wie geſagt, wir erkennen den Mut des Paſtors von Bodelſchwingh an. Es iſt darauf hingewieſen worden, in welchem wohltuenden (Gegenſatz die Bodelſchwinghſchen Anſtalten gegenüber dem Aſyl für Obdachloſe in Berlin ſtehen. Aber der Herr Bürgermeiſter und andere Herren, die das hervorgehoben haben, gehen von der irrigen Meinung aus, daß das, was Herr Paſtor von Bodelſchwingh will, nicht etwas ganz anderes iſt, als was Berlin mit ſeinem Aſyl bezweckt. Hier handelt es ſich um die vorläufige Unterbringung von Obdachloſen, dort um die Anleitung von Trinkern zu neuer Arbeit. Wer in den Kolonien des Paſtors von Bodelſchwingh der Aufnahme von Arbeitsloſen beigewohnt hat, wer geſehen hat, mit welcher furchtbaren Sorgfalt er ſich die Leute aus⸗ ſucht, der iſt zu der Erkenntnis gekommen, daß dieſe Anſtalten tatſächlich nur einen Tropfen auf den heißen Stein bedeuten. Stadtv. Zander: Ich kann mich mit den Aus⸗ führungen des Herrn Berichterſtatters nicht ein⸗ verſtanden erklären. Ich glaube, wir haben in Charlottenburg doch ganz andere Sachen zu ver⸗ treten, als wiederum 10 000 ℳ für den Zweck des Paſtors von Bodelſchwingh zu bewilligen. Unſern Vereinen ſind ſo oft Abſtriche gemacht worden — es heißt, daß wir nicht genug Geld haben, um unſern Vereinen reichere Summen zu geben —, daß wir für Berliner Vagabondage nicht noch mehr zu geben brauchen. Ich glaube, wir werden reichlich genug tun, wenn wir ſtatt 10 000 ℳ 5 000 ℳ geben. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Protze (Schlußwort): Die Ausführungen der Herren, die gegen die Be⸗ willigung von 10 000 ℳ geſprochen haben, die ent⸗ weder nur 5 000 ℳ oder gar nichts bewilligen wollen, haben mich nicht überzeugt, daß ich meinen Antrag zurücknehmen ſollte. Herr Kollege Hirſch ſprach davon, daß 1905 hier überhaupt gar keine Stimmung für die Anſtalten geweſen wäre. Das iſt ſehr richtig; aber Sie ſehen daraus, daß die Stimmung heute anders iſt, daß die Sache anders iſt, als wir ſie damals angeſehen haben; wir haben uns überzeugt, daß an der Sache wirklich etwas iſt. Herr Kollege Dr Stadthagen meinte: Berlin zahlt nicht entſprechend im Verhältnis wie wir. Berlin zahlt 38 000 ℳ laufend und gibt außerdem 350 Morgen Land ohne Pacht; das hat Herr von Bodelſchwingh von Berlin, das müſſen Sie auch anrechnen. Dann, Herr Kollege Stadthagen, glaube ich ganz entſchieden, daß Herr Paſtor von Bodel⸗ ſchwingh bei dieſem Ausbau uſw. Berlin auch mit einer ganz gehörigen Summe heranziehen wird, jedenfalls mit einer größeren Summe, als wir zahlen ſollen. Dann ſtehe ich aber auf dem Standpunkt, daß, wenn wir eine gute Sache unterſtützen wollen, wir nicht ſagen dürfen: wenn du nicht drei Mark gibſt, gebe ich auch nicht drei Mark. Gewiß hat Herr Kollege Gredy recht: wir werden in dieſem Jahre ſehr zu leiden haben und große Anſtrengungen machen müſſen, weil die Arbeitsloſigkeit groß iſt und darum auch die Unterſtützung an dieſe Leute groß ſein wird. Aber wir müſſen deshalb dieſe Sache doch auch unterſtützen. 375 Wir dürfen auch nicht ſagen, wie Herr Kollege Dr Stadthagen ſagte: in Gefahr iſt die Sache nicht mehr, wir können uns jetzt zurückziehen. Nein, gerade zu einer Zeit, wo ſo viele arbeitslos ſind, müſſen wir die Sache erſt recht unterſtützen, damit ſie gut in Gang kommt. Ich möchte Sie bitten, die Vorlage des Ma⸗ giſtrats ſo anzunehmen, wie ſie gemacht worden iſt. Stadtv. Dr. Stadthagen (perſönliche Be⸗ merkung): Der Herr Bürgermeiſter hat mir in gewiſſer Weiſe den Vorwurf gemacht, daß ich quentchenweiſe den Beitrag bemeſſen wollte. Ich habe mich in meinen Ausführungen von vornherein gerade gegen einen ſolchen Vorwurf verwahrt und habe geſagt: ich habe nicht etwa ausgerechnet, wieviel auf uns kommen würde, aber ich halte 5 000 ℳ für angemeſſen. Außerdem würde ich als Mitglied derRormal⸗Eichungskommiſſion quentchen⸗ weiſe überhaupt nicht abm eſſen, ſondern nur nach zuläſſigen Maßen. (Heiterkeit.) Vorſteher Kaufmann: Herr Kollege Dr Stadt⸗ hagen beantragt, nur 5000 ℳ zu bewilligen. Die Magiſtratsvorlage iſt die weitergehende; ich werde daher zuerſt über die Magiſtratsvorlage abſtimmen laſſen, welche lautet: Zur Unterſtützung der zur Bekämpfung des Vagabundentums und der Betteler in Groß⸗Berlin geſchaffenen von Bodel⸗ ſchwinghſchen Kolonien bei Bernau wird ein einmaliger Beitrag von 10 000 ℳ aus dem Dispoſitionsfonds bewilligt. (Die Abſtimmung erfolgt.) Die Herren Beiſitzer wünſchen die Gegen⸗ probe. (Die Gegenprobe erfolgt.) Die Magiſtratsvorlage iſt angenommen. Es erübrigt ſich daher die Abſtimmung über den Antrag des Herrn Kollegen Dr Stadthagen. Für den Ausſchuß zu Punkt 20 der Tages⸗ ordnung ſind folgende Herren in Vorſchlag gepracht: Bartſch, Bollmann, Dunck, Jacob, Jaſtrow, Motter, Dr Rothholz, Sellin, Dr Stadthagen, Stein und Zander. Wenn ich keinen Widerſpruch höre, ſtelle ich feſt, daß dieſe Herren gewählt ſind. — Ich konſtatiere das. Es iſt Einſpruch gegen den Vorſchlag zu Tages⸗ ordnung Nr. 41!“ erhoben worden, der bei der Beratung in nichtöffentlicher Sitzung zur Er⸗ ledigung kommen wird. Folgende Anfrage iſt eingegangen: Hat die Anregung des Herrn Oberbürger⸗ meiſters im Herrenhauſe wegen der an Stärke des Perſonals unzureichenden Polizei von Charlottenburg Berückſichtigung gefunden? Stein und eine genügende Anzahl von Unterſchriften. Ferner iſt die Anfrage eingegangen: Sind dem Magiſtrat die ürſachen des Hauseinſturzes am Königsweg bekannt ge⸗ worden? Welche Maßnahmen gedenkt der Magiſtrat zu treffen, um einer Wiederholung ähnlicher