—— 392 — die Depoſitenbanken den Sparkaſſen eine ſehr große Konkurrenz gemacht wird, und daß die Spar⸗ kaſſen alle Mittel und vor allen Dingen hier in dieſem Falle das Mittel der Bequemlichkeit für das Publikum anwenden müſſen, um dieſer Kon⸗ turrenz zu begegnen. Wenn nun darauf hingewieſen wird, daß gerade in dem Kaufhaus des Weſtens auch die Deutſche Bank eine Depoſitenkaſſe ein⸗ gerichtet hat, ſo lag es ſehr nahe, nun dieſem Kon⸗ kurrenten der Sparkaſſe — und zwar einem ſehr bedenklichen — an demſelben Platze entgegen⸗ zutreten, d. h. in dasſelbe Geſchäftslokal, in das die Deutſche Dank ihre Depoſitenkaſſe hineingelegt hat, nun eine Annahmeſtelle der Sparkaſſe zu legen, um auf dieſe Weiſe den Abfluß der Beſucher der Sparkaſſe in die Depoſitenkaſſe der Deutſchen Bank zu paralyſieren. . Es kommt dabei noch ein weiterer Geſichts⸗ punkt in Frage. Das Kaufhaus des Weſtens wird von einer übergroßen Zahl von Beſuchern fre⸗ quentiert, die aus⸗ und eingehen; kein Menſch weiß, wohin dieſe Beſucher gehen; kein Menſch nimmt ein beſonderes Intereſſe an ihnen, kein Menſch kennt ſie; ob ſie in die Annahmeſtelle der Sparkaſſe gehen oder in das Kaufhaus des Weſtens oder in die Depoſitenkaſſe der Deutſchen Bank, danach fragt kein Menſch. Das iſt nach der Anſicht des Sparkaſſenvorſtandes ein Geſichtspunkt, der dem Gedanken durchaus wertvoll iſt, den Sparer zum Beſuch anzureizen. Nach der Beobachtung des Sparkaſſenvorſtandes leidet die große Mehrzahl ſie dem kleinen Gewerbetreibenden Konkurrenz, tun ſie ihm Abbruch uſw.? Er hat abſichtlich der Entſcheidung dieſer Frage gegenüber ſich zurück⸗ haltend verhalten; er hat betont, daß für ihn das Hauptgewicht auf die Intereſſen der Sparkaſſe zu legen ſei, und die ſchienen auch dem Magiſtrat durch den Beſchluß des Sparkaſſenvorſtandes gerade in hervorragender Weiſe hier gewahrt. (Bravo 1 Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Es iſt eine ſofortige Beſprechung der Anfrage von mehr als 5 Mitgliedern der Verſammlung beantragt. Wir treten in die Beſprechung ein. 4 4t 04 Stadtv. Bogel 1: Meine Herren, der Antrag hat natürlich auch dem Sparkaſſenvorſtande vor⸗ gelegen, und da kann ich konſtatieren, daß von ſämtlichen Mitgliedern des Sparkaſſenvorſtandes es abſichtlich abgelehnt worden iſt, auf die wirtſchaft⸗ liche Entwicklung der Kaufhäuſer einzugehen, ſondern es iſt lediglich der Nutzen, die Zweck⸗ mäßigkeit dieſer Annahmeſtelle an dieſem Ort für die Sparkaſſe ins Auge gefaßt worden. Hinzufügen möchte ich noch, daß ich und meine Fraktionsfreunde, die die Anfrage unter⸗ ſchrieben haben, es hauptſächlich deswegen getan haben, um Herrn Kollegen Liſſauer zu ermöglichen, die Anfrage hier überhaupt zu ſtellen. (Hört, hört! bei den Liberalen.) der übrigen Annahmeſtellen darunter, daß dort Ja, nur aus dieſem Grunde, Wir haben kein die Beſucher eine gewiſſe Sorge haben, daß ihre Wege in die Annahmeſtelle bekannt werden, und daß ſie beobachtet werden. Das iſt jedenfalls ein Geſichtspunkt des ſparenden Publikums, der hier unter allen Umſtänden gewährleiſtet wird; hier kommt kein Menſch hinterher und fragt: was haſt du denn da in dem Geſchäft gemacht? haſt du Geld hingetragen oder etwas geholt? — ſondern ſie gehen einfach ein und aus, kein Menſch fragt nach ihnen. Das iſt durchaus wertvoll. Und ſchließlich kommt ja noch hinzu, daß über⸗ haupt dort ein großer Zuſtrom von Menſchen iſt und auf dieſe Weiſe ſelbſtverſtändlich auch für die Sparkaſſenannahmeſtelle ein gewiſſer größerer Be⸗ ſuch vermutet werden kann, als er ſonſt vielleicht platzgreifen würde. Nun, glaube ich ferner, iſt der Herr Frage⸗ ſteller in einem Irrtum, wenn er wirklich meint, daß durch die Verlegung unſerer Sparkaſſenan⸗ nahmeſtelle in das Kaufhaus des Weſtens das Kauſhaus des Weſtens in die Lage kommt, Reklame zu machen. Das Kaufhaus des Weſtens hat meiner Anſicht nach eine ſo ſichere Kundſchaft, daß es wahrlich nicht abhängig iſt (Stadtv. Zander: Na, na!) — und kaum ſeinen Betrieb dadurch beeinflußt ſehen wird — von den Beſuchern, die in unſere Annahmeſtelle kommen. Umgekehrt wird aber an⸗ genommen werden dürfen, daß die Beſucher des Kaufhauſes des Weſtens in erheblichem Maße von der Annahmeſtelle Gebrauch machen und dadurch auch dort Kunden werden werden. Dieſen Standpunkt des Sparkaſſenvorſtandes hat der Magiſtrat gebilligt; er hat es deshalb nicht für angemeſſen gehalten, Stellung zu nehmen zu der Frage: ſind derartige große Zentraliſationen wie die großen Banken, die Kaufhäuſer uſw. über⸗ haupt zweckmäßig, ſind ſie zu wünſchen, machen Hehl daraus gemacht, daß wir mit dem Inhalt nicht einverſtanden ſind. Herr Kollege Liſſauer weiß ja auch, daß ich im Sparkaſſenvorſtand direkt gegen ſeinen Antrag geſprochen und geſtimmt habe. Ich glaube, auch ferner noch hinzufügen zu dürfen: wenn irgendjemand unzufrieden ſein könnte mit der Verteilung der verſchiedenen An⸗ nahmeſtellen, ſo, glaube ich, können es eher die Charlottenburger Apothekenbeſitzer ſein; denn von den ſämtlichen 7 Annahmeſtellen ſind 5 in Drogen⸗ handlungen. (Heiterkeit.) — Schade, eben geht Herr Kollege Zander hinaus; er würde es beſtätigen können, daß von den Apothekenbeſitzern keiner ſich dadurch benachteiligt fühlt. Stadtv. Liſſauer: Meine Herren, ich habe dem Herrn Bürgermeiſter nur kurz zu erwidern, daß die Nützlichkeitsgründe, die derſelbe aus⸗ einandergeſetzt hat, eigentlich nicht ausſchlaggebend ſein können. Wenn jemand in eine Drogerie geht oder in eine Apotheke, wird er doch auch nicht gefragt, ob er dort Kurellaſches Bruſtpulver oder Vaſeline gekauft oder ob er Geld für die Sparkaſſe eingezahlt hat. Ich glaube, daß das alſo wohl kein Grund für die Verlegung einer Annahmeſtelle in das Kaufhaus ſein kann. Was der Herr Bürgermeiſter ferner vorgetragen hat, daß derſelbe nicht in Erwägung gezogen hat, ob dem Warenhaus ein Mittel zur Reklame an die Hand gegeben wurde, ſo räume ich ein, daß der Magiſtrat das tatſächlich nicht in Erwägung gezogen hat, und das iſt es gerade eben, was mich bewegt, Stellung dagegen einzunehmen, weil ich der Anſicht bin, daß, je größer das Gremium iſt, auch je weiter ſeine Geſichtspunkte ſein müſſen. Je größer aber die Konkurrenz der Warenhäuſer