— 313 3 —— Dberbürgermeiſter Schuſtehrus: Meine Herren, die beiden Herren Vorredner haben geſagt, ſie verſtänden nicht, weshalb ich mich durch die Aus⸗ führungen des Herrn Interpellanten, wie ich mich ausdrückte, etwas verſchnupft fühle. Die An⸗ frage ſelbſt enthält nichts, was uns in irgend einer Weiſe tangieren könnte; aber ſehr wohl iſt der Ton der Ausführungen des Herrn Meyer ein ſolcher geweſen; er hat nicht denjenigen Ton an⸗ geſchlagen, den wir nun ſeit einer längeren Reihe von Jahren gegen einander gewohnt ſind. Herr Meyer hat Vorwürfe gegen den Magiſtrat erhoben, die ungerechtfertigt ſind, und die ich zurückge⸗ wieſen habe. Wenn Sie, Herr Otto, die Inter⸗ pellation eingebracht hätten, würde gewiß eine ſolche Differenz nicht eingetreten ſein. (Rufe: Oho!) Die Ausführungen, die Sie gemacht haben, und die Art, wi e Sie ſie gemacht haben, haben mir nicht im geringſten Veranlaſſung gegeben, mich verletzt zu fühlen. Wohl aber habe ich mich ver⸗ letzt gefühlt durch die Ausführungen des jungen Herrn Stadtv. Meyer. (Rufe: Na, na! und Oho! bei den Liberalen.) Das iſt meine Empfindung, das iſt mein Gefühl, das Sie mir nicht nehmen können. Es entſpricht — und das ſage ich noch einmal — es entſpricht der Ton, den Herr Meyer dem Magiſtrat gegen⸗ über hier angeſchlagen hat, nicht demjenigen Ton, den wir von der Stadtverordnetenverſammlung jetzt ſeit einer Reihe von Jahren zu hören gewohnt ſind. (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Na, ſo ſchlimm war's doch nicht!) Das iſt meine Empfindung; ein anderer mag darüber eine andere Empfindung haben — und dieſer Ton iſt nicht geeignet, uns die Freude an der Sache zu erhöhen. Nun möchte ich Herrn Otto noch ſachlich ant⸗ worten. Sie ſagen: wir erfahren heute zum erſten mal, daß der Magiſtrat zugeſtimmt hat. Herr Otto, wir haben in der Magiſtratsſitzung ſelbſt die Frage aufgeworfen: ſollen wir der Stadtverord⸗ netenverſammlung jetzt davon eine Mitteilung machen, oder iſt das nicht nötig? Und da haben wir geſagt: das iſt nicht nötig, wir bringen ja noch den Normaletat, wir haben ja erſt einen Teil des Stadtverordnetenbeſchluſſes erledigt, den zweiten Teil erledigen wir ja noch, machen dann der Stadt⸗ verordnetenverſammlung eine Vorlage und können dann ihr die offizielle Mitteilung von der Erledi⸗ gung des erſten Teiles ihres Beſchluſſes machen. Wenn wir abgewichen wären von Ihrem Beſchluſſe, dann hätten wir Ihnen eine beſondere Mitteilung gemacht; aber da wir nicht abgewichen ſind, da wir in allen Teilen zugeſtimmt haben, haben wir geglaubt, daß eine beſondere Mitteilung nicht nötig ſei. Außerdem, Herr Otto, wäre es doch wirklich, wenn Sie ein ſo großes Intereſſe hatten, zu erfahren, wie der Magiſtrat beſchloſſen habe, nicht nötig ge⸗ weſen, eine Interpellation einzubringen, wo alle Geſchütze aufgefahren werden, und wo ſcharf ge⸗ ſchoſſen wird. (Heiterkeit.) Eine perſönliche Anfrage hätte doch genügt; wir ſind doch nicht ſo weit auseinander! Und wenn Sie dann geſagt hätten: wir wünſchen eine be⸗ ſondere Mitteilung an die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung, dann hätten wir ſie ſofort gemacht. Wir haben aber angenommen, daß Sie ſelbſt darauf verzichten würden, die Mitteilung zu erhalten. Ich glaube wirklich, wir haben im Entgegen⸗ kommen alles Mögliche geleiſtet, was wir leiſten konnten, und anſtatt daß uns dafür ein freundliches Wort geſagt wird, — — (lebhafte Zurufe und Widerſpruch) — meine Herren, uns iſt vorgeworfen, von ver⸗ ſchiedenen Seiten, nicht bloß von Herrn Meyer, daß wir nicht mit der nötigen Beſchleunigung ge⸗ arbeitet haben! (Erneute Zurufe.) — Ja, meine Herren, ſind Sie denn in der Ver⸗ waltung ſo drin, daß Sie anders urteilen können? Der Magiſtrat hat mit aller Beſchleunigung — und das möchte ich hier noch einmal betonen gegen⸗ über Ihrem Widerſpruch — mit aller Beſchleuni⸗ gung gearbeitet, die überhaupt gedacht werden konnte, wenn dieſe Sache nicht übers Knie ge⸗ brochen werden ſollte, wenn ſie ernſtlich erledigt werden ſollte, und wenn andere dringende Sachen, die auch erledigt werden müſſen, nicht zurück⸗ ſtehen ſollten. Wenn die Verwaltung auch in den andern dringenden Arbeiten nicht zurückbleiben wollte, dann konnte mit größerer Beſchleunigung, als geſchehen iſt, nicht gearbeitet werden. Und es war auch nicht nötig, daß noch ſchneller gear⸗ beitet wurde; denn wir waren uns darüber klar, daß wir erſt am 1. Juli die Auszahlung vornehmen können. Ich will Ihnen noch vorrechnen, daß es ſich darum handelt, bei 3260 Perſonen die Teue⸗ rungszulage zu berechnen, und 7½ % bei 3260 Poſitionen für die einzelnen Gehälter und Lohn⸗ zahlungen zu berechnen, das iſt eine Arbeit, die nicht im Augenblick gemacht iſt. Wir können unſere Beamten, die auch die anderen laufenden Sachen zu erledigen haben, nicht überlaſten und ſie nicht Tag und Nacht arbeiten laſſen, wenn es nicht nötig iſt. Vorſteher⸗Stellvertr. Dr. Hubatſch: Meine Herren, ich möchte von dieſer Stelle aus bemerken: ich habe von ungerechtfertigten Angriffen gegen den Magiſtrat nichts gehört. (Bravo!) Wenn Herr Stadtv. Meyer ſich in den Worten vergriffen hätte, ſo hätte ich eingreifen müſſen. Ich habe aber nicht gehört, daß er im Ton ſich ver⸗ griffen hat gegen den Magiſtrat, wenn er ſeine Anſicht frei und offen ausgeſprochen hat. Stadtv. Dr. Spiegel: Meine Herren, ich möchte mich dem Herrn Vorſteher anſchließen und ausdrücklich betonen, daß ich den Ausführungen des Herrn Kollegen Meyer von Anfang bis zu Ende gefolgt bin und nicht den mindeſten Vor⸗ wurf gegen den Magiſtrat darin erblicken konnte. Herr Kollege Meyer hat lediglich unſer Intereſſe bekundet, über die Erledigung der Angelegenheit informiert zu ſein, und hat das Einbringen der Anfrage damit begründet, daß wir bisher nichts über die Ausführungen erfahren hätten. Damit hat Herr Kollege Meyer meiner Anſicht nach doch keinerlei Vorwurf gegen den Magiſtrat erhoben; ich habe wenigſtens, wie ich nochmals wiederhole, keinen ſolchen gehört; Kollege Meyer hat dann nur neben der Begründung, warum die Anfrage geſtellt iſt, Wünſche der Fraktion ausgeſprochen. Im übrigen muß ich doch hier betonen, daß wenigſtens meine Freunde jeden Stadtverordneten