—— 400 — bloß die Ziffern 1, 11 uſw. angegeben werden. Trotzdem ich mich viel mit dem Etat beſchäftige, kann ich abſolut nicht behalten, was für ein Kapitel das gerade iſt, wenn ich bloß die Zahl ſehe. Das vergißt man leicht wieder: man muß erſt ein anderes Aktenſtück zu Hilfe nehmen, um ſich darüber zu informieren. Zuſatz, event. durch Anwendung von kleinerem Druck, wenn der Raum auf der Seite nicht aus⸗ reichen ſollte, die Kapitelbezeichnung hinzugefügt werden. Uns würde dadurch die Überſicht er⸗ leichtert. Nun, meine Herren, komme ich aber zu der wichtigeren Frage dermateriellen La g e unſeres Haushalts. Nach der Zuſammenſtellung haben wir einen Überſchuß im Etatsjahr 1907 von 1.36 Millionen gehabt. Das könnte auf den erſten Blick ſehr günſtig erſcheinen. Ich möchte gerade meine Herren Kollegen bitten, ſich die Sache etwas näher zu überlegen und ſich nicht durch dieſe Zahl, die auch in den Zeitungen immer angeführt wird, täuſchen zu laſſen — ſelbſtverſtändlich den Ausdruck „täuſchen“ nicht in dem Sinne gebraucht, der irgendwie jemand zu nahe treten könnte. — Meine Herren, in den 1,36 Millionen ſteckt zunächſt der Überſchuß von einer Million, den wir immer aus dem Vorjahre übernehmen. Den müſſen wir glattweg abrechnen. Wir können nur mit einem tatſächlichen Überſchuſſe von 0,36 Million rechnen. Weiter haben wir bereits einen Teil dieſes Über⸗ ſchuſſes für Pflaſterungen in dieſem Jahre feſt⸗ gelegt, und zwar ſind das 254 000 ℳ. Es ver⸗ bleiben alſo nur 110 000 ℳ, die jetzt als Überſchuß zu verwenden ſind. Aber auch dieſe ſind im jetzigen Etatsjahre, wie Sie wiſſen, ſchon mit Beſchlag belegt: denn wir haben 367 000 ℳ aus dem Ausgleichsfonds nehmen müſſen, um den Etat zu balanzieren. Dieſe 367 000 ℳ des Ausgleichs⸗ fonds vermindern ſich allerdings um dieſe 110 000 ℳ. Wir werden aber doch noch ungefähr eine Viertelmillion, trotz des ſcheinbar günſtigen Abſchluſſes, aus dem ſchon vorher angeſammelten Ausgleichsfonds nehmen müſſen, um den Etat ſo zu balanzieren, wie es gedacht war. Weiter möchte ich darauf aufmerkſam machen, daß bei dem Vergleich der Einnahmen des Jahres 1907 mit den Zahlen, die uns jetzt in bezug auf die Gaseinnahmen zugegangen ſind, doch ſehr erhebliche Bedenken aufſtoßen, wie wir weiter gut wirtſchaften können. Es ſind uns Zuſammen⸗ ſtellungen vorgelegt worden, wonach wir im Jahre 1907 gegen das Vorjahr eine Zunahme des Gasverbrauchs, der Gasabgabe im Juni um 189%, im Juli um 19% gehabt haben, in dieſem Jahre dagegen nur um 1%, bzw. 2%! Meine Herren, das ſind Zahlen, die reden. Es iſt nur der zehnte Teil der 3Zunahme eingetreten wie im vergangenen Jahre. Im Etat haben wir natürlich nicht mit einer ſo geringen Zunahme gerechnet, ſondern mit einer Zunahme von ungefähr 12 bis 13%. Ich will Sie nicht mit noch mehr Zahlenmaterial beläſtigen; wenn man aber die tatſächliche Gas⸗ ſteigerung der letzten Monate zugrunde legt, ſo würde man bereits bei dem privaten Gasverbrauch ein Defizit von 300 000 ℳ zu gewärtigen haben. Ahnlich liegt es auf anderen Gebieten unſerer Einnahmen. Das gibt mir Veranlaſſung, doch den Herren Kollegenrecht ans Her z zu legen, ſich beijeder Vorlage, die Da könnte wohl in einem kleinen! ſwir erhalten, die Frage ernſthaft zu ſtellen iſt die Ausgabe auch not⸗ wendig, oderiſt ſienichtnotwendig, können wir es bei der jetzigen Lage unſerer Finanzen verantworten, „dieſe Ausgabezuleiſten, odernicht 29 Meine Herren, ich will nicht zu ſchwarz malen. Ich gebe vollkommen zu, daß Charlottenburg Hilfs⸗ quellen hat, die noch nicht erſchloſſen ſind, daß auch Hilfsquellen vorhanden ſind, die im Laufe der nächſten Jahre in die Erſcheinung treten werden oder treten können. Aber Sie wiſſen, meine Herren, es ſchweben auch Steuern in der Luft, die das Ergebnis beeinfluſſen könnten. Wir müſſen vor⸗ ſichtig rechnen. Darum möchte ich gerade bei dieſem Jahresabſchluß dringend bitten oder wenig⸗ ſtens zur Erwägung geben, ob es ſich für den Fall, daß bei den Etatsvorberatungen wie bei den Etatsberatungen nicht die Zeit ſein wird, die Frage neuer Steuerquellen oder der geſamten Finanzlage der Stadt eingehend zu erörtern, nicht empfiehlt, durch eine beſondere Kommiſſion oder einen von Mitgliedern des Magiſtrats und der Stadtverordnetenverſammlung zuſammengeſetzten Ausſchuß die Frage der Finanzlage unſerer Stadt ganz eingehend zu prüfen. Ich glaube auch nicht, daß durch Abſtriche an einzelnen Vorlagen, die ja manchmal nur einen kleinen Betrag ausmachen können und überhaupt immer ſchwer auszuführen ſind, das Problem — ſo möchte ich es nennen — für die nächſten Jahre gelöſt werden wird. Ich glaube in der Tat, daß es nicht möglich ſein wird, ohne die Erſchließung etwaiger weiterer Ein⸗ nahmequellen aus dieſen Verhältniſſen glatt her⸗ auszukommen. Aber dann ſehen wir der Gefahr, die augenblicklich vorliegt, auch klar ins Auge, und ergreifen wir rechtzeitig die Mittel, die zu ihrer Beämpfung nötig ſind. Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Meine Herren, der Herr Vorredner hat ſich nach zwei Seiten geäußert: einmal nach der formellen Seite des Jahresabſchluſſes für 1907 und einmal nach der materiellen Seite. Was die formelle Seite betrifft, ſo glaube ich, daß der Jahresabſchluß ſich nicht anders aufſtellen laſſen wird, als es bisher der Fall geweſen iſt. Denn wenn man den Vorſchlägen des Herrn Vor⸗ redners folgen und einzelnes aus dem Jahres⸗ abſchluß, was ihm unnötig erſcheint, herauslaſſen wollte, dann würde man eben keinen vollſtändigen Jahresabſchluß erhalten. Da die einzelnen Kapitel aufgerechnet werden müſſen, damit man ein richtiges Bild bekommt, ſo läßt es ſich unmöglich machen, daß einzelne Teile dieſes Abſchluſſes, die vielleicht auf dieſe Weiſe doppelt gedruckt werden — wo ſich keine Veränderung ergeben hat —, wegge⸗ laſſen werden, ganz abgeſehen davon — das hat der Herr Vorredner ganz richtig bemerkt —, daß der vollſtändige Abſchluß für den Magiſtrat und ſämtliche Verwaltungsſtellen unbedingt notwendig iſt. Soll in den Ausführungen des Herrn Vor⸗ redners liegen, daß die Stadtverordnetenverſamm⸗ lung eine beſondere Nachweiſung außer dem Ab⸗ ſchluß noch wünſcht, worin vielleicht kurz die Ver⸗ änderungen gegen den Etat mit Begründung dargeſtellt ſind, ſo müßte die Frage erwogen werden, ob man dieſer ziemlich großen Arbeit ſich unterziehen ſoll. Ich möchte jedoch darauf hinweiſen, daß