— 380 Zeppelin eingetreten, ſo ſind das ſeine Genoſſen geweſen. (Stadtv. Dr Frentzel: Nein, Genoſſen in An⸗ führungsſtrichen!) — Dann ſind gewöhnlich unſere Genoſſen gemeint, wenn Herr Kollege Dr Frentzel davon ſpricht. (Heiterkeit.) Nun, daß das geſchehen iſt, iſt ſehr erklärlich. Sie dürfen nicht vergeſſen, daß für den Grafen Zeppelin in Süddeutſchland eine Sympathie entſtanden iſt ſchon deswegen, weil Zeppelin es verſtanden hat, gegen Preußen und den peußiſchen Kriegsminiſter einmal Rückgrat zu zeigen, und wenn Sie auch in Preußen einmal Rückgrat zeigen, werden wir auch Sympathie mit Ihnen haben. Die Parole über⸗ laſſe ich dem Kriegerverein. Nach der Rede, die Herr Kollege Dr Frentzel heute gehalten hat, wird er ohne weiteres von uns für geeignet erklärt, einem Kriegerverein beizutreten. (Heiterkeit.) Bürgermeiſter Matting: Es ſind ſo viele patriotiſche Worte heute geſprochen worden, daß ich kaum imſtande bin, ihnen noch irgendwelche von gleicher Bedeutung hinzuzufügen. Ich darf daher um ſo eher auf den Verſuch verzichten, die Ausführungen des Herrn Stadtverordneten Zietſchzu widerlegen, als ich mir einen Erfolg davon leider nicht verſprechen kann; ich beſchränke mich deshalb darauf, namens des Magiſtrats die Magiſtratsvorlage Ihnen noch einmal dringend zu empfehlen. (Bravo!) (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats wie folgt: Zu der Nationalſpende für den Grafen Zeppelin wird der Betrag von 6000 ℳ aus dem Dispoſitionsfonds bewilligt.) Vorſteher Kaufmann: Punkt 23 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. unterſtützung der Abgebrannten in Donaueſchingen. Druckſache 325. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, meine Freunde ſtimmen auch dieſer Magiſtratsvorlage mit vollem Herzen bei, ja, ich möchte Sie ſogar bitten, uns zuzuſtimmen, wenn wir beantragen, die Summe von 2000 auf 3000 ℳ zu erhöhen. Wir glauben, daß die Bevölkerung von Donaueſchingen durch das Brandunglück, das ſie betroffen hat, wirklich in ſo großem Maße geſchädigt iſt, daß wir noch etwas Übriges tun und noch 1000rℳ mehr bewilligen können. Wenn die Zeppelinbewegung irgendeinen Nachteil gehabt hat, ſo haben die Donaueſchinger ihn erlitten; denn das Unglück in Donaueſchingen kam gerade damals, als die Zeppelinkataſtrophe paſſiert war. Es iſt gut, wenn wir mit der einen Hand reichlich geben, mit der anderen nicht zu karg zu ſein. Ich möchte Sie deshalb bitten, die Summe von 2000 auf 3000 ℳ zu erhöhen. Ich habe einen dem⸗ entſprechenden Antrag dem Herrn Vorſteher ein⸗ zureichen. Stadtv. Hirſch: Ich kann namens meiner Freunde erklären, daß wir der Magiſtratsvorlage in der Form, wie ſie Herr Kollege Frentzel beantragt hat, zuſtimmen werden. Wir bedauern nur, daß Herr Kollege Frentzel nicht namens ſeiner Freunde beantragt hat, den Donaueſchingern mindeſtens den gleichen Betrag zu überweiſen wie für den Zeppelinſpende. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt unter Annahme des Ab⸗ änderungsantrages des Stadtv. Dr Frentzel nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Zur Unterſtützung der durch eine Brand⸗ kataſtrophe in Not geratenen Bewohner von Donaueſchingen werden 3000 ℳ aus de Dispoſitionsfonds bewilligt.) (Rufe: Einſtimmig!) Vorſteher Kaufmann: Wir kommen nunmehr nach unſerem eingangs gefaßten Beſchluß zu Punkt Punkt 33 der Tagesordnung: Antrag der Stadtv. Meyer und Genoſſen betr. Leuchtgas⸗ und Elektrizitätsſteuer. Druck⸗ ſache 336. Der Antrag lautet: Der Magiſtrat wird erſucht, gegen die etwa geplante Einführung einer Leuchtgas⸗ und Elektrizitätsſteuer Stellung zu nehmen. Antragſteller Stadtv. Meyer: Meine Herren, die Antragſteller und meine übrigen Freunde, die dem Antrag einmütig zuſtimmen, verkennen nicht, wie mißlich es iſt, an einer Vorlage Kritik zu üben, von der es nicht nur nicht bekannt iſt, wie ſie im ein⸗ zelnen ausſehen wird, ſondern von der es jetzt noch nicht einmal mit Sicherheit feſtſteht, ob ſie über⸗ haupt an den Reichstag gelangen wird. Aber nach⸗ dem ſeit Monaten unwiderſprochen durch die Tages⸗ zeitungen die Nachricht gegangen iſt, daß die Re⸗ gierung ſich mit einer Beſteuerung der mechaniſchen Licht⸗ und Kraftquellen trägt, iſt es, wenn wir dazu überhaupt Stellung nehmen wollen, geboten, nicht zu warten, bis der Entwurf fertig iſt und dann nach früher gemachen Erfahrungen an dem kuror positivus der geſetzgebenden Faktoren auch die beſtbegründeten Einwendungen ſcheitern. Und, meine Herren, daß wir zu dieſer Steuer Stellung zu nehmen haben, wird in unſerem Kreiſe kaum jemand bezweifeln. Es kann natürlich für uns nicht in Betracht kommen, von politiſchen oder all⸗ gemeinwirtſchaftlichen Geſichtspunkten in eine Er⸗ örterung des Steuerprojektes einzutreten; aber es iſt unſere Aufgabe, zu prüfen, ob und bejahenden⸗ falls in welcher Weiſe es in unſere kommunal⸗ politiſche Intereſſenſphäre eingreift, und, wenn dieſe Prüfung ergibt, daß es für die kommunalpolitiſchen feen ſchädlich iſt, uns dagegen zur Wehr zu etzen. Meine Herren, die deutſchen Städte ſind ja nicht gerade verwöhnt durch die Geſetzgebung, Be⸗ nachteiligungen der verſchiedenſten Art ſind ihnen nichts neues; aber kaum eine ſteuergeſetzliche Maß⸗ nahme war ſo überwiegend gegen die Städte ge⸗ richtet, wie es die Gas⸗ oder Elektrizitätsſteuer ſein würde. Ganz beſonders würden diejenigen Städte getroffen, die, wie Charlottenburg, eine eigene Gas⸗ anſtalt oder ein eigenes Elektrizitätswerk haben. Seit Jahren iſt man der Anſicht geweſen, daß die Verſtadtlichung der Gasanſtalten und der Elektrizi⸗