ſchienen ſich in einem gewiſſen Zwieſpalt zu be⸗ ohne Obdach laſſen können; ich glaube, Sie werden finden: Anfang und Ende ſeiner Ausführungen ſtimmen nach meiner Meinung nicht überein. Herrn Stadtv. Dr Stadthagen gegenüber möchte ich bemerken, daß er die ſtädtiſchen Körper⸗ ſchaften vor eine außerordentlich ſchwierige Aufgabe ſtellt, wenn er verlangt, daß wir gewiſſermaßen quentchenweiſe abmeſſen ſollen, wie weit das Intereſſe der einzelnen Kommunen an dieſem Unternehmen geht. Meine verehrten Herren, ich will dem Herrn Stadtv. Dr Stadthagen zugeben, daß bei ſeiner Art des Meſſens vielleicht die Grenze etwas niedriger liegt, als ſie der Magiſtrat gezogen hat. Der Magiſtrat hat ſich auf einen andern Ständpunkt geſtellt; er hat geſagt: es iſt zweifellos nachgewieſen, daß das Unternehmen einen be⸗ trächtlichen Zuſchuß noch gebraucht, dieſer Zuſchuß muß in Groß⸗Berlin aufgebracht werden, und daran muß ſich die Stadt Charlottenburg mit einem ihrer Leiſtungsfähigkeit angemeſſenen Be⸗ trage beteiligen; er hat aus dieſem Grunde die Summe von 10 000 ℳ, wie im vorigen Jahre, wieder genommen. Ich möchte bitten, daß Sie ſich der Auffaſſung des Magiſtrats anſchließen und die Summe, die der Magiſtrat beantragt hat, bewilligen. Dabei möchte ich bemerken, daß das eine ein⸗ malige Leiſtung iſt, die allerdings in dieſem Jahre zum zweiten Male wiederkommt und ſich möglicher⸗ weiſe noch einmal wiederholt — das heißt, ich möchte Herrn Paſtor von Bodelſchwingh nicht ohne weiteres hier die Butter aufs Brot ſchmieren und ihm die Zuſicherung geben, daß er im nächſten Jahre ſicher wieder auf die Summe rechnen kann; (Heiterkeit) ſoweit gehe ich keinesfalls; ich will nur betonen, daß es eine einmalige Leiſtung bleibt, deren Wieder⸗ holung nur nach einer eingehenden nochmaligen Prüfung erfolgen kann. Ihr gegenüber ſind die 38 000 ℳ, die die Stadt Berlin zahlt, von denen der Herr Stadtv. Dr Stadthagen vorhin geſprochen hat, allerdings eine fortlaufende Zahlung, und darin liegt eine großer Unterſchied zwiſchen den Leiſtungen Berlins und Charlottenburgs. Stadt. Gredy: Meine Herren, ich leite meine Bemerkung mit der Erklärung ein, daß ich die Be⸗ wunderung und die Dankbarkeit, die die Verſamm⸗ lung und, ich glaube, die ganze Nation Herrn Paſtor von Bodelſchwingh zollt, vollkommen teile. Wenn ich Sie trotzdem bitte, dem Antrage des Herrn Kollegen Dr Stadthagen zuzuſtimmen, ſo leitet mich dabei der Gedanke, daß in dieſem Jahre unſer ſtädtiſcher Haushalt nicht ſo gut ausſieht wie in den vergangenen Jahren. Die Armut pocht ſtark an unſerer Tür. Wer Gelegenheit hat, im Verein gegen Verarmung mitzuwirken, weiß ganz genau, daß wir ganz andere Aufgaben in dieſem Jahre haben als früher, und Sie müſſen ſich, meine Herren, darauf vorbereiten, daß Sie ganz gehörig in die Taſche greifen müſſen, (Stadtv. Hirſch: Sehr richtig!) nicht quentchenweiſe, ſondern ganz gehörig. Wir haben an viele Türen gepocht, aber bisher nicht erreicht, was wir wollten — hoffentlich wird es ja noch beſſer gehen —; aber wir müſſen uns darauf gefaßt machen, daß wir die Armen, die Witwen uſw. in dieſem Jahre reichlicher unterſtützen müſſen. So läuft der Verein für das Jugendheim auch noch obdachlos herum; ich glaube nicht, daß wir dieſen Verein, der ſo viel für unſere Armen leiſtet, lange überlegen müſſen, wie weit Sie auch ihm entgegen⸗ kommen. So könnte ich Ihnen noch eine Menge Beiſpiele anführen. Alſo, meine Herren, ſeien Sie gütig und ſeien Sie vorſichtig! Wenn Herr Paſtor von Bodelſchwingh ſpäter in Verlegenheit kommt, und wir haben die Mittel, dann können wir ihm ja noch weiter beiſtehen; aber ich möchte im Intereſſe einer geſunden Wirtſchaft bitten, daß wir uns jetzt auf 5000 ℳ beſchränken. Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, meine Freunde wollen dem Antrage des Magiſtrats zu⸗ ſtimmen und dem Paſtor von Bodelſchwingh die 10 000 ℳd bewilligen. In den Ausführungen des Herrn Kollegen Zietſch finde ich einen gewiſſen Widerſpruch inſofern, als er dem Magiſtrat, den Gemeinden, der geſamten Geſellſchaftsordnung den Vorwurf macht, daß ſie dieſen ſchweren Schwären — ſagte er —, die die Geſellſchaftsordnung herbeigeführt hat, nicht helfen wollen, ſie nicht heilen wollen, und auf der andern Seite fällt er dem Magiſtrat wieder in die Zügel, wenn er den erſten Anlauf dazu nimmt, hier mitzu⸗ wirken, dem Beſtreben eines Mannes, deſſen Wirken auch von ihm, von allen Seiten in dieſem Hauſe anerkannt worden iſt, zur Seite zu treten. Wir ſind aber der Meinung, daß wir in dieſem Saale ſchon ſo viel gezahlt haben, daß wir nun auch die Verpflichtung haben, das Werk des Paſtors von Bodelſchwingh zunächſt noch mit durchzuhalten. (Stadtv. Protze: Sehr richtig!) Wir ſind auch weiter der Meinung und ſind uns, wie auch der Herr Bürgermeiſter betont hat, vollkommen klar, daß die Verſuche des Paſtors von Bodelſchwingh niemals eine endgültige Löſung dieſer ſchwierigen Frage herbeiführen werden; aber wir glauben, daß in ſeinem Beſtreben und in ſeinem Wunſch der Löſung ein ſehr großes Material liegt, welches ſpäterhin auch den Gemeinden, auch den Städten, auch uns mit zum Vorteil gereichen wird, da man dann eine ganze Reihe von praktiſchen Detailfragen an Hand des geſammelten Materials beſſer wird überſehen können als bisher. Und endlich glauben wir, daß ſein Werk, das wir alle doch fortgeſetzt zu ſehen wünſchen — meinetwegenals Verſuchswerk —, in Not kommen würde und nicht in dem wünſchens⸗ werten Maße fortgeſetzt werden würde, wenn auch andere Kommunen ſich die gleichen Gründe zu eigen machen, die hier vorgetragen worden ſind. Denn dieſe Gründe gelten nicht nur für die Ge⸗ meinden in Norddeutſchland, ſondern auch für andere Städte; auch andere Städte haben un⸗ günſtige Finanzverhältniſſe in dieſem Jahre und haben mit der Armut und der Arbeitsloſigkeit mehr zu kämpfen als früher. Deshalb finde ich einen Widerſpruch in dem Wunſche des Herrn Kollegen Gredy, der ſagt: wir müſſen in dieſem Jahre mehr tun für die Arbeitsloſen, und nicht will, daß wir in dieſem Falle, wo wir es tun wollen, helfend eingreifen. Ich vitte Sie auch, den Antrag des Magiſtrats zu bewilligen. Stadtv. Hirſch: Meine Herren, die letzten Ausführungen des Herrn Vorredners zeigen, auf welche ſchiefe Ebene wir uns begeben. Herr Kollege Frentzel hat ausdrücklich geſagt: wir ſind verpflichtet, das Unternehmen des Paſtors von Bodelſchwingh durchzuhalten. Herr Paſtor von Bodelſchwingh wird ja wohl die ſtenographiſchen Berichte einſehen,