— 386 — 432 000 ℳ beim gemiſchten Syſtem doch ziemlich! fahren Sie mit ihnen los; Sie müſſen bedenken, günſtig. Nun ſagt der Erläuterungsbericht weiter: wenn die ganze Geſchichte an einen Unternehmer vergeben wird, wenn wir kein Haus bauen, wenn der Unternehmer die Wagen anſchaffen und alles ſelbſt beſchaffen muß, dann koſtet das 412 000 ℳ. Alſo eigene Regie 481 000 ℳ, gemiſchtes Syſtem 432 000 ℳ, Vergebung an Fuhrunternehmer 412 000 ℳ. Ich meine, auf dieſe letzte Art der Ver⸗ gebung der Fuhrleiſtungen wollen wir uns nach den gemachten Erfahrungen doch nicht mehr ein⸗ laſſen; es kommt nur die eigene Regie oder das gemiſchte Syſtem in Betracht, und ich glaube Ihnen hier nach den Akten dargelegt zu haben, daß die eigene Regie empfehlenswerter und nicht viel teurer iſt. (Sehr richtig!) Immerhin, meine ich, iſt die Sache ſehr ſchwierig und iſt zu prüfen, und ich ſchlage Ihnen deshalb vor: bewilligen Sie einen Ausſchuß von 13 Mitlgliedern, in dem die Sache beſprochen werden kann, und in dem wir vielleicht noch diejenige Belehrung uns verſchaffen können, die ich aus den Akten nicht entnehmen konnte. Stadtrat Boll: Meine Herren, zunächſt möchte ich, damit es keine Mißverſtändniſſe gibt, bitten, einmal die verſchiedenen Magiſtratsdezernenten auseinanderzuhalten. Urſprünglich war Herr Stadt⸗ rat Meyer Dezernent in dieſer Sache, dann trat Herr Stadtrat Seydel ein und übernahm das Dezernat; Herr Stadtrat Seydel hat dieſes Dezernat nach der Verfügung des Herrn Oberbürgermeiſters an mich abgegeben. Ich übernahm das Dezernat, prüfte die Vorgänge, die ganzen Feſtſtellungen im Ausſchuß, dem der Branddirektor und andere Herren angehörten, denen der Magiſtrat gefolgt iſt, und kam zu dem Schluß: (Stadtv. Jolenberg: Da habe ich wieder falſche Akten!) in der feſtgeſetzten Zeit iſt es unmöglich, das zu 7 2. was Sie wollen, d. h. die volle eigene egie. Die Sache ſteht nun ſo: am 1. April 1901 müßte nach der jetzigen Sachlage die eigne Regie in Kraft treten. Nun gehört dazu eine ganze Anzahl von Gebäuden. Rechnen wir, wir kämen bald zu einem Entſchluß; dann braucht die Hochbauver⸗ waltung — das hat ſie erklärt — einen Winter über, um die nötigen Projekte zu machen, und kann dann im März oder April zu bauen anfangen; da es ſich um ganz beſonders ſchwierige und ganz eigne Bau⸗ lichkeiten handelt, ſo braucht ſie ein Jahr dazu, ſie zu bauen. Darauf hat auch der Branddirektor zugegeben, daß es nicht möglich iſt, am 1. April 1910 den Betrieb zu eröffnen; er ſteht alſo auf demſelben Boden, wie wir ihn vorſchlagen; daß wir die Sache zunächſt ſchrittweiſe vorbereiten, daß wir dem Unternehmer die Ställe vorhalten, die beſonders ſchwierig von ihm zu beſchaffen ſind, und daß wir dann einen tüchtigen Unternehmer ſuchen. Das braucht ja nicht Fricke zu ſein; meine Herren, darin ſind wir alle einig, daß wir mit dem jetzigen Unter⸗ nehmer überhaupt nicht weiter arbeiten können; denn die jetzigen Zuſtände ſind uns ebenſowenig erträglich wie Ihnen. Aber in einem ſolchen Schnellzugstempo geht es nicht, daß die eigne Regie am 1. April 1910 ſchon in Kraft tritt. Die Pferde können Sie doch nicht heute kaufen und morgen daß es eine ganze Weile dauert, ehe die Pferde zuſammengehen, ehe die Kutſcher eingefahren ſind; das iſt nicht ſo, wie wenn man eine tote Ware nimmt, ſondern das ſind lebende Weſen, die ſich erſt gegenſeitig anfreunden müſſen. (Stadtv. Stein: Geſchieht in zwei Tagen!) Wir ſträuben uns nur dagegen, daß wir die eigene Regie ſchon zum 1. April 1910 einführen; wir wollen es ſchrittweiſe machen; wir wollen einen geeigneten Unternehmer ſuchen, wobei wir darauf ſehen werden, daß der Mann etwas leiſtet, daß er ſich an anderen Stellen ſchon bewährt hat, und dann werden wir ſehen, wie er bei uns den Betrieb führt. Wenn Ihnen drei Jahre zu viel ſind, machen wir es vielleicht auf zwei Jahre. Dann werden wir von Pferden und Perſonal übernehmen, was uns gut ſcheint; wir werden dann die Leute und die Pferde beſſer kennen lernen, und das wird dann eine Sache, die Hand und Fuß hat. Ich will auf die Details nicht weiter ein⸗ gehen. Erſtens beſpricht ſich die Sache im Aus⸗ ſchuß, der beantragt iſt, viel beſſer als hier im Plenum. Außerdem iſt die Stunde heute ſchon ſpät. Ich ſage nochmals, daß der Zeitpunkt unge⸗ eignet iſt, daß 1910 zu früh iſt; wir wollen es ſpäter machen. Es kann 1912 ſein, oder wie Sie wollen; darüber werden wir uns ja ſchon einigen. Aber es iſt ganz unmöglich, daß, nachdem die Gebäude gerade fertig ſind, der Betrieb ſchon ordentlich in Wirkſamkeit treten kann; dann kommen wir zu Zuſtänden, die unmöglich ſind, dann weiß keiner Beſcheid, und es wird auf den Straßen eine ganze Zeit lang ſo ausſehen, daß es Ihnen auch nicht gefallen wird trotz der enormen Mehrkoſten. Stadtv. Stein: Meine Herren, die einzige Entſchuldigung für die Vorlage iſt, daß das Dezernat gewechſelt hat; ſonſt iſt es maßlos — das iſt eine ſehr beſcheidene Außerung, die ich dafür wählen kann. Vor 10 Jahren wurde die Ubernahme in eigene Regie angeregt, als Stadtrat v. Behrend das Dezernat hatte; damals war alles fertig, die Sache ſollte in eigene Regie übernommen werden. Da wurde auf einmal geſagt: es iſt uns zu teuer, es geht nicht; es wurde alles noch einmal erwogen, in vielen Sitzungen der Feuerlöſch⸗ und Straßen⸗ reinigungsdeputation, Unterausſchüſſe wurden ernannt, die Sache wurde eingehend geprüft. Alles ſtimmte dem bei. Aber nun geht es nicht! Warum nicht? Es geht nicht ſo ſchnell, die Pferde einzufahren! Ja, meine Herren, 1870 fuhr eine Batterie aus Graudenz; zwei Tage vorher hatte ſie die Pferde bekommen, ſie fuhr mit der Bahn nach Spichern und hat das Gefecht mitgemacht — mitgemacht mit ganz uneingefahrenen Pferden! Mit 6 Pferden iſt außerdem ſchwieriger fahren als mit zwei Pferden bei der Feuerwehr. Alſo das Einfahren möchte ich mir in ein paar Tagen über⸗ nehmen. Das iſt nicht meine eigene Anſchauung; ich habe ſie aus Unterredungen mit Feuerwehr⸗ offizieren, nicht bloß in Charlottenburg, ſondern auch in anderen Städten, gewonnen. Es gibt keine größere Stadt, die für die Feuerwehr nicht ihre eigene Beſpannung hat. (Sehr richtig!) Wir fahren mit Automobilen, mit Kraftfuhrwerken. Na, wenn Sie heute die „Neue Zeit“ geleſen haben, ſo geht das noch nicht ſo gut; für die Kraftſpritze brauchen wir auch Beſpannung, und die haben wir