die Gehälter wollen wir ja erſt ſpäter feſtſetzen. Hier handelt es ſich ja nicht um Gehälter, ſondern die Erhöhung der Ge⸗ hälter ſoll ja erſt im Normaletat erfolgen. Heute handelt es ſich lediglich um die Teuerungszulagen, und mit den Teuerungszulagen ſtehen wir meines Wiſſens an die Spitze. Weder das Reich noch der Staat haben höhere Teuerungszulagen, und auch die von Herrn StadtvMeyer genannten Gemeinden haben nicht mehr an Teuerungszulage bewilligt als wir. Ich bitte alſo, meine Herren, entgegen dex Auffaſſung des Herrn Interpellanten, ſich davon überzeugt zu halten, daß wir durchaus Ihren Wünſchen entſprochen haben, und ich würde mich freuen, wenn der Herr Interpellant das ſelbſt anerkennen würde. 2 (Ein Antrag des Stadtv. Otto auf Beſprechung der Anfrage wird genügend unterſtützt.) Stadtv. Zietſch: Ich habe ſelbſtverſtändlich nicht die Abſicht, mich in die ſcheinbar aufgetauchten Differenzen zwiſchen dem Magiſtrat und den Herren der liberalen Fraktion einzumiſchen, ſondern ich nehme ohne weiteres an, daß dieſe Differenzen ſich in kurzer Zeit beilegen werden, wie alle dieſe Diffe⸗ renzen nicht von langer Dauer geweſen ſind. Aber ich habe die Empfindung: hätte der Herr Oberbürger⸗ meiſter weniger geſprochen, ſo hätte er ſeiner Sache mehr gedient als durch die langen Ausführungen, die er gemacht hat, namentlich in ihrem letzten Teil. Der Herr Oberbürgermeiſter hat auf die Interpellation etwas beantworten zu müſſen geglaubt, was gar nicht in der Anfrage gelegen hat. (Sehr richtig!) Es handelt ſich doch in erſter Linie darum, daß die Interpellanten angefragt haben, warum die Teue⸗ rungszulage noch nicht gewährt worden iſt, d. h., warum die erhöhte Teuerungszulage noch nicht gegeben worden iſt. Die Sache lag doch ſo: als die Frage der Revi⸗ ſion des Normaletats auftauchte, war aus der Mitte der Verſammlung heraus und auch von dem Redner der liberalen Fraktion, Herrn Kollegen Otto, beton worden, daß, wenn die Beamten und Arbeiter bis zur Fertigſtellung der Reviſion des Normaletats auf eine Beſſerung ihres Eintommens warten ſollten, ſie eventuell bis zum 1. Oktober dieſes Jahres warten müßten, ja, daß wir eventuell bis zum Oktober die Reviſionsvorlage noch nicht fertig durchgearbeitet haben würden. Und um dieſer unangenehmen Eventualität für die Beamten und Arbeiter ent⸗ gegenzutreten und vorzubeugen, iſt der Antrag ent⸗ ſtanden, der nachher in etwas veränderter Form von dem Plenum der Stadtverordnetenverſammlun angenommen worden iſt. Auch darüber darf mar ſich keinem Zweifel hingeben: der Sinn dieſes An⸗ trages war doch der, den Beamten und Arbeitern in Anertennung der verſchlechterten wittſchaftlichen Lage imallerkürzeſter Zeit die erhöhte Teue⸗ mümgonlage zn gemähren 2 SSehr richtig!) S0 war die Auffaſſung der Stadtpve ſammlung, rdnetenver es aus der heraus ſie dieſem Antrage zuge⸗ ſtimmt hat. War hatte die 274—