— 390 — Borſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Punkt 31 der Tagesordnung: Vorlage betr. Annahme einer Erbſchaft. — Druck⸗ ſache 333. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, mit dieſer Vorlage bittet uns der Magiſtrat, ihm die Genehmigung dafür zu erteilen, die An⸗ nahme der Ihnen allen wohlbekannten ſogenannten Pulsſchen Stiftung durchzuſetzen. Der Magiſtrat empfiehlt die Annahme dieſer Stiftung, und ich bin lediglich in der Lage, das gleiche zu tun. Irgend⸗ welche Gründe irgendwelcher Art, die dagegen ſprächen, liegen nach Studium der Akten nicht vor. Die großherzige Stiftung, welche das dahin⸗ geſchiedene Ehepaar Puls gemacht hat, wird be⸗ ſtritten aus dem großen Vermögen, das in ehrlicher, erfolgreicher Arbeit erworben iſt. Die Stifter dieſer Stiftung haben keine irgendwie näherſtehenden Verwandten hinterlaſſen, weder Kinder noch Enkel noch auch Geſchwiſter, die etwa durch das Legat, welches der Stadt Charlottenburg ausgeſetzt wird, in einer nicht anzuerkennenden Weiſe übergegangen worden wären; es ſind nur Freunde, die außer der Stadt Charlottenburg bedacht worden ſind, und wenn ich mir die Liſte derjenigen Perſonen be⸗ trachte, für welche Legate ausgeſetzt ſind, ſo kann ich auch wohl annehmen, daß alle dieſe Per⸗ ſonen, die hier genannt ſind, im Verhältnis zu dem Grad der freundſchaftlichen Zugehörigkeit, in dem ſie zu dem dahingeſchiedenen Ehepaar ſtanden, reichlich bedacht ſind. Es ſind Summen von 750 000 ℳ, die an einzelne Leute kommen, andere haben 600 000 ℳ— erhalten, es ſind verſchiedene mit 20 000, 30 000 ℳ bedacht worden — alles recht bedeutende Summen. Ich könnte alſo damit ſchließen, daß ich Ihnen empfehle, den Magiſtrat zu ermächtigen, die An⸗ nahme dieſer Stiftung nachzuſuchen. Ich möchte mir aber doch noch geſtatten — ich glaube auch dazu verpflichtet zu ſein —, hier vor der Offentlichkeit auszuſprechen, daß wir in tiefſter Dankbarkeit der dahingegangenen Stifter gedenken, daß wir im Namen der Charlottenburger Bürger uns dieſen Leuten gegenüber tief veroflichtet fühlen, die in ſo weiſer und großherziger Weiſe unſerer Armen gedacht haben. Ich will nur hoffen, daß es uns gelingt — uns, ich meine die ſtädtiſchen Behörden—, dieſe Stiftung, die ſie auch klugerweiſe in ihren Beſtimmungen ſo wenig eingeengt haben, daß es, möglich iſt, alles das mit dem Gelde und mit dem Erlöſe des Grundſtücks zu machen, was nach dem heutigen Stand der Dinge als das Richtige und Wünſchenswerte erſcheint, — ich möchte die Hoff⸗ nung ausſprechen, daß es uns gelingt, hier ein recht ſchönes, wohlfahrtverheißendes Werk zu ſchaffen ganz im Sinne der Stifter. Ich glaube, das Ehe⸗ paar Puls hat ſich mit dieſer Stiftung ein Denkmal geſetzt dauernder, als irgend eines aus Stein und Erz ſein könnte, und ich glaube und hoffe, daß noch nach vielen Generationen und nach langer Zeit ihr Name von allen denen dankbar genannt wird, welche von ihren Wohltaten Vorteil und Nutzen ziehen können. Ich hoffe auch, daß indirekt dieſe Stiftung unſerer Stadt Charlottenburg noch reichen Segen bringt als ein leuchtendes Beiſpiel für alle ſolche, die mit reichen Glücksgütern ge⸗ ſegnet ſind und darüber verfügen können, ohne das Intereſſe der nächſtſtehenden Angehörigen irgendwie hinanzuſetzen. (Sehr gut! Bravo!) (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung nimmt davon Kenntnis, daß die Eheleute Puls a) Johann Friedrich Moritz Puls, verſtorben am 21. Juni 1895, b) Caroline Elfriede Dorothea Puls, geborene Hartmann, verſtorben am 13. Juli 1908, in ihrem am 21. Juli 1908 eröffneten Teſta⸗ ment die Stadt Charlottenburg zur Erbin mit der Maßgabe eingeſetzt haben, daß aus dem Nachlaß eine „Altersverſorgungsanſtalt für arbeitsunfähige Perſonen des Arbeiter⸗ und Kleinbürgerſtandes, Ehepaare oder ein⸗ zelne, männliche auch weibliche Perſonen“ zu errichten iſt, und beſchließt einſtimmig nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Der Magiſtrat wird ermächtigt, die König⸗ liche Genehmigung zur Annahme der Erb⸗ ſchaft nachzuſuchen.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Punkt 32 iſt durch den eingangs gefaßten Beſchluß an den Schluß der Tagesordnung geſetzt worden. Wir kommen zu Punkt 33 der Tagesordnung: Vorlage betr. Nachbewilligung von Mitteln für den Ban der höheren Mädchenſchule III1. — Druckſache 335. Berichterſtatter Stadtv. Harniſch: Es handelt ſich hier um die Schule in der Danckelmannſtraße, um die höhere Mädchenſchule III, die unter dem Umſtand zu leiden hatte, daß ihre Leitung in ver⸗ ſchiedenen Händen lag. Baurat Schmalz, der den erſten Entwurf fertigte, hat, nachdem der Koſten⸗ anſchlag zu dem erſten Projekt gemacht war, dasſelbe recht ſehr umgearbeitet, ohne daß ein neuer Koſten⸗ anſchlag ausgearbeitet werden konnte. Das Projekt iſt dann von Baurat Seeling erweitert worden, es ſind Bauteile hinzugekommen, die die Summe erhöht haben. Außerdem ſind techniſche Ver⸗ beſſerungen angewendet, die für die Schule von Vorteil ſind. Es ſind Decken in Hohlſteinen her⸗ geſtellt worden, was Vorteile gegen die erſt gewählten Zementdecken hat. Es iſt vielfach ſtatt Zink Kupfer verwendet worden, das zurzeit zwar teurer iſt, aber durch Fortfall der Reparaturen — die bei Zink unausbleiblich ſind — nach Jahren weſentlich vor⸗ teilhafter wird. Bei der Dacheindeckung ſind ver⸗ ſchiedene Vorzüge noch nachträglich gewählt worden, die natürlich auch rechneriſch als Plus in die Erſcheinung treten. Die Mehrausgaben ſind jeden⸗ falls voll begründet; ich bitte daher, dem Magiſtrats⸗ antrage zuzuſtimmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrage des Ma⸗ giſtrats, wie folgt: 14 Für den Neubau der höheren Mädchen⸗ ſchule III mit Direktor⸗Wohnhaus werden 30 000 ℳ aus Anleihemitteln nachbewilligt.) Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Die Punkte 34 und 35 ſind erledigt. Wir kommen zu Punkt 36 der Tagesordnung: