mentvoller Weiſe den Magiſtrat angegriffen; er gebrauchte das Wort „maßlos“, und dann ſprach er von einer „Entſchuldigung“, die der Magiſtrat vor⸗ bringe. Das geht doch wohl zu weit. Wir brauchen uns hier nicht zu entſchuldigen. Im übrigen hat Herr Stadtv. Stein ja zugegeben, daß mich die Schuld nicht trifft; ich brauche mich alſo hier nicht zu verteidigen. Es iſt aber auch von den früheren Dezernenten unausgeſetzt gearbeitet worden. Die Deputation hat im Dezember Beſchluß gefaßt; es trat ein neuer Dezernent ein, der ſich erſt ein⸗ arbeiten mußte. beſchleunigt worden, um in der erſten Sitzung nach den Ferien das feſtſtellen zu können —: dann kann die eigene Regie am 1. April 1910 eingeführt werden Alſo der Vorwurf des Herrn Stein geht zu weit. Ich wollte nur betonen, daß die Dezernenten, welche in den früheren Jahren daran gearbeitet haben, daß der Stadtrat Meyer, der frühere Dezernent, dieſe Vorlage mit unterſchrieben hat, wie Sie ſehen; er hat ſich überzeugt, daß es in dieſer kurzen Zeit nicht möglich iſt, die Sache in einwandfreier Weiſe durchzuführen. Herr Stadtv. Stein hat vom Kriegszuſtande geſprochen. Aber, meine Herren, im Kriegs⸗ zuſtande ſind wir doch gerade nicht. Wenn das Pferdematerial ſo ſchlecht iſt, ſo liegt das an der kleinen Entlohnung, die der Unternehmer bekommt. Wer garantiert uns aber, wenn die Pferde aus allen Richtungen zuſammengekauft werden, daß dieſe dann nicht Rotz in unſere Gebäude und Ställe ſchleppen? Das können Sie bei einem ſo großen Beſtande kaum vermeiden; das kommt überall in den Ställen vor; das kommt auch beim Militär vor. Aber ich will mich hiermit begnügen; wir können uns über Einzelheiten noch im Ausſchuß unterhalten. Wie geſagt: will die Stadtverordneten⸗ verſammlung trotz der Koſten am 1. April 1910 durchaus die eigene Regie einführen, — an uns werden Sie kein unüberwindliches Hindernis finden. (Stadtv. Stein: Dann iſt es ja gut, ſehr ſchön!) — Ich werde eben darauf aufmerkſam gemacht, daß es nicht unwahrſcheinlich iſt, daß der Magiſtrat an ſeinem Beſchluß feſthält. (Heiterkeit.) Bürgermeiſter Matting: Ich habe den Herrn Dezernenten nur darauf aufmerkſam machen wollen, daß hier zunächſt ein Magiſtratsbeſchluß vorliegt, den wir zu vertreten haben. Wir werden die Gründe hören müſſen, die Sie für Ihre Stellung⸗ nahme haben; die freie Entſchließung darüber muß ich ſelbſtverſtändlich dem Magiſtrat vorbehalten. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Jolenberg (Schluß⸗ wort): Ich habe nicht nötig, auf Einzelheiten näher einzugehen; der Ausſchuß wird alles Nötige klären. Aber ich möchte noch eine allgemeine Be⸗ merkung an dieſe Debatte knüpfen. Als ich im vorigen Jahr mir ein Urteil aus den Akten gebildet hatte, die der Stadtverordnetenverſammlung zu⸗ gegangen waren, und entſprechend berichtet hatte, wurde geſagt: „Ja, die Akten ſind veraltet, aus den Akten können Sie nichts entnehmen!“ Und was wird mir heute erwidert? Ich leſe Ihnen das Dadurch iſt ein kleiner Verzug entſtanden, der aber jetzt noch nachgeholt werden kann. Wenn Sie aber durchaus wollen, dann ſteht nichts im Wege — darum iſt die Vorlage ſo koloſſal 8 14 Gutachten des Branddirektors Bahrdt aus den Akten vor, irgendeine anders lautende Außerung des Branddirektors iſt in dieſen Akten nicht vorhanden, und was ſagt nun Herr Stadtrat Boll? — „Ja, das, was Sie von dem Branddilektor geleſen haben, iſt überhaupt nicht gar mehr wahr, der Brand⸗ direktor hat eine ganz andere Meinung.“ Ja, meine Herren, ich kann nicht recht begreifen, wie die Stadtverordnetenverſammlung dann in der Lage iſt, ſich überhaupt ein Urteil über eine Magiſtrats⸗ vorlage zu bilden, wenn die Akten, die uns vor⸗ gelegt werden, kurz vor der Entſcheidung als nicht maßgebend bezeichnet werden! So geht es doch nicht, ſo kann ich doch keinen Bericht halten! Wenn mir ein Bericht übertragen wird, dann in⸗ formiere ich mich aus den Akten, und was in den Akten ſteht, iſt für mich maßgebend. Wenn dann der Magiſtrat kommt und ſagt: die Akten taugen nichts, die ſind längſt überholt, — ja, meine Herren, dann mag ein anderer den Bericht erſtatten; ich bin dann nicht in der Lage, mich genügend vorzu⸗ bereiten. (Rufe bei den Sozialdemokraten: Sie ſtreiken!) (Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 13 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Gebert, Gredy, Jacobi, Jolenberg, Kern, Klau, Protze, Dr Roth⸗ holz, Stein, Wenig, Wilk, Wöllmer und Zietſch.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Das Proto⸗ Foll vollziehen heute die Herren Kollegen Gebert, Jolenberg und Vogel 1. Wir kehren zurück zu Nr. 24 der Tagesordnung: Borlage betr. den 6. Preußiſchen Städtetag. — Druckſache 326. Der Städtetag findet am 5. und 6. Oktober ſtatt. Wir haben 2wei Vertreter zu entſenden. Stadtv. Otto: Meine Herren, ich ſchlage Ihnen vor, als unſere beiden Vertreter den Herrn Vorſteher und ſeinen Stellvertreter zu entſenden. Ich gebe bei der Gelegenheit dem Bedauern Aus⸗ druck, daß es nicht möglich iſt, noch mehrere Mit⸗ glieder der Stadtverordnetenverſammlung zu dieſem Städtetage zu entſenden; aber ich habe mich aus dem Statut des Städtetages davon überzeugen müſſen, daß die Zulaſſung von Gäſten, wollen wir einmal ſagen, nicht möglich iſt, und daß wir uns daher damit begnügen müſſen, dieſe zwei Ver⸗ treter zu entſenden. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Vorſteherſtellv. Dr. Hubatſch: Punkt 25 war von der Tagesordnung abgeſetzt. Wir kommen zu Punkt 26 der Tagesordnung: Borlage betr. Mehrkoſten für Beſeitig — der Brandſchäden bei ach M , 4, — Druck⸗ 74 ache 5 6 (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 44