— 385 — Der Magiſtrat beantragt nun, 4) die eigne Regie abzulehnen, b) die Fuhrleiſtungen für die Straßenreinigung und Feuerwehr für einen 3 jährigen Zeit⸗ raum — vom 1. April 1910 bis 31. März 1913 — nach vorheriger Ausſchreibung einem Unternehmer mit der Maßgabe zu übertragen, daß letzterer nur die Pferde und Kutſcher zu ſtellen und die Kehrichtabladeplätze zu be⸗ ſchaffen hat, während die Stadtgemeinde die erforderlichen Stallungen, Remiſen, Werk⸗ ſtätten und Wagen vorzuhalten hat, — das iſt wohl der Hauptinhalt — c) auf dem noch verfügbaren Teile des ſtädtiſchen — früher Luckmannſchen Grundſtückes — an der Straße 18a die erforderlichen Stal⸗ lungen, Remiſen und Werkſtätten zu er⸗ richten. Selbſtverſtändlich hat der Magiſtrat vorher die Sachverſtändigen gefragt und hat ſich auch an die Feuerlöſch⸗ und Straßenreinigungsdeputation ge⸗ wendet. Der erſte Sachverſtändige, Herr Brand⸗ direktor Bahrdt, hat ſich nach den Akten in außer⸗ ordentlich günſtiger Weiſe für die eigene Regie ausgeſprochen. Er hat geſagt, daß das die einzige Möglichkeit ſei, geordnete Zuſtände im Straßen⸗ reinigungsweſen herzuſtellen. Er hat ferner feſt⸗ geſtellt, daß ſich die eigene Regie um etwa 69 000 ℳ — er hat 63 000 ℳ ausgerechnet; das hat ſich aber nachher auf 69 000 ℳ erhöht — teurer ſtellen wird, alſo um einen verhältnismäßig geringen Betrag, hat aber geſagt: Schließlich hebe ich noch hervor, daß ſowohl bei den einmaligen — von denen ich gar nicht erſt geſprochen habe —fh als auch bei den laufenden Ausgaben die Einheitspreiſe und die mitſpielenden Faktoren ſo bemeſſen wurden, daß ein höherer Betrag als 69 000 ℳ nicht ent⸗ ſtehen tann. Es iſt vielmehr anzunehmen, daß ſich in verſchiedenen Poſitionen, wie z. B. bei der Uunterhalrungs der Pferde und bei der Unterhaltung der Fahrzeuge,beträchtliche Überſchüſſe ergeben werden. Alſo er ſagt: die 69 000 ℳ werden in keinem Fall überſchritten werden, es wird vorausſichtlich viel billiger werden. Ich möchte Ihnen auch noch kurz vorleſen, was er ferner über die Ubernahme in eigene Regie im allgemeinen ſagt: Ich habe ferner die Überzeugung erlangt, daß das Straßenreinigungsweſen in der bisher geübten Weiſe für Charlottenburg nie zufrie denſtellend wirken kann, und daß genügende Abhilfe der bisherigen Mißſtände nur durch die Übernahme in eigene Regie möglich iſt. Der eigene Betrieb der Abfuhr in dem vorbeſchriebenen Rahmen ermöglicht nicht nur die pünktlichſte und vollkommenſte Er⸗ ledigung aller einſchlägigen Geſchäfte bei der beſten Inſtandhaltung der Einrichtungen, Geräte und Fahrzeuge, ſondern er wird auch dem vornehmen Charakter der Stadt ent⸗ ſprechend in äſthetiſcher und hugieniſcher Hinſicht ein völlig einwandfreier ſein können. Ich bitte daher, nach Prüfung meiner Dar⸗ ſtellungen den eigenen Betrieb des Abfuhr⸗ weſens beim Magiſtrat zu beantragen. Das iſt das Gutachten des Branddirektors. Kommt weiter das Gutachten des Straßen⸗ reinigungsoberinſpektors; der ſagt: „Das einzige Heil iſt die eigene Regie.“ Und nun iſt auch die Deputation für Feuer⸗ löſchweſen und Straßenreinigung gefragt, und die Deputation hat — nach den Akten — einen Unter⸗ ausſchuß eingeſetzt, der hat getagt, hat die Frage genau ſtudiert und iſt zu dem Ergebnis gekommen, daß die eigene Regie einzuführen ſei. Die Straßen⸗ reinigungsdeputation hat dann auch demgemäß beſchloſſen unter Vorſitz des Magiſtratsdezernenten. Ich fand in den Akten, daß ſich der Magiſtrats⸗ dezernent immer wieder für die eigene Regie ausſpricht. Schließlich kommt nun der Magiſtrat zu dem Beſchluß, an dem auch wieder der Herr Magiſtrats⸗ dezernent mitgewirkt hat, einſtimmig — einſtimmig, meine Herren! — die eigene Regie abzulehnen. Warum abzulehnen? Er ſagt: die eigene Regie iſt eine gute Sache, wirtſchaftlich ſowohl wie in idealer Beziehung; aber was uns hindert, ſagt er, dieſelbe einzuführen, iſt beſonders der Ankauf von 160 Pferden, die Auswahl des geeigneten Kutſcher⸗ materials und vor allem das Einfahren der Ge⸗ ſpanne — das iſt die größte Schwierigkeit! (Stadtv. Stein: Hört, hört!) Das ſind die Gründe, die den Magiſtrat veranlaßt haben, das Gegenteil von dem zu beſchließen, was der erſte Sachverſtändige, der Branddirektor, der zweite Sachverſtändige, der Straßenreinigungs⸗ oberinſpektor, die Straßenreinigungs⸗ und Feuer⸗ 0 — alle Sachverſtändigen empfohlen en. Nun möchte ich noch einige Zahlen aus dem Erläuterungsbericht, der ja wegen der vielen Zahlen etwas ſchwierig durchzuſtudieren iſt, nennen, damit Sie ein Bild von den Koſten bekommen. 44 Bei der eigenen Regie kommen erſt einmalige Ausgaben in Betracht: das Inventar muß gekauft werden, es müſſen Gebäude errichtet werden — in der Anleihe ſind dafür 750 000 ℳ vorgeſehen —, Pferde müſſen gekauft werden, Uniformen, Geräte und was ſonſt noch nötig iſt; das koſtet an einmaligen Ausgaben 780 000 ℳ. Ich bitte, ſich dieſe Zahl zu merken. Die laufenden Ausgaben ſtellen ſich bei der eigenen Regie auf 481 000 ℳ. Bei dem gemiſchten Syſtem, wie es der Magiſtrat jetzt vor⸗ ſchlägt — der Magiſtrat will nämlich die Gebäude bauen, die Geräte, die Wagen uſw. anſchaffen und will nur das Pferdematerial und die Kutſcher in Pacht geben; ſo iſt es, wohl richtig — ich ſage: bei dem gemiſchten Syſtem ſtellen ſich die laufenden Ausgaben auf 432 000 ℳ, der Unterſchied beträgt alſo nur 49 000 ℳ, von denen der Branddirektor ſagt, daß hierbei auch noch geſpart wird, und die einmaligen Ausgaben auf 559 000 ℳ. Der Unter⸗ ſchied zwiſchen dieſen einmaligen Ausgaben und den einmaligen Ausgaben bei der eigenen Regie liegt natürlich hauptſächlich in dem Pferdematerial; die 160 Pferde, und was dazu gehört, koſten Geld. Aber die einmaligen Ausgaben kommen eigentlich bei unſerer Berechnung gar nicht in Betracht; denn für das Geld haben wir doch etwas Dauerndes, das iſt doch ein Beſtand, das bleibt uns. Für unſere Erwägungen ſind nur die laufenden Ausgaben maßgebend, und da ſcheint es mir, als ſeien die 481 000 ℳ bei der eigenen Regie gegenüber den