— 387 — nicht. Warum nicht? Bei Herrn Fricke iſt Rotz!) Und was das für eine Krankheit iſt, das wiſſen Sie wohl; es iſt eine furchtbare Krankheit, denn ſie überträgt ſich auch auf die Leute. Ich habe einmal bei einer Batterie geſtanden, wo Rotz war; das iſt eine furchtbare Arbeit, Tag und Nacht muß man im Stall ſein. 2127. . 9 Die Pferde ſind nicht gut. Wer keinen Blick dafür hat, der darf darüber nicht reden; wer aber überhaupt einen Blick für körperliche Schönheit, für körperliche Form hat, der ſieht, was das für kodderige Gäule ſind (Sehr gut! bei den Sozialdemokraten) — anders kann ich mich nicht ausdrücken. Es iſt ein⸗ fach furchtbar; wir haben darüber ja ſchon geredet. Jungens unter 16 Jahren ſollen nicht bei den Waſchmaſchinen, bei den Pferden ſein; na, ich habe heute Jungens geſehen — zwar nicht den Tauf⸗ ſchein, aber es waren Jungens! Was die Vorlage über den Ankauf ſagt, das iſt wohl ſehr übertrieben. Die Gebäude will ja der Magiſtrat überhaupt bauen laſſen; da ſollen wir doch lieber gleich unſere eigenen Pferde hineinſetzen und nicht fremde, die uns Rotz hineinbringen und uns unſere Ställe verſchweinigeln. (Heiterkeit.) Es handelt ſich um Tauſende, um Geſundheit von Pferden und Perſonal, das ſpäter in dieſe Ställe hineinkommt. Wie geſagt, die einzige Erklärung der Vor⸗ lage iſt, daß der frühere Dezernent nicht mehr im Amt iſt. Von der Straßenreinigungs⸗ und Feuer⸗ löſchdeputation iſt außer mir noch nur der Kollege Wenig hier, kein anderer iſt hier, der mich unter⸗ ſtützen könnte; der Kollege Scharnberg iſt leider nicht mehr Stadtverordneter, der uns in dieſer Beziehung ſehr unterſtützt hat; Kollege Rackwitz, der in bezug auf Stallungen und Pferde ein vor⸗ züglicher Sachkenner iſt, fehlt leider auch. Der Stadtrat Seydel hatte das Dezernat übernommen: er hat ſich überarbeitet und iſt krank geworden; der Stadtrat Boll hat dann das Dezernat über⸗ nommen: er hat ſich noch nicht eingearbeitet; da kann man ihm keinen Vorwurf machen. Nnn iſt geſagt worden: die Feuerlöſch⸗ deputation iſt gehört worden. Das mag ja ſein, iſt aber anderthalb Jahre her. Im Juli bin ich verreiſt geweſen; da iſt einmal eine Karte ab⸗ gegeben worden, die hat aber meine Kaſſiererin nicht angenommen; das mag ja vielleicht eine Ein⸗ ladung zur Sitzung der Feuerlöſchdeputation ge⸗ weſen ſein. Der Kollege Wenig weiß auch nicht, daß eine Sitzung einberufen worden iſt. Wenn das aber die Sitzung vom vorigen Jahre geweſen iſt, dann war es eben die Sitzung, wo die Feuerlöſch⸗ deputation einſtimmig für eigene Regie war, und zwar für den 1. April 1910. Daß das mit den Pferden zu leiſten iſt, darüber iſt gar kein Zweifel. Daß Kollege Rackwitz nicht hier iſt, bedaure ich ſehr, auch, daß Kollege Heiſe nicht mehr hier iſt; die haben ſehr dafür gearbeitet, und es iſt bedauer⸗ lich, daß alle dieſe Arbeit umſonſt geweſen iſt. Daß die Vorlage in einen Ausſchuß geht, iſt natürlich; da wird die Sache weiter beſprochen werden. Ich habe heute noch den ſtenographiſchen Bericht geleſen von der Sitzung, ich glaube, vom vorigen Juni; daß nach den damaligen Verhand⸗ lungen heute noch eine ſolche Vorlage kommen würde, das iſt mir unbegreiflich. Stadtv. Gebert: Ich kann im Namen meiner Freunde erklären, daß wir von jeher für die Über⸗ nahme der eigenen Regie geweſen ſind, und daß es uns ebenfalls erregt hat, daß der Magiſtrat hier eine Vorlage bringt, die die eigene Regie wieder auf Jahre hinaus, ſagen wir einmal, in die Fremde ſchickt. Wenn wir uns die Vorberatungen anſehen, ſo dürften wir wohl annehmen, daß im Jahre 1907 mindeſtens die nötigen Arbeiten für die Vor⸗ bereitung der eigenen Regie hätten in Angriff ge⸗ nommen werden ſollen. Das ſcheint aber nicht der Fall geweſen zu ſein. Nun zu der Vorlage ſelbſt! Wenn Herr Kollege Jolenberg geſagt hat, daß er unter Um⸗ ſtänden für eine geteilte Regie iſt, daß man dem Unternehmer die Gebäude liefert und er Pferde und Kutſcher liefern ſoll, (Widerſpruch des Stadtv. Jolenberg) ſo meine ich, daß wir vom Regen in die Traufe kommen und unter keinen Umſtänden beſſer geſtellt ſein würden. Sie wiſſen, daß heute vor unſeren Spreng⸗ wagen ein jammervolles Pferdematerial iſt; wiſſen Sie auch, wo dieſes Pferdematerial herkommt? Gehen Sie einmal nach der chemiſchen Fabrik Schering hin und fragen Sie dort, wo die Pferde bleiben, von denen das Serum gewonnen wird! Da werden Sie erfahren, daß dieſe Pferde auch einmal auf den Straßen Charlottenburgs herum⸗ gehen. Unſere Genoſſen erklären uns häufig: „Seht euch mal die Pferde an, mit dieſen Pferden ſollen wir fahren!“ Fricke iſt gezwungen, junge Leute anzunehmen; denn anſtändige Leute kriegt er nicht mehr. Ich brauche ja nicht ſo weit auszuholen; ich will nur auf folgendes hinweiſen. Wenn wir uns die Zahlen näher anſchauen, die in der Vorlage gegeben ſind, ſo ſind die Summen für die Pferde zu hoch be⸗ meſſen. Wenn dort für ein ſtarkes Pferd 1500 ℳ eingeſetzt ſind, und wir gebrauchen 160 Pferde, ſo iſt dieſe Summe ungemein hoch bemeſſen. So iſt es aber auch mit den kleinen ruſſiſchen Pferden. Ich muß meinem Vorredner vollſtändig bei⸗ ſtimmen, wenn er uns warnt und ſagt: wir müſſen, wenn wir einmal etwas tun wollen, das Ganze übernehmen. Nun heißt es in der Vorlage weiter: geſchulte Kutſcher müſſen vorhanden ſein, eingefahrene Pferde uſw. Wie iſt es denn heute? Haben wir nicht genug geſchulte Kutſcher in Charlottenburg, die fahren können, die die Straßen und die Stadt⸗ teile genau kennen, die genau wiſſen, wie die Ver⸗ hältniſſe in Charlottenburg liegen? Da brauchen wir gar nicht nach geſchulten Kutſchern herum⸗ zuſuchen; aus dieſem Grunde braucht die eigene Regie nicht wieder auf Jahre hinaus verſchoben zu werden. Ich will noch auf folgendes hinweiſen. Wenn das Jahr 1913 herankommt, dann wird es heißen: nun können wir die eigene Regie auch nicht über⸗ nehmen, nun warten wir, bis auch die Müll⸗ verwertung übernommen wird! Wir haben dann wieder Jahre gewartet, und es iſt dann ſehr fraglich, ob die eigene Regie überhaupt kommt. 2 In der Ausſchußberatung können wir noch näher auf die einzelnen Poſitionen eingehen. Ich möchte Sie bitten, den Ausſchußantrag anzunehmen. Stadtrat Boll: Meine Herren, noch ein paar Worte. Herr Stadtv. Stein hat in ſehr tempera⸗